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Landeshaushaltspolitik aus der Geschlechterperspektive

LPA - In der Berufsbildung sind an die 60 Prozent der Mitarbeiter Frauen, an sie gehen 52 Prozent der Lohnzahlungen. Die Leistungen und die Geldmittel der Berufsbildung kommen zu über 57 Prozent Männern zu gute. Diese Daten stellte heute (Mittwoch, 11. Juni) in Bozen ein Forschungsteam vor, das im Auftrag des Landes die Aufteilung der Haushaltsmittel der drei Landesabteilungen deutsche, ladinische und italienische Berufsbildung aus der Geschlechterperspektive unter die Lupe genommen hat.

LR Werner Frick und LRin Luisa Gnecchi bei der heutigen Vorstellung der Gender-Budgeting-Studie im Bozner Palais Widmann

Frauen und Männern sollen gleichberechtigt an den finanziellen und materiellen Ressourcen eines Landes teilhaben. Dieser Grundsatz wird internationalen Institutionen, der EU, von Italien und auch von Südtirol mitgetragen. Um ihn auch umzusetzen, bedarf es geschlechtsspezifischer Budgetanalysen und eventueller Kurskorrekturen. In manchen Ländern (Australien, den Ländern des Nordic Council, der Schweiz) ist dieses so genannte Gender Budgeting bereits Teil der Haushaltspolitik. Es soll neben der geschlechtergerechten Ressourcenverteilung auch Transparenz in die Verwendung der öffentlichen Mittel bringen.

Als erste öffentliche Körperschaft in Südtirol hat sich der Landesbetrieb auf das Gender Budgeting eingelassen. Im Rahmen eines über den Europäischen Sozialfonds finanzierten Pilotprojekts wurde das Institut für Sozialforschung und Demoskopie „Apollis“ aus Bozen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialforschung und Entwicklungsberatung „GenderLink“ aus Salzburg beauftragt, Bereiche des Landeshaushalt auf seine Geschlechtergerechtigkeit hin zu untersuchen.

Aus der Geschlechterperspektive wurde in den vergangenen Monaten die Berufsbildung des Landes unter die Lupe genommen. Dabei wurden in Zusammenarbeit mit der Landesabteilung Haushalt und Finanzen die Ausgaben im Bereich der beruflichen Weiterbildung - selbstverständlich unter Berücksichtigung der Bildungsziele - analysiert, ebenso die Zuteilung der Lehraufträge.

Landesrätin Luisa Gnecchi wertete die Ergebnisse der Untersuchung als zufriedenstellend. "Wir können in der Berufsbildung von einer annähernd gerechten Mittelverteilung sprechen", so die Landesrätin. Sie verwies darauf, dass die Landesregierung 2003 die Chancengleichheit von Frau und Mann zu einem ihrer Ziele erklärt habe. Über das ‚Gender Budgeting’ könne weiter Bewusstsein geschaffen und ein Schritt zur Verringerung geschlechterspezifischer ökonomischer Ungleichheiten gesetzt werden, erklärte Gnecchi bei der heutigen Vorstellung.

„Gender Budgeting verlangt neue Bewertungs- und Analyseinstrumente und neue Strategien in der Haushaltspolitik, die mehr Gewicht auf die Bewusstseinsbildung für geschlechterspezifische Aspekte bei öffentlichen Ausgaben und Transparenz der hierzu bereit gestellten öffentlichen Geldmittel legen“, erklärte Finanzlandesrat Werner Frick. Durch das Pilotprojekt, über das drei Prozent des Landeshaushalts untersucht worden sind, solle eine Diskussion über die geschlechterspezifische Verteilung der Finanzen auch in anderen Bereichen eingeleitet werden, so Frick.

Die Ergebnisse der Untersuchung stellten heute Hermann Atz von "apollis" und Erika Pricher von "GenderLink" vor. Demnach beläuft sich der Anteil der unmittelbaren Leistungsempfängerinnen im Bereich Berufsbildung auf 40 Prozent. Bei der Lehrlingsausbildung beträgt die Frauenquote 30 Prozent, jene der Männer 69. Die berufliche Weiterbildung wird zu 43 Prozent und die Vollzeitlehrgänge der Berufsbildung zu 47 Prozent von Frauen in Anspruch genommen. Laut Gehaltsaufstellung der Landesbediensteten im Bereich Berufsbildung gehen 55 Prozent aller Lohnzahlungen an Frauen.

Neben Fakten bietet die Untersuchung auch Denkanstöße für Politik und Verwaltung: So werden eine durchgehende Erfassung geschlechtsspezifischer Daten und die Anwendung spezifischer Planungs- und Kontrollinstrumente empfohlen.

jw

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