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Große Verdienstorden des Landes Südtirol verliehen

(LPA) Zum ersten Mal sind heute (5. September) auf Schloss Tirol die Großen Verdienstorden des Landes Südtirol verliehen worden. Geehrt wurden zwölf Persönlichkeiten, die Südtirols Geschicke in den letzten Jahrzehnten mitbestimmt haben - und zwar von außen.

Der 5. September, der Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Vertrags, sei ein Datum, das für Südtirol von grundlegender Bedeutung sei, so der Landeshauptmann, der heute die Ehrungen vorgenommen hat. Grundlegend, weil man damals zwar nicht erhalten habe, was man gefordert hatte, sprich: die Selbstbestimmung, aber mit der Autonomie eine realistische Chance, dass sich Südtirols Schicksal zum Besseren wende. "Man hat damals auch von Südtiroler Seite gut daran getan, die Autonomie anzunehmen, denn hätte man länger auf eine weitergehende Lösung gesetzt, wäre es vielleicht zu spät gewesen", so der Landeshauptmann.

Dass man die Chance, die der Vertrag geboten habe, genutzt habe und das Land solch eine Entwicklung durchmachen konnte, sei dem Einsatz der Bevölkerung zu danken, aber auch vielen Freunden außerhalb Südtirols. "Wir wollen ihren Einsatz nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern uns öffentlich und von Herzen bedanken und dazu bietet der Große Verdienstorden die Gelegenheit", erklärte der Landeshauptmann. Den Geehrten sei es zu verdanken, dass die Autonomie heute allen zum Vorteil gereiche und man eine Entwicklung genommen habe, die von einem Gegeneinander der Volksgruppen über ein Nebeneinander zu einem Miteinander und Füreinander geführt habe.

Geehrt wurden heute - wie der Landeshauptmann betonte - vor allem Männer der ersten Stunde, jene also, die von aller Anfang an die Südtirolautonomie und die Entwicklung des Landes maßgeblich beeinflusst oder mitgestaltet haben. So wurde Maestro Claudio Abbado für seinen Einsatz um die Kultur, die Musik und die Jugend in Südtirol geehrt. "Er ist in einer Zeit zu uns gestanden, in der sich viele andere von uns abgewandt haben", so der Landeshauptmann über den heute verhinderten Abbado.

Aus gesundheitlichen Gründen heute nicht entgegengenommen hat Giulio Andreotti den Großen Verdienstorden. Er habe die gesamte Entwicklung des Pakets begleitet, sei oft ein harter Verhandlungspartner aber letztendlich auch jener gewesen, der vor dem Parlament erklärt habe, dass es eine einseitige Abänderung des Autonomiestatuts nicht geben könne.

Als "großer Freund Südtirols" wurde heute auch der ehemalige ORF-Generalintendant Gerd Bacher mit dem Großen Verdienstorden ausgezeichnet. "Es war für unsere kulturelle Entwicklung unverzichtbar, dass wir deutschsprachiges Fernsehen in Südtirol empfangen konnten", so der Landeshauptmann. Zudem habe der Empfang des ORF die Beziehungen zum Vaterland Österreich gefestigt, nachdem man allabendlich an dessen Entwicklung teilgehabt habe.

Paolo Costa wurde gleich für mehrere seiner Funktionen geehrt. Als Rektor der Universität Ca' Foscari in Venedig sei er erster Ansprechpartner beim Aufbau von Hochschulstrukturen in Südtirol gewesen, als Infrastrukturminister derjenige, der den Übergang der Staatsstraßen an das Land durchgesetzt habe, und als Präsident der Verkehrskommission im EU-Parlament einer, der für den Bau des Brennerbasistunnels entscheidende Schritte gesetzt habe und immer noch setze.

"Gott sei Dank erkennt Europa heute an, dass Anders-Sein eine Bereicherung ist", betonte der Landeshauptmann heute bei der Ehrung des ehemaligen EU-Abgeordneten Otto von Habsburg und unterstrich, dass dies nicht immer so gewesen sei. Dass heute Verständnis für die Minderheiten da sei, liege an jenen, die sich bereits früh dazu bekannt hätten und mit ihrer gewichtigen Stimme für die Anliegen der Minderheiten eingetreten seien, wie dies von Habsburg getan habe. Es sei vor allem für Minderheiten wie jene in Südtirol erfreulich, dass durch das Zusammenwachsen Europas die Grenzen gefallen seien. "Nun müssen wir allerdings auch noch die Grenzbalken in unseren Köpfen beseitigen", so der Landeshauptmann.

Der Unternehmer Friedrich Hoppe (stellvertretend für ihn hat heute sein Sohn die Auszeichnung entgegen genommen) wurde heute mit dem Großen Verdienstorden des Landes Südtirol ausgezeichnet, weil er es riskiert habe, in unsicheren Zeiten in Sütirol zu investieren. "Wir hatten nach dem Krieg buchstäblich nichts: keine politischen Zuständigkeiten, keine Schulen, keine Infrastruktur, keine Arbeitsplätze", so der Landeshauptmann. Unternehmer wie Hoppe hätten diese Arbeitsplätze geschaffen und so den Südtirolern eine Zukunftsperspektive eröffnet.

"Ein sehr enges, ja brüderliches Verhältnis" machte der Landeshauptmann heute zwischen Südtirol und den österreichischen Bundesländern aus. "Ein kleines Land wie Südtirol braucht Verbündete, in den Bundesländern haben wir diese immer gefunden", so der Landeshauptmann. Stellvertretend wurde heute Josef Krainer, ehemaliger Landeshauptmann der Steiermark, geehrt. "Die Steiermark hat uns immer unterstützt, beraten und zur Seite gestanden, wenn wir es am nötigsten hatten", so der Landeshauptmann heute.

Zur Ordensverleihung nicht kommen konnte der ehemalige österreichische Außenminister Alois Mock. "Ihn müsste man heilig sprechen", so der Landeshauptmann heute mit Verweis auf Mocks Geduld angesichts immer neuer Forderungen und Vorstellungen der Südtiroler vor dem Paketabschluss. "Mock hat immer betont, dass es besser sei gut abzuschließen als schnell abzuschließen und damit hatte er vollkommen recht", so der Landeshauptmann. Und: "Die Streitbeilegung ist für uns etwas Großartiges."

Einer, der die Südtiroler Nachkriegsentwicklung von der ersten Stunde an beeinflusst hat, ist Ex-Botschafter Ludwig Steiner, der heute ebenfalls mit dem Großen Verdienstorden ausgezeichnet worden ist. "Er hat bei keiner Verhandlung gefehlt, hat uns immer beraten, ausgelotet, was machbar ist, und Wege aufgezeigt, wie wir Forderungen durchsetzen konnten", so der Landeshauptmann. Er hoffe nun, dass es Steiner freue, wenn er sehen könne, wie "sein" Vertragswerk mit Leben erfüllt worden sei, erklärte der Landeshauptmann.

Posthum geehrt wurde heute Ex-Kanzler Fred Sinowatz. "Er war einer von jenen, die nicht immer erzählt haben, was sie denn gerade geleistet haben, sondern auch im Stillen gearbeitet hat", so der Landeshauptmann. Sinowatz habe mit der Unterstützung der Lehrerausbildung die Basis für Südtirols Schule gelegt, Kulturinitiativen gefördert, Sporteinrichtungen geschaffen und es dank großzügiger Stipendien etlichen Bauern- und Arbeiterkindern ermöglicht, Universitäten zu besuchen.

Nicht bei der Ehrung dabei sein konnte auch der ehemalige deutsche Bundesminister Hans-Jochen Vogel. "Er ist ein besonderer Freund Südtirols und hat in allen seinen Funktionen für unsere Anliegen stets ein offenes Ohr gehabt", so der Landeshauptmann.

Mit Reinhold Würth hat heute ein zweiter Unternehmer den Großen Verdienstorden in Empfang nehmen können. "Dank des Engagements der Firma Würth haben viele Südtiroler in einer dunklen Zeit Mut und Hoffnung geschöpft, viele Jungunternehmer konnten sich ein Beispiel nehmen", so der Landeshauptmann heute. "Und auch wenn Würth ein Weltunternehmen ist, so ist es für die Bevölkerung hier doch immer auch ein Südtiroler Unternehmen", so der Landeshauptmann, der heute zudem Würths kulturellen Einsatz gewürdigt hat.

chr

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