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Krise und andere Faktoren kosten 1000 Arbeitsplätze in sechs Monaten

(LPA) Welche Folgen zeitigt die Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt? Und sind wirklich alle verloren gegangenen Arbeitsplätze auf die Krise zurückzuführen? Diesen beiden Fragen geht die Landesabteilung Arbeit in der neuesten Ausgabe von "Arbeitsmarkt News" nach und kommt zu einem differenzierten Ergebnis. Kurz: nicht nur die Krise ist schuld am Verlust von rund 1000 Arbeitsplätzen im letzten Halbjahr.

"Zu beobachten ist ein Mix aus Ursachen und Problemen", erklärt Arbeitslandesrätin Barbara Repetto. So hätten manche der Entwicklungen, die nun zum Verlust von Arbeitsplätzen zumindest beigetragen hätten, bereits vor zwei bis drei Jahren begonnen. "Zusammen mit den Folgen der Krise, der sich auch Südtirol nicht entziehen kann, haben sie im ersten Halbjahr saisonbereinigt rund 1000 Arbeitsplätze gekostet", so Repetto

Der am schwersten betroffene Sektor ist das Bauwesen mit seinen Zulieferern, die sich bereits seit 2007 in Schwierigkeiten befinden. Von Anfang 2008 an gingen in 15 Monaten rund 1000 Arbeitsplätze verloren, was rund fünf bis sechs Prozent der abhängig Beschäftigten dieses Sektors entspricht.

Das erste deutliche Anzeichen für eine Negativentwicklung im produzierenden Gewerbe zeigen hingegen die Daten vom Juni. So wurden drei Prozent weniger Beschäftigte als im vergangenen Jahr erhoben. "Das ganze Ausmaß des Abbaus von Arbeitsplätzen wird zum Teil durch die Tatsache verschleiert, dass bis jetzt viele Entlassungen durch Lohnausgleich, Abbau von Überstunden, Nichtbeschäftigung von Leiharbeitern oder Zwangsurlaub vermieden werden konnten", so Helmuth Sinn, Direktor der Landesabteilung Arbeit. "Dies sind wichtige Instrumente, um die Krise vorübergehend aufzufangen", so Sinn. Insgesamt war auch im produzierenden Gewerbe bis Ende Juni ein Rückgang von 1000 Arbeitsplätzen festzustellen, zu dem weitere rund 200 Arbeitsplätze kommen, die mit Leiharbeitern besetzt waren. Der Rückgang entspricht demnach rund drei Prozent innerhalb von zwölf Monaten.

Von allen Dienstleistungen habe der Handel die größten Schwierigkeiten, auch wenn es auch hier zu differenzieren gelte, heißt es aus der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt. Während der Handel insgesamt in den letzten sechs Monaten ein leichtes Wachstum um 100 bis 200 Arbeitsplätze verzeichnen konnte, zeigten sich deutliche Unterschiede, wenn man den Sektor in seine drei größten Bereiche zerlege: Einzelhandel, Großhandel sowie Kfz-Handel und -Reparaturen. Am stärksten betroffen sei letzterer Bereich, dessen Beschäftigungskrise sich bereits Ende 2007 mit ersten Entlassungen angekündigt habe. So gingen von Ende 2007 bis Mitte 2009 fast 200 Arbeitsplätze verloren, das sind sieben Prozent der durchschnittlichen Beschäftigung von 2007.

Im Einzelhandel habe die Beschäftigung in den letzten Monaten des Jahres 2008 nicht mehr zugenommen und verzeichne in den ersten Monaten 2009 einen leichten, saisonal bereinigten Rückgang um rund 100 Arbeitsplätze. "Dieser Rückgang ist, wenn auch mäßig, doch bemerkenswert, da der Einzelhandel seit mindestens zehn Jahren ein kontinuierliches Beschäftigungswachstum verzeichnet hat; in den letzten Jahren bis zu zehn Prozent jährlich", erklärt Sinn. Auch im Großhandel zeige sich die Krise zunächst in der Tatsache, dass das Jahr 2008 das Ende einer mehr als zehnjährigen Phase mit Wachstumsraten um vier Prozent jährlich markiere.

Ein weiterer Problembereich im Dienstleistungssektor sei der Gütertransport auf der Straße. Von Anfang 2008 bis heute sei hier ein Rückgang von 150 bis 200 Arbeitsplätzen festzustellen, was wiederum rund vier Prozent der etwa 4000 abhängig Beschäftigten der Branche entspreche.

Auch das Hotel- und Gastgewerbe zeige in den saisonal bereinigten Daten deutliche Krisenanzeichen. "Diese konnten bisher übersehen werden, weil das ganze Jahr 2008 besonders erfolgreich verlaufen ist und die späten Osterferien 2009 die Spätwinter- und Frühlingsdaten noch recht gut aussehen ließen", so der Direktor. Während in den letzten Jahren jährlich etwa 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten, entstanden seit der vergangenen Wintersaison keine neuen Arbeitsplätze mehr: im Mai seien sogar zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt weniger Beschäftigte als im Vorjahr gemeldet worden.

Positiv sei die Entwicklung in jenen Bereichen, die vor allem von Entscheidungen der Öffentlichen Hand abhingen. So führte etwa der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs dazu, dass der Personentransport im Gegensatz zum Gütertransport auf der Straße nicht nur keine Einbrüche zu verzeichnen hatte, sondern mit 200 neuen Arbeitsplätzen (plus sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr) das Beschäftigungswachstum der vergangenen Jahre fortsetzen konnte. Auch im Bereich der Öffentlichen Verwaltung, im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen habe sich das in Vergangenheit beobachtete Wachstum unvermindert fortgesetzt. "Allerdings handelt es sich, wie schon in der jüngsten Vergangenheit, fast ausschließlich um Arbeitsplätze, die durch die weitere Verbreitung von Teilzeitverträgen entstehen, die in den allermeisten Fällen mit Frauen abgeschlossen werden", so Sinn.

chr

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