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Archäologiemuseum: Bozner Radiologen lüften Mumiengeheimnisse

(LPA) Zwei Mumien, die eines Kindes und eines Erwachsenen, aus der Sonderausstellung „Mumien - Der Traum vom ewigen Leben“ sind am Bozner Regionalkrankenhaus mit Computertomografie (CT) untersucht worden, dabei haben die Bozner Radiologen Paul Gostner und Patrizia Pernter völlig neue Erkenntnisse gewonnen.

Imhotep: Dreidimensionale Rekonstruktion des Wesirs von Theben © Südtiroler Archäologiemuseum / Regionalkrankenhaus Bozen; Mumie des Imhotep © Museo delle Antichità Egizie, Torino foto-dpi.com

Das Kleinkind, das mit einem Leinentuch bedeckt und in einen Korbsarg gebettet ist, wurde etwa zwei bis zweieinhalb Jahre alt und trägt eine Perlenkette. Eine mögliche Todesursache ist am Skelett jedoch nicht ablesbar. Das Geschlecht ist nicht mehr nachweisbar, ein DNA-Test soll nun darüber Aufschluss geben. Damit könnte geklärt werden, ob die im Korb mit gefundenen Beigaben wie Sandalen oder ein Salbgefäß zu der Kindermumie gehören.

Bei der zweiten Mumie, dem Wesir von Theben namens Imhotep, handelt es sich um einen hochrangigen Beamten aus der vorklassischen Zeit (1550 v. Chr. – 1292 v. Chr.) unter dem Pharao Thutmosis I. Seine Mumie stammt aus dem Tal der Königinnen im Süden Thebens und kam im Rahmen italienischer Ausgrabungen 1903 in das Ägyptische Museum Turin. Aufgrund einer Inschrift wird vermutet, dass Imhotep der Lehrer der Pharaonenkinder war. Die Gräber im Tal der Königinnen sind ohne Ausnahme beraubt, außer einigen wenigen Objekten wie zum Beispiel Essensbeigaben (eine Ente) ließen die eindinglinge keine Grabbeigaben zurück. Die CT-Untersuchungen bestätigten das planvolle Vorgehen der Grabräuber: die Mumie des Wesirs wurde grob zerstückelt, um an wertvolle Amulette, die den Leichnam beschützen sollten, und Schmuck heranzukommen. Die Finger der Mumie sind auf der Suche nach Ringen abgeschnitten worden und fehlen. Ungewöhnlich ist ein noch nicht identifizierter dunkler Gegenstand am Hals der Mumie: Möglicherweise ein Amulett in den Bandagen, das den Grabräubern entging. Die CT-Untersuchung ließ einen Mann zwischen 45 und 55 Jahren erkennen, der zwischen 163 und 165 cm groß wurde und bei relativ guter Gesundheit war. Sorgen bereiteten ihm jedoch starker Kariesbefall der Zähne und ein ausgedehnter Zahnabszess, der schließlich den Kieferknochen zerstörte und durch Blutvergiftung zum Tod führte.

Beide Mumien stammen aus dem Ägyptischen Museum Turin (Museo delle Antichità Egizie, Torino) und sind in Bozen zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich. Über ihre Lebensumstände war bisher wenig bekannt. Bereits bei der Ausstellungsgestaltung war deshalb vereinbart worden, dass sie im Rahmen des wissenschaftlichen Begleitprogrammes des Ausstellung invasionsfrei untersucht werden. Der Radiologe Paul Gostner, de rbereits den Ötzi untersucht hat, sowie seine Kollegin Pernter haben die beiden bandagierten Mumien am Regionalkrankenhaus in Bozen unter die Lupe genommen. Die medizinische Untersuchung der Mumien war von der Sovrintendenza per i Beni Archeologici del Piemonte e del Museo Antichità Egizie in Turin genehmigt und in Zusammenarbeit mit dem EURAC-Institut für Mumien vorbereitet worden.

An der Untersuchung von Imhotep sind auch US-amerikanische Leihnehmer sehr interessiert. Nach dem Aufenthalt in Bozen wird die weltgrößte Mumienausstellung an verschiedene Stationen in den USA weiterreisen. Zur Eröffnung der Mumienausstellung in Los Angeles im  Juni 2010 wird der amerikanische Schauspieler Arnold Vosloo erwartet, der in den beiden Hollywood-Filmen „The mummy“ (1999) und „The mummy returns“ (2001) die Hauptrolle des fiktiven Hohepriesters Imhotep spielte.

mac

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