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Neues Südtirol-Abo: Neues Produkt, neue Tarife, neue Zielgruppen

Wer das am Montag von der Landesregierung beschlossene Südtirol-Abo für öffentliche Verkehrsmittel allein auf neue Tarife herunterbricht, tut ihm unrecht: "Wir schaffen mit dem Abo ein ganz neues Produkt, das völlig unkompliziert zu handhaben ist, mit dem wir neue Zielgruppen erreichen und die Pendler dazu animieren, öffentliche Verkehrsmittel auch in der Freizeit zu nutzen", so Landesrat Thomas Widmann.

Haben das Südtirol-Abo heute vorgestellt: (v.l.) Ressortdirektor Gianfranco Iellici, LR Thomas Widmann und Amtsdirektor Günther Burger (Foto: Pertl)

Widmann hat das neue Südtirol-Abo heute (3. März) an der Talstation der Rittner Seilbahn vorgestellt, einem Ort, der nicht zufällig gewählt worden ist: "Das neue Tarifsystem ist ein weiterer Meilenstein der Mobilitätspolitik, setzt aber auf dem in den letzten Jahren erfolgten Ausbau und der Verbesserung des Angebots im öffentlichen Nahverkehr auf", so der Landesrat heute. Zunächst habe man attraktive Angebote (Vinschger und Pusterer Bahn, Rittner Seilbahn, Mendelbahn) geschaffen, habe das Angebot verdichtet (Südtirol-Takt mit halbstündigen Fahrten zu Stoßzeiten) und die gefahrenen Kilometer erhöht (von 2,8 Millionen Bahnkilometern im Jahr 2004 auf 5,7 Millionen 2009; von 22,1 Buskilometern 2004 auf 28,6 Millionen 2009) und erst dann ein gänzlich neues Tarifsystem eingeführt, das ab 1. Jänner kommenden Jahres gelten wird.

Um die Neuerungen zu erläutern, zeichnete Widmann heute zunächst die derzeitige Situation nach. Südtirol habe zur Zeit die niedrigsten Tarife im öffentlichen Nahverkehr in Mitteleuropa und seit 15 Jahren keine Anpassung mehr vorgenommen. "Real sind die Fahrpreise in diesen Jahren also stetig gesunken, und zwar um rund 60 Prozent", so der Landesrat. 2008 sei man so gerade auf eine Kostendeckung von 16,4 Prozent gekommen;  Ausgaben für die Öffis in Höhe von 128 Millionen Euro standen Ticketeinnahmen in Höhe von 21 Millionen Euro gegenüber. Dabei schreiben Staat und EU eine Kostendeckung von 35 Prozent vor. Zudem habe man mit all den Abos und Tickets über die Jahre einen Tarifdschungel geschaffen, in dem die Orientierung schwer falle.

Diesem macht man mit dem neuen Tarifsystem ein Ende. Der Preisgestaltung liegt dabei ein Vergleich mit den Kosten der Mobilität im Auto zugrunde. "Keine Einzelkarte sollte mehr kosten, als die selbe Fahrt in einem Kleinwagen aufgeteilt auf drei Personen, für die höchste Tarifstufe im Abo galten die Kosten im Kleinwagen aufgeteilt auf sechs Personen als Referenzwert, für die niedrigste Stufe ein Wert bezogen auf neun Personen", so Widmann.

Herzstück des neuen Tarifsystems ist das Südtirol-Abo, das landesweit für alle Öffis gelten wird, und zwar zeitlich unbegrenzt. Das Abo wird in Form einer Chipkarte ausgestellt, der Fahrpreis automatisch und "contactless" beim Aussteigen abgebucht. Vorgesehen sind verschiedene Arten des Abbuchens. So kann die Karte an Verkaufsschaltern, übers Internet oder eigene Apps für Smartphones aufgeladen werden, sodass der Fahrpreis von diesem Guthaben abgezogen werden kann. Zweite Möglichkeit ist, die Kosten für die Nutzung der Öffis direkt vom Bankkonto abbuchen zu lassen.

Grundsätzlich gilt für das Südtirol-Abo, dass wer mehr fährt, auch weniger zahlt. So kosten die ersten tausend Kilometer acht Cent pro Kilometer, für Kilometer 1001 bis 10.000 fallen vier Cent an, für Kilometer 10.001 bis 20.000 zwei Cent. "Alle Kilometer, die darüber hinaus gefahren werden, sind kostenlos, womit sich die maximalen Kosten pro Jahr auf 640 Euro belaufen", so der Landesrat. Für Familien wird die Möglichkeit geschaffen, ein gemeinsames Kilometerkonto zu führen, für Betriebe werden Kilometer-Gutschriften angedacht, wenn diese ihre Mitarbeiter zum Pendeln mit den Öffis anhalten, und auch Kilometer-Gutschriften zu besonderen Anlassen (etwa großen Events) sind denkbar.

Weiterhin kostenlos fahren Schüler und Senioren über 70, für Studenten, Lehrlinge und Senioren zwischen 65 und 70 fallen jährliche Kosten von 150 Euro für das überall gültige Abo an. "Vor allem die Gratisabos für Schüler sehen wir als Investition in die Zukunft, weil wir damit das Mobilitätsverhalten nachhaltig beeinflussen können", erklärt Widmann, der als Beispiel nennt, dass 2005 noch 11.000 Schüler mit Öffis unterwegs gewesen seien, während es heute bereits 51.000 seien.

Das Südtirol-Abo wird auch als Anreiz verstanden, Pendler dazu zu bewegen, öffentliche Verkehrsmittel auch in der Freizeit zu nutzen. "Dann steigen auch die Kosten im Vergleich zur heutigen Situation weit weniger", so der Landesrat, der dazu heute auch einige Beispiele angeführt hat. So zahle ein Pendler, der sich auf die werktäglichen Fahrten zwischen Bozen und Meran beschränke, derzeit jährlich 256 Euro, künftig werden es 522 Euro sein. Für die Strecke Sterzing-Bozen mache der Betrag heute 388 Euro aus, künftig 640 Euro. Beschränkt man sich aber nicht allein auf das Pendeln, sondern nutzt die Öffis auch in der Freizeit, ergeben sich ganz andere Zahlen: Wer etwa in einem Jahr 400 Stadtfahrten in Bozen absolviere, dazu zehnmal von Bozen nach Trient fahre, einmal in den Vinschgau und einmal nach Sterzing, zahlt derzeit 212 Euro, künftig werden es 251 Euro sein, allerdings ohne sich Gedanken über Tickets, Wertkarten oder Abos machen zu müssen.

Damit das Südtirol-Abo ab 1. Jänner 2012 auch funktionieren kann, werden in den nächsten Monaten alle Bahnhöfe und Verkehrsmittel mit den nötigen Kartenlesegeräten ausgestattet. Die Umrüstung auf das neue System kostet etwa neun Millionen Euro, zwei Drittel davon trägt die EU. Geplant ist, wenige Wochen vor Ende des Jahres die Ansuchen-Kampagne um die Abos zu starten. "Heutigen Abobesitzern werden wir das Südtirol-Abo zuschicken", so Widmann heute.

chr

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