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Landwirtschaftszählung: LH Durnwalder und LR Berger stellen vorläufige Ergebnisse vor

LPA - Mit Stichtag 24. Oktober 2010 wurde in ganz Italien die sechste Allgemeine Landwirtschaftszählung durchgeführt. Jetzt liegen - dank innovativer Erhebungsmethoden - bereits die vorläufigen Ergebnisse vor, die heute (21. Juni) von LH Luis Durnwalder und Landwirtschaftslandesrat Hans Berger gemeinsam mit ASTAT-Direktor Alfred Aberer und dem ISTAT-Verantwortlichen Andrea Mancini im Palais Widmann in Bozen vorgestellt wurden.

Die vorläugigen Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010 für Südtirol stehen fest.

Seit 1961 führt das Nationalinstitut für Statistik (ISTAT) in zehnjährigem Abstand die "Allgemeine Landwirtschaftszählung" durch. In Südtirol erfolgt die Zählung seit 1982 durch das Landesinstitut für Statistik (ASTAT).

Als Stichtag für die sechste Allgemeine Landwirtschaftszählung galt der 24. Oktober 2010. Unter der Gesamtaufsicht von Ivonne Miotti vom Landesamt für Wirtschaftsstatistik waren 175 Erheber und 15 übergemeindliche Koordinatoren im Herbst im ganzen Land im Einsatz, um die sechste Allgemeine Landwirtschaftszählung 2010 in Südtirol durchzuführen. Dank eines Online-Systems, das erstmals zur Erfassung der Daten eingesetzt wurde, liegen die vorläufigen Ergebnisse für Südtirol bereits wenige Monate nach Abschluss der Zählung vor. Sie geben einen ersten Eindruck über die Entwicklungen der Südtiroler Landwirtschaft in den letzten zehn Jahren.

Landeshauptmann Luis Durnwalder betonte im Rahmen der Pressekonferenz die große Bedeutung der Landwirtschaftszählung für Südtirol. "Landwirtschaft geht uns alle an, deshalb sind die Daten dieser Erhebung für die gesamte Bevölkerung, nicht nur für die Bauern, von Interesse", so Durnwalder. "Das gewonnene Datenmaterial dient als wichtige Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen im Bereich der Landwirtschaft in Südtirol."

Ziel der Zählung sei es aber nicht nur, so ASTAT-Direktor Alfred Aberer, einen Überblick über die Struktur der Landwirtschaft und Viehhaltung zu bieten. "Die Landwirtschaftszählung kommt der laut EU-Verordnung vorgeschriebenen Pflicht zu den Strukturerhebungen der landwirtschaftlichen Betriebe und den Grunderhebungen der Rebflächen nach", erklärt Aberer. "Zudem dient sie dazu, das statistische Verzeichnis der landwirtschaftlichen Betriebe zu aktualisieren, das vom ASTAT durch die Zusammenführung verschiedener Verwaltungsdatenbanken erstellt wurde."

Im Vergleich zur letzten Landwirtschaftszählung im Jahr 2000 gibt es wichtige Neuerungen: Diesmal wurden nur landwirtschaftliche Betriebe bzw. Tierhaltungsbetriebe laut EU-Kriterium erhoben. Das sind Betriebe, deren landwirtschaftliche Nutzflächen (LNF) mindestens einen Hektar beträgt sowie Betriebe, deren LNF kleiner als ein Hektar ist, die aber bestimmte, unter Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten festgesetzte Schwellenwerte überschreiten. Für Südtirol beträgt der Mindestwert der landwirtschaftlichen Nutzfläche 0,2 Hektar. Für Betriebe in den Bereichen Pflanzen- und Blumenzucht und Obst- und Weinbau wurden keine Mindestwerte festgesetzt, da ihre wirtschaftliche Bedeutung auch bei kleinen Anbauflächen relevant ist. Tierhaltende Betriebe fallen in den Erhebungsbereich, sofern ihre Tiere ganz oder teilweise für den Verkauf bestimmt sind. Flächen und Tiere, die rein für den Eigenverbrauch bestimmt sind, sowie rein forstwirtschaftliche Betriebe sind vom Erhebungsbereich laut EU-Kriterium ausgeschlossen.

Neu gegenüber dem Jahr 2000 war auch die Möglichkeit für die Landwirte, dem ASTAT die Angaben zum Betrieb selbstständig durch Ausfüllen eines elektronischen Fragebogens zu übermitteln. Von dieser Möglichkeit haben in Südtirol allerdings nur knapp vier Prozent der Befragten Gebrauch gemacht.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Im Jahr 2010 wurden in Südtirol insgesamt 20.212 landwirtschaftliche Betriebe laut EU-Kriterium gezählt, während bei der Landwirtschaftszählung im Jahr 2000 noch 23.150 Einheiten erhoben wurden. Demnach ist die Zahl der Betriebe in den vergangenen zehn Jahren um knapp 3.000 Einheiten gesunken, was einem Minus von zwölf Prozent entspricht.

Die landwirtschaftliche Nutzfläche, die sich aus Ackerland, Obst- und Weinbauflächen sowie Wiesen und Weiden zusammensetzt, betrug im Jahr 2010 insgesamt 241.952 Hektar, was im Vergleich zum Jahr 2000, wo eine Fläche von 267.386 Hektar erhoben wurde, einem Rückgang von 9,5 Prozent entspricht.

"Dabei fällt auf", erklärt Alfred Aberer, "dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Vergleich zur Anzahl der Betriebe weniger stark gesunken ist. Dies kann einerseits dadurch erklärt werden, dass in den letzten zehn Jahren vor allem viele Kleinbetriebe, die ohnehin über keine großen Landwirtschaftsflächen verfügten, ihre Tätigkeit einstellten. Andererseits wurden viele dieser aufgelassenen Flächen von größeren Betrieben, die ihre Produktion erweitern wollen, durch Pacht oder Kauf übernommen und somit weiter bewirtschaftet." Ein weiterer Grund für den Rückgang der landwirtschaftlich genutzten Fläche könne auf Umwidmungen und Verbauungen zurückgeführt werden.

Die Gesamtfläche der landwirtschaftlichen Betriebe ist im Vergleich zum Jahr 2000 von 550.780 Hektar auf 486.440 Hektar (-11,7 Prozent) gesunken.

"Der Rückgang der Gesamtfläche hängt vor allem mit der Verringerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und der Waldflächen zusammen", unterstreicht der ASTAT-Direktor. Im Jahr 2010 wurden deutlich weniger Wald als noch vor zehn Jahren erhoben. "Dabei hat die Waldfläche nicht ab-, sondern eher zugenommen", so Aberer. Vielmehr seien die Daten darauf zurückzuführen, dass viele Betriebe, die im Besitz sehr begrenzter landwirtschaftlicher aber größerer Waldflächen sind, seit dem Jahr 2000 ihre landwirtschaftlichen Flächen abgegeben und nur noch die Waldflächen haben und somit 2010 nicht mehr erhoben wurden.

Bei der Landwirtschaftszählung 2010 wurden insgesamt 9.596 Betriebe mit landwirtschaftlichen Gehölzkulturen und 24.927 Hektar entsprechende Fläche erhoben.

Davon verfügen 4.779 der erhobenen Betriebe über Weinbauflächen. Die gesamte Rebfäche beträgt 5.291 Hektar und stellt somit 21,2 Prozent der Gesamtfläche der landwirtschaftlichen Gehölzkulturen dar. Im Jahr 2000 gab es 4.781 Betriebe, die zusammen eine Fläche von 4.810 Hektar bewirtschafteten. In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Weinbaubetriebe unverändert geblieben, während die Flächen um zehn Prozent zugenommen haben.

Auf dem Großteil der Flächen mit landwirtschaftlichen Gehölzkulturen (74,4 Prozent) werden Äpfel angebaut. Die entsprechende Fläche ist dabei in den letzten zehn Jahren von 17.956 Hektar auf 18.538 Hektar gestiegen (+3,2 Prozent), während die Zahl der Betriebe von 8.086 auf 7.227 gesunken ist (-10 Prozent).

Gesunken ist in den letzten zehn Jahren auch die Gesamtzahl der tierhaltenden Betriebe. Ein deutlicher Rückgang ist vor allem bei der Rinderhaltung zu verzeichnen, wo die Anzahl der Betriebe im Vergleich zum Jahr 2000 um 1.162 Einheiten (-12,3 Prozent) gesunken ist und sich die entsprechenden Rinderbestände um 11.420 Tiere verringert (-7,9 Prozent) haben.

"Dennoch bleibt die Milchwirtschaft die Haupteinnahmequelle für die Berglandwirtschaft, auch wenn einige Betriebe auf Mutterkuhhaltung umgestellt haben", betont ASTAT-Direktor Aberer. Gestiegen ist hingegen der Pferdebestand. Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner usw. werden vor allem für den Hausgebrauch gehalten.

Im Vollerwerb werden in Südtirol 41,1 Prozent der selbst bewirtschafteten Einzelbetriebe geführt, während es sich bei 9,8 Prozent um Zuerwerbsbetriebe und bei weiteren 49,2 Prozent um Nebenerwerbsbetriebe handelt. Mehr als die Hälfte der Betriebe ergänzt ihr Einkommen also durch außerbetriebliche Tätigkeiten.

Im Jahr 2010 wurden insgesamt 81.890 Arbeitskräfte erhoben, die in den Südtiroler Landwirtschaftsbetrieben tätig waren. Bei 66,1 Prozent davon handelt es sich um familieneigenen Arbeitskräfte (54.128 Personen), während im Jahr 2000 noch insgesamt 59.031 familieneigene Arbeitskräfte in diesem Sektor tätig waren.

Fazit

"Insgesamt lassen sich die Daten aufgrund der unterschiedlichen Erhebungskriterien nur schwer mit jenen aus dem Jahr 2000 vergleichen", resümiert Agrarlandesrat Hans Berger. "Drei Dinge sind aber wichtig, wenn man die vorläufigen Ergebnisse der Landwirtschaftszählung betrachtet: Erstens, 99,7 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe sind in Südtiroler Hand. Von einem Ausverkauf von Grund und Boden kann also nicht die Rede sein. Zweitens zeigen die Daten, dass die Betriebe weniger werden, die Durchschnittsgröße der Betriebe aber steigt. Das bedeutet, dass sie sich stärker spezialisieren und wettbewerbsfähiger werden. Und zum Dritten wird deutlich, dass keine Verjüngung der Betriebsleiter stattgefunden hat - 53 Prozent sind zwischen 40 und 60 Jahre alt -, was in den kommenden Jahren zu Problemen bei der Hofnachfolge führen könnte."

Für Landeshauptmann Luis Durnwalder zählt vor allem die Tatsache, dass die Höfe weiterhin bewirtschaftet werden und keine Flächen brachliegen. Auch könne man aufgrund der Reduktion der landwirtschaftlichen Betriebe alleine nicht von einer Landflucht sprechen. "Die Familien wohnen weiterhin auf dem Land, gehen aber anderen Erwerbstätigkeiten nach. Ziel muss es sein, die Erwerbstätigkeit im ländlichen Gebiet aufrecht zu erhalten. In diesem Sinn sind wir auf dem richtigen Weg", so der Landeshauptmann.

Wie der ISTAT-Verantwortliche für Allgemeine Zählungen, Andrea Mancini, ankündigte, werden am 12. Juli die Daten der Landwirtschaftszählung für ganz Italien in Rom vorgestellt. Bis Dezember 2011 werden alle Daten an das EUROSTAT übermittelt. Im April 2012 schließlich wird die Publikation mit den definitiven Daten der sechsten Allgemeinen Landwirtschaftszählung 2010 erscheinen.

mpi

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