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LR Theiner zum internationalen Tag gegen Armut und soziale Ausgrenzung am 17. Oktober

LPA - Unsichere Arbeitsverhältnisse und schlecht bezahlte Arbeit nehmen zu, zugleich drohen Rentenkürzungen: Die "neue" Armut in Südtirol wächst. Wenn das Verhältnis zwischen Einkommen und Lebenshaltungskosten für die Menschen nicht mehr stimmt, wird der Ruf nach der öffentlichen Hand laut. "Es gehört aber nicht zu den eigentlichen Aufgaben der Sozialhilfe, dieser Form von Armut entgegenzuwirken", erklärt Sozial-Landesrat Richard Theiner.

Die "alte" Armut hat ein härteres Gesicht als die oft versteckte "neue" Armut. Am 17. Oktober wird weltweit der Tag gegen Armut und soziale Ausgrenzung begangen.

"Für die Menschen, die arbeiten," führt Landesrat Theiner weiter aus, "muss das Gehalt ausreichend sein, dass sie sich nicht mit sozialen Transferleistungen über Wasser halten müssen. Südtirol ist ein Hochpreisland: Wenn es nicht möglich ist, von seinem Einkommen würdig zu leben, braucht es in Südtirol Zusatzverträge." Sozialhilfe sei dazu da, rasch einzugreifen und Notsituationen abzufedern. Die Sozialhilfe dürfe aber nicht als dauerhafte Aufstockung des Einkommens verstanden werden. Landesrat Theiner: "Die finanzielle Sozialhilfe, wie wir sie in Südtirol haben, ist auf staatlicher Ebene einmalig; sie kann aber nicht fehlendes Einkommen ausgleichen, sondern muss als unterstes Netz der sozialen Sicherung verstanden werden."

Dieses Netz ist immer stärken Belastungen ausgesetzt: Ein Viertel der Südtiroler Haushalte ist laut jüngster ASTAT-Studie armutsgefährdet, das bedeutet, dass diesen Haushalten weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung steht. In vielen Fällen verhindern Sozialleistungen, dass die Haushalte in die Armut abrutschen: Die öffentlichen Transferleistungen reduzieren den Anteil der relativen Armut um 7,4 Prozent, und zwar von 25,3 Prozent auf 17,9 Prozent.

Dies hat Auswirkungen: 2010 ist die finanzielle Sozialhilfe, zu der u. a. das soziale Mindesteinkommen und Mietgeld gehören, um 25 Prozent innerhalb eines einzigen Jahres angestiegen: Fast 24 Millionen Euro sind an rund 9.700 Haushalte geflossen. "Der Trend hält leider weiter an", weiß Landesrat Theiner, "wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Wir versuchen entgegenzusteuern, indem wir eine bedarfsgerechte Mindestsicherung aufbauen, wo ähnlich wie bei der Pflegesicherung verschiedene Maßnahmen zusammengefasst werden. Damit sollen bedürftige Bürgerinnen und Bürger noch schneller und zielgerichteter an Leistungen kommen. Das Hauptaugenmerk muss aber bei den Zusatzverträgen und einem höheren Einkommen aus der Erwerbsarbeit liegen, damit die neue Armut gar nicht entstehen kann."

Die "alte Armut" hat ein härteres Gesicht als diese oft versteckte "neue Armut": Es ist jenes Gesicht, das einem auf der Straße, in Obdachlosenheimen und ähnlichen Strukturen begegnet. Diese Menschen, die sich in sehr schwierigen Lebensphase befinden, fallen häufig aus dem Raster der finanziellen Sozialhilfe heraus. Verschiedene öffentliche und private Organisationen kümmern sich um die Bedürftigen, unter denen sich  häufig Obdachlose, ehemalige Häftlinge, Alkohol- und Drogenabhängige und Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen befinden. Der Kontakt zu den Bedürftigen passiert dabei direkt vor Ort, d. h. auf der Straße. Es wird versucht, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und sie über die vorhandenen Anlaufstellen zu informieren. In den Städten Bozen, Meran, Brixen und Bruneck stehen in den öffentlichen Obdachlosenheimen 225 Plätze zur Verfügung. 732 Frauen und Männer – darunter 300 Nicht-EU-Bürger - haben diese im vergangen Jahr in Anspruch genommen. Einen Ausweg aus der Spirale Obdachlosigkeit, Armut und soziale Ausgrenzung bieten möglicherweise Sozialgenossenschaften mit ihren Ausbildungs- und Arbeitmöglichkeiten. Ziel ist es, den Bedürftigen durch ein eigenes Einkommen eine finanzielle Eigenständigkeit und sie an die  normale Arbeitswelt wieder heranzuführen.

Das Landesressort Familie, Gesundheit und Soziales unterstützt die Bedürftigen, indem es den Strukturen für Obdachlose und den Vereinigungen, die sich für Arme und sozial Ausgegrenzte einsetzen, im Jahr 2011 rund zwei Millionen Euro Beiträge zur Verfügung stellt. Die Sozialgenossenschaften finanziert das Land mit über drei Millionen Euro.

mac

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