News / Archiv
News
LR Saurer zum Welttag für die Beseitigung der Armut
Der Landesrat für Sozialwesen, Otto Saurer, geht anlässlich des morgigen internationalen Tages für die Beseitigung der Arbeit auf das Gesicht der Armut in unserem Land ein. Die Landesregierung hat bereits verschiedene Maßnahmen getroffen, um der Armut in Südtirol entgegenzuwirken.
"Die Landesregierung setzt sich besonders dafür ein, das Phänomen Armut, das in Südtirol immer häufiger auftritt, mit entsprechenden Maßnahmen zu beseitigen. Mit Maßnahmen zur Beseitigung der Armut sind nicht nur Hilfsmaßnahmen für die Länder der dritten Welt gemeint, sondern auch Programme und Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit und konkrete Maßnahmen, dem Entstehen von Armut vorzubeugen. Auch in Südtirol lebt ein Teil der Bevölkerung nah an der Armutsgrenze.
Ganz genaue Aussagen zur Entwicklung der Armut in Südtirol lassen sich machen. Vorliegende Untersuchungen zeigen, dass es auch in Südtirol eine wachsende Zahl wirtschaftlich (und sozial) benachteiligter Menschen gibt. Eine vor kurzem erschienene Analyse der Einkommens- und Vermögensstatistik zeigt, dass 14,1 Prozent der insgesamt 167.112 Haushalte in Südtirol einkommensarm sind. Besonders betroffen sind Haushalte von Alleinerzeihenden mit einem oder mehreren Kindern bis zu 14 Jahren (29 Prozent), Familien mit zwei oder mehr Kindern (18 Prozent und mehr), Arbeitslosenhaushalte bzw. Haushalte mit nicht nur Nicht-Erwerbspersonen (28,5 Prozent) sowie alle alleinlebenden Rentner (22 Prozent). Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Erwerbstatus bzw. dem Zugang zum Arbeitsmarkt einerseits und dem Armutsrisiko andererseits. Für manche Landwirte besteht ebenfalls ein Armutsrisiko. Der hohe Anteil von Einkommensarmut in diesen Haushalten und die Armutsquote von sieben Prozent der Haushalte mit nur unselbständig Beschäftigten macht deutlich, dass auch in Südtirol Erwerbstätigkeit nicht immer mit der Sicherung des Existenzminimums einhergeht. Hier zeichnet sich das Phänomen der Arbeitsarmut ab, das in anderen mitteleuropäischen Ländern derzeit heftig diskutiert wird.
Die Maßnahmen, die im Sozialsektor zur Beseitigung der Armut eingesetzt werden müssen in allen Landesteilen greifen. Dies soll durch entsprechende Strukturen gewährleistet sein, die den Bedürfnissen der Bürger entgegenkommen. Die Sozialsprengel, die Sitze in allen Bezirksgemeinschaften und Städten haben, stellen in diesem Sinne, eine gute Einrichtung dar, der Armut entgegenzuwirken. Mit der Bildung einer träger- und fachbereichsübergreifenden "Landesarmutskommission", an der Vertreter verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen (private und öffentliche soziale Einrichtungen, Verwaltung, Wirtschaft, Gewerkschaften, Politik usw.) beteiligt sind, soll der Komplexität und Vielschichtigkeit der Armutsproblematik Rechnung getragen werden. Die Institutionsvertreter bringen in der Landesarbeitskommission ihr Erfahrungswissen und ihre Kompetenzen ein und geben Anregungen zur Ausarbeitung eines Maßnahmenprogramms.
Die ersten Einsichten der Landesarbeitskommission betätigen, dass die Armut als ein multidimensionales Phänomen zu betrachten ist, das nicht auf Einkommensarmut reduziert werden kann. Armut sollte also über die zentrale Lebenslage wie Wohnsituation, Zugangschancen zum Arbeitsmarkt, soziale Absicherung usw. beurteilt werden. In vielen Fällen ist es angemessner von sozialer Ungleichheit zu sprechen als von Armut. Armutsbekämpfung und Prävention sind nur möglich, wenn gesellschaftliche Strukturierungsmechanismen, die zur Entstehung und Verschärfung von sozialer Ungleichheit beitragen, eingedämmt würden. Arbeitsbekämpfung soll auf einer politischen und auch auf einer Ebene der individuellen Unterstützung erfolgen, so die Landesarbeitskommission. Ein weiteres Phänomen ist die Altersarmut, wobei nicht in erster Linie die Einkommensarmut gemeint ist. Auch die Tatsache, dass manche Menschen keinen Heimplatz finden, kann als Armut gewertet werden, fand die Landesarmutskommission. Auch die Obdachlosen sind in besonderer Weise von Armut betroffen. Auch hier sind dringende Maßnahmen gefragt.
In einer besonders schwierigen Situation befinden sich häufig jene Frauen, die auf die eigene Erwerbstätigkeit verzichten, um den Haushalt zu führen oder sich der Kindererziehung zu widmen. Häufig leben sie in finanzieller Abhängigkeit von ihren Ehemännern, die ihnen nicht genügend Mittel für die Haushaltsführung und ihren eigenen Bedarf zur Verfügung stellen. Auch fehlende Unterhaltszahlungen stürzen viele Frauen in große finanzielle Schwierigkeiten. Auch hier sollen entsprechende Richtlinien und Sanktionsmöglichkeiten erlassen. Aus den verschiedenen Einsichten der Kommission soll ein Programm konkreter Maßnahmen erstellt werden", so Landesrat Otto Saurer.
SAN