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Tagung über Zeitbanken: Aktuelle Form der Nachbarschaftshilfe

LPA - „Zeit" statt „Geld" ist die Devise von Zeitbanken: In Südtirol sind deren 15 aktiv. Über diese Zeitbanken werden etwa Reparatur- und Haushaltshilfen erledigt, Kleinkinder beaufsichtigt, Familien entlastet und Menschen betreut. Die verwendete Zeit wird auf einem Zeitbank-Konto gutgeschrieben. Um Zeitbanken als Form der Tauschökonomie ging es gestern (20. Februar) bei einer Tagung an der Uni Bozen.

LR Theiner und Rektor Lorenz bei der Zeitbanken-Tagung

"Zeitbanken stellen eine wichtige Form der Nachbarschaftshilfe dar, die früher etwas Selbstverständliches war und heute mehr und mehr verloren geht", sagte einleitend Landesrat Richard Theiner, selbst Gründungsmitglied der Zeitbank Prad. Die Arbeit der Zeitbanken beziehungsweise deren Mitglieder bezeichnete er als vorbildlich.

Für Rektor Walter Lorenz sind Zeitbanken nicht nur ein Beitrag zur Neugestaltung des sozialen Lebens: "Gerade angesichts der globalen Finanzkrise ist es wichtig, über Alternativen - wozu auch Zeitbanken gehören - nachzudenken." Die Sichtweise des Geldes sei aus den Fugen geraten, weil dem Geld heute im Gegensatz zu früher, als es Tauschmittel war, ein Eigenwert ohne Bezug auf Werte und Menschen zugeschrieben werde.

Über das Konzept der Zeitbanken referierte Susanne Elsen, Professorin an der Universität Bozen. Sie ordnete den Zeitbanken ein Potential als sozialpolitisches Medium zu. Als Beispiel nannte sie die Pflege: Zeitbanken seien zwar nicht dazu da, den Pflegebedarf von Pflegebedürftigen zu decken, eigneten sich aber dazu, die Lebensqualität zu verbessern.

Anschließend stellten Mitglieder verschiedener Südtiroler Zeitbanken ihre Organisation vor. Die älteste Zeitbank im Lande ist die Zeitbank Meran, die schon 1988 gegründet wurde. Über die Zeitbank Meran wollten die Mitglieder damals vor allem die Nachbarschaftshilfe reaktivieren, erklärte Vorstandsmitglied Annalisa Pertrammer. Besonders gefragt seien heute der sprachliche Austausch und Hilfestellung für die Vorbereitungen auf die Zweisprachigkeitsprüfung. Die Zeitbank sei nicht nur dazu da, um durch den Austausch von gegenseitiger Hilfe Geld zu sparen, sondern auch um andere Personen kennen zu lernen und Freundschaften zu pflegen, so Pertrammer.

An einem Runden Tisch stellten Giuliana Biasio Refatti von der Zeitbank Bozen, der Bürgermeisterin von Leifers, Liliana di Fede, Christina Niedermair vom JAWA Wipptal (Junge Aktive Wollen Anpacken) und Petra Steinegger Foror vom Netzwerk der Südtiroler Eltern-Kind-Zentren ihre Projekte vor. Für Bürgermeisterin di Fede sind die Zeitbanken auch ein geeignetes Instrument, um Menschen ins Gemeindeleben einzubinden, die sich nicht in den üblichen ehrenamtlichen Vereinen und Organisationen engagieren.

Als typische Dienstleistungen, die viele Zeitbanken anbieten, wurden im Verlauf der Tagung Babysitten, Gartenarbeiten, kleinere Reparturen in Wohnungen, Handwerkerarbeiten, Kuchenbacken, Näharbeiten oder Computerkurse angeführt.

Unterstrichen wurde gestern auch, dass sich die Zeitbanken klar vom Volontariat abgrenzten, zumal Zeitbank-Mitglieder mit Zeit bezahlen und im Gegenzug Dienstleistungen anderer Mitglieder annehmen. Es gelte das Prinzip Leistung und Gegenleistung.

Konrad Walter von der Zeitbank Meran regte eine Unterstützung der öffentlichen Hand für die Haft- und Unfallversicherung der Mitglieder von Zeitbanken an sowie einen gemeinsamen Internetauftritt für alle Zeitbanken an.

Die Tagung "Zeit für Zeitbanken" wurde von der Landesabteilung Familie und Sozialwesen gemeinsam mit der Freien Universität Bozen und den Südtiroler Zeitbanken veranstaltet.

jw

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