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Wasserschutz: Baustellentour im Pustertal

LPA - Ein Bild der wichtigsten Baumaßnahmen, durch welche die Landesabteilung Wasserschutzbauten die Bevölkerung im Pustertal vor Muren schützen will, machte sich gestern (Mittwoch, 12. Juni) die Führungsspitze der Abteilung im Rahmen einer umfassenden Baustellentour. Dabei wurde mit den Gemeindeverwaltern auch über Gefahrenpläne und Risikoprävention sowie über Schutzbauten und Bepflanzungsmaßnahmen diskutiert.

Die für Südtirol und darüber hinaus bisher einzigartige Seilsperre in der Rienzschlucht bei Bruneck

Die wichtigsten Baustellen der Wildbachverbauung nimmt Landeshauptmann Luis Durnwalder gern persönlich unter die Lupe. Für gestern war eine ganztägige Baustellentour im Pustertal angesagt. Auf dem Besichtigungsprogramm standen unter anderem die Baustellen am Köglbach in Weitental, die Seilsperre in der Rienzschlucht sowie die Baustelle in Winnebach. Da der Landeshauptmann Verpflichtungen in Wien wahrnehmen musste, wurde er von Ressortdirektor Heinrich Holzer vertreten.

Zum Auftakt wurde in Weitental in der Gemeinde Vintl die Baustelle am Köglbach besucht. Dort errichtet das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost derzeit um 1,5 Millionen Euro einen Lawinenauffangdamm, der Weitental in erster Linie vor der Waldergrabenlawine schützen soll. In Kombination mit einem Bauwerk aus Stahlbeton soll der Damm aber nicht nur Lawinen, sondern auch Muren aufhalten. "Im Ernstfall soll das Schutzbauwerk an die 85.000 Kubikmeter Schneemassen und 30.000 Kubikmeter Murmaterial zurückhalten", erklärte der Leiter der Landesabteilung Wasserschutzbauten, Rudolf Pollinger.

In der Rienzschlucht oberhalb von Bruneck wurde anschließend die für Südtirol und darüber hinaus bisher einzigartige Seilsperre besichtigt, welche die Stadt Bruneck bei Hochwasserereignissen vor Wildholz und Geschiebe schützen soll. Die 1,45 Millionen Euro teure Seilsperre besteht aus neun 51 Meter langen Stahlseilen, die - über die Rienz gespannt - mitgeschwemmtes Holz aufhalten sollen. "Die Seilsperre war wegen ihrer Lage direkt in der Naherholungszone von Bruneck sehr umstritten. Aber bereits jetzt ist zu erkennen, dass sich das Bauwerk sehr gut ins Landschaftsbild einfügt", sagte der verantwortliche Bauleiter Martin Moser. Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler sprach gar von einem "technologischen Meisterwerk, dass sich filigran in die Landschaft" füge. Parallel zur Seilsperre wurden verschiedene Verbesserungsarbeiten durchgeführt: Der Flussabschnitt wurde renaturiert, der Radweg wurde um etwa einen Meter angehoben, die ehemals vom Radweg senkrecht zur Rienz abfallende Mauer abgeböscht und der Flusslauf mit Sandinseln, einlegten Wurzelstöcken und Steinen als Laichgebiet für Äschen und Forellen neu gestaltet. Ab morgen, Freitag, 14. Juni, ist der neue Radwegabschnitt wieder befahrbar. Das Projekt wurde über das EU-Förderprogramm für regionale Wettbewerbsfähigkeit (EFRE 2007-2013) finanziert.

Kurzfristig eingeschoben wurde die Besichtigung der neuen, zwölf Meter hohen Rückhaltesperre im Guggenberger Bach, die 15.000 Kubikmeter Material auffangen kann. Dabei wurde die Kombination von Schutzbaumaßnahmen mit schneller Wirksamkeit mit Bepflanzungsmaßnahmen zur Bodenbestigung als ideal bezeichnet. 

Es folgte ein Besuch der Baustelle am Taistnerbach in Taisten, wo die Künette im Unterlauf des Taistnerbaches um 230.000 Euro saniert wird. Abteilungsdirektor Pollinger wies darauf hin, dass viele Schutzbauten derzeit in die Jahre kämen und Instandhaltungsarbeiten somit vermehrt zu Buche schlagen würden. "Der Zugang zu Fördergeldern der EU stellt eine große Haushaltsentlastung dar", betonte auch Ressortdirektor Holzer. 

Das Vormittagsprogramm wurde mit der Besichtigung der Baustelle in Winnebach abgeschlossen. Dort wird derzeit an zwei Rückhaltebecken am Kircher- und Walderbach und einem Auffangdamm im Bereich des Zusammenflusses der zwei Bäche gebaut. Den Arbeiten liegt die Gefahrenanalyse für die Gemeinde Innichen zugrunde, die im Rahmen des Projektes "ProDrau" erarbeitet worden war. Sie zeigt ein hohes bis sehr hohes Risiko durch Wassergefahren für ein rund 15 Hektar großes Gebiet auf, in dem schätzungsweise 120 Personen leben. Für Extremereignisse werden Anschwemmungen von 24.000 Kubikmeter Geschiebematerial aus dem Kirchbergbach und rund 14.000 Kubikmeter aus dem Walderbach angenommen. "Um das Geschiebe zurückhalten zu können, haben wir uns für den Bau von zwei elfeinhalb Meter hohen Rückhaltesperren etwa 120 Meter oberhalb des Zusammenflusses der zwei Bäche entschieden", so Abteilungsdirektor Pollinger. Bei der gestrigen Baustellen-Besichtigung wurde betont, dass der unterhalb liegende Bachabschnitt bereits so weit gesichert sei, dass kein Erosionsmaterial mehr zu erwarten ist. Oberhalb der Rückhaltesperren ist kein Eingriff notwendig, womit die Landschaft unangetastet bleibt. Die Arbeiten wurden auf 1,6 Millionen Euro beziffert, wobei auch in diesem Fall das EU-Programm zur Stärkung der regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung hilfreich ist.

Zum Abschluss besichtigten die für Wildbachverbauung zuständigen Führungskräfte gemeinsam mit dem Landesgeologen Volkmar Mair den Hangrutsch Sottrù in der Gemeinde Abtei im Gadertal. Sie erklärten, dass die Aufräumarbeiten im Zeitplan lägen und dass der Hang weiterhin überwacht werde.

jw

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