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Neue Flechtenarten in Südtirol entdeckt

LPA - In den Wäldern Südtirols wachsen mehrere hundert Flechtenarten, einige davon sind vom Aussterben bedroht oder sehr selten. Um die Population und Verbreitung der Flechten in Südtirol zu untersuchen, wurde 2011 vom Naturmuseum Südtirol ein Forschungsprojekt zur Biodiversität baumbewohnender Flechten initiiert. Die Ergebnisse, darunter mehrere Neufunde, werden den Medien am Montag, 12. August, beim Völser Weiher vorgestellt.

Juri Nascimbene von der Uni Triest beim Kartieren der Flechten in Ridnaun
Das Forschungsprojekt des Naturmuseums trägt den Titel "Biodiversität, Biomonitoring und Schutz der epiphytischen Flechten in den Wäldern Südtirols" und beschäftigt sich mit den epiphytischen Flechten, also den Flechten, die auf anderen Pflanzen wachsen. Gestartet ist das Projekt bereits 2011 auf Initiative des Naturmuseums Südtirol in enger Zusammenarbeit mit der Universität Triest (Dipartimento di Scienze della Vita) und dem Landesamt für Forstplanung.

Wie die ersten Forschungsergebnisse zeigen, ist Südtirol ein für Flechten äußerst artenreiches Gebiet. An rund 500 Bäumen wurden -  in unterschiedlichen Waldtypen und verteilt über ganz Südtirol - 2440 Erhebungen durchgeführt und insgesamt mehr als 200 Flechtenarten gefunden.

Dabei entdeckten die Forscherinnen und Forscher gleich mehrere neue Flechtenarten: fünf Neuentdeckungen für Italien (darunter Cetrelia monachorum und Rinodina degeliana), zehn neue Arten für die Region Trentino-Südtirol (z.B. Catillaria alba und Pachyphiale fagicola) und zwanzig Neuentdeckungen allein für Südtirol, darunter Agonimia opuntiella und Lecania hyalina.

Die Art Rinodina papillata, die bis vor kurzem nur aus Nordamerika bekannt war, wurde nun auch in einem Eichenwald bei Seit in der Gemeinde Leifers und somit erstmals für Europa nachgewiesen.

Flechten sind für das Ökosystem Wald äußerst wichtige Komponenten. Sie spielen einerseits eine bedeutende Rolle im Wasser- und Nahrungskreislauf, andererseits sind sie optimale Indikatoren für die Gesundheit eines Waldes.

Eines der Zielsetzungen des Forschungsprojektes ist, gerade diese besondere Sensibilität der Flechten als Indikator für die Biodiversität und Funktionalität der Wälder in Südtirol zu erforschen: ein reiches Vorkommen an intakten Flechten ist, zusammen mit vielen anderen vorhandenen Pflanzenarten, ein Hinweis für einen gesunden Wald. Flechten reagieren äußerst sensibel und empfindlich auf menschliche Eingriffe und Veränderungen in ihrer Umwelt. Deshalb können sie zur Messung der Auswirkungen der Luft- und Atmosphärenverschmutzung herangezogen werden.

Die Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich auch mit den Beziehungen, die zwischen der Biodiversität der epiphytischen Flechten und den sie beeinflussenden Faktoren bestehen. Das Vorkommen und die Vielfalt der verschiedenen Flechtenarten sind auch an externe Faktoren gebunden, wie z.B. den Waldtyp, die Art der Bewirtschaftung und die klimatischen Bedingungen.

Letztlich hat das Projekt auch das Ziel, Daten zur Verbreitung epiphytischer Flechten in Südtirol zu vervollständigen, also zu erfassen, welche Flechtenarten wo und wie häufig in Südtirol vorkommen.

„Die im Zuge des Forschungsprojektes gesammelten Flechten werden im Naturmuseum Südtirol eine neue lichenologische Sammlung bilden", erklärt der Direktor des Naturmuseum Südtirol Vito Zingerle. „Die detaillierten Daten, die im Laufe des Projektes erhoben wurden, werden auch in die Datenbank zur Biodiversität Südtirols eingetragen, die ebenfalls vom Naturmuseum verwaltet wird und bis jetzt nur spärliche Informationen zu den Flechten enthielt. Dadurch wird es auch möglich sein, Schutzmaßnahmen für die bedrohten Arten zu ergreifen.", so Zingerle.

Das Projekt ist in vier Unterprojekte unterteilt, drei davon befassen sich mit Flechten in verschiedenen Waldtypen Südtirols: den Tannenwäldern, den Lärchenwiesen und den Waldarten mit geringerer Verbreitung, die aber dennoch für manche Flechtenarten einen idealen Lebensraum darstellen. Das vierte Unterprojekt ist jenen Faktoren gewidmet, die die Verbreitung der Flechtenarten innerhalb eines Waldes bedingen. Um diese Prozesse zu erforschen, wurde in einem Wald in Obereggen die Verbreitung von 14 ausgewählten Flechtenarten an mehr als 600 Bäumen in zwei hektar Wald erfasst.

Koordinator des wissenschaftlichen Forschungsprojektes zu den Flechten in Südtirol ist Juri Nascimbene, Forscher und bekannter Flechtenexperte. Er ist Mitglied im Team von Professor Pier Luigi Nimis an der Universität Triest, dessen Institut eines der führenden Zentren für die Erforschung der Biodiversität und der Ökologie von Flechten in Italien ist.

Am Projekt arbeiten neben Juri Nascimbene auch Helmut Mayrhofer, Dozent am Institut für Botanik der Karl-Franzens-Universität in Graz (A), Marco Carrer und Lorenzo Marini der Universität von Padova, Veronika Fontana von der Universität Innsbruck, Göran Thor, Dozent an der Sveriges Lantbruksuniversitet von Uppsala (Schweden), Daniel Spitale vom Naturmuseum Südtirol in Bozen sowie Mitarbeiter des des Landesamtes für Forstplanung.

Das Projekt ist eines von fünf Projekten, die das Naturmuseum Südtirol seit 2011 im Rahmen des 1. Wettbewerbs für Projekte im Bereich der wissenschaftlichen Forschung - finanziert von der Abteilung Bildungsförderung, Universität und Forschung des Landes Südtirol - durchführt.

Die Medien haben die Möglichkeit, die Forscher
bei ihrer Arbeit zu filmen und zu fotografieren, und zwar

am Montag, 12. August 2013, um 9.30 Uhr

in einem Wald beim Völser Weiher (Völs am Schlern).

Treffpunkt ist am Parkplatz Völser Weiher.

Für den Medientermin ist eine Voranmeldung innerhalb Freitag, 9. August, 12 Uhr, im Naturmuseum Südtirol unter der Rufnummer: 0471 412960 erforderlich.

SAN

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