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Prüfungen, Reformen, Lehrerausbildung: Memorandum an Ministerin Carrozza übergeben

Das Innovation Festival, bei dem Maria Chiara Carrozza zu Gast war, hat Landesrätin Sabina Kasslatter Mur genutzt, um der Bildungsministerin in einem Vier-Augen-Gespräch einige Anliegen der Bildungspolitik ans Herz zu legen. Die Palette reicht von Prüfungsreformen über die Lehrerausbildung bis zu mehr autonomen Kompetenzen sowie einer leichteren Lehrlingsbeschäftigung.

Freundschaftliche Atmosphäre, trotz heikler Themen: LRin Kasslatter Mur mit Ministerin Carrozza (Foto: DiKom/Corrà)

Mehr autonome Kompetenzen im Bildungsbereich, etwa beim Dienstrecht des Lehrpersonals (bei Wahrung staatlicher Leitlinien) sind das Hauptanliegen von Kasslatter Mur, "auch weil damit viele Verhandlungen zu Details hinfällig und die Bedürfnisse des Landes besser erfüllt würden". Dies gelte auch für die Berufsausbildung, wo die Abschaffung der saisonalen Lehrlingsbeschäftigung durch Rom zahlreiche Lehrstellen im Gastgewerbe gefährde. Ebenso müssten Sicherheitsvorschriften überdacht werden, die das Lehrlingswesen in bestimmten Berufen unnötig einschränkten, so die Landesrätin. Um gegen den vorzeitigen Schul- und Ausbildungsabbruch ohne Abschluss vorgehen zu können, ersuchte Kasslatter Mur die Ministerin, Pilotmodelle von Unterrichtsformen zuzulassen, besonders im abbruchgefährdeten neunten Pflichtschuljahr.

Änderungen hat die Landesrätin gestern auch für die Mittelschulprüfungen vorgeschlagen: "Derzeit ist die Prüfung eine unverhältnismäßig große Belastung, etwa mit fünf Tagen, an denen schriftliche Prüfungen abzulegen sind, während es bei der Matura nur drei sind", so die Landesrätin. Zudem stimme die Gewichtung der Fächer nicht: So werde den Sprachen ein unverhältnismäßig großes Gewicht eingeräumt, während der naturwissenschaftlich-technische Bereich zu kurz komme. Und auch die Benotung solle überdacht werden: "Derzeit haben die mündliche Prüfung, aber auch die Zugangsnote zu wenig Einfluss auf die Endnote", so Kasslatter Mur.

Auch in Sachen Matura hat die Landesrätin einen Wunsch an die Bildungsministerin geäußert: Die Themen für die schriftliche Prüfung in der zweiten Sprache sollten nicht mehr von den jeweiligen Prüfungskommissionen erarbeitet werden (und damit von Schule zu Schule variieren), sondern von den jeweiligen Schulämtern. "Damit garantieren wir Chancengleichheit an den Schulen und haben auch Vergleichsdaten, ohne irgendeinen neuen Test einführen zu müssen," so Kasslatter Mur. 

Ein weiteres Anliegen, das Kasslatter Mur in ihrem Gespräch mit der Ministerin aufs Tapet gebracht hat, war der Notenwechsel zwischen Italien und Österreich zur Anerkennung weiterer Studientitel österreichischer Universitäten. "Die letzte Verhandlungsrunde fand im März des Vorjahres statt, es wäre demnach an der Zeit, den Notenwechsel zu aktualisieren", so die Landesrätin, die der Bildungsministerin zudem vorgeschlagen hat, die Anerkennung in Zukunft flexibler zu gestalten: "Es sollte
nicht notwendig sein, jedes Mal alle einzelnen Prüfungen detailliert zu vergleichen", so Kasslatter Mur, die ergänzt: "Es müsste auch genügen, sich auf die grundlegenden Studienfächer und Bildungsziele zu konzentrieren."

Ein fast schon ewiges Thema ist dagegen die Ausbildung der Südtiroler Lehrpersonen, die an der Uni in Brixen erfolgt. "Derzeit fehlen allerdings noch die Voraussetzungen für die Abhaltung von Spezialisierungskursen für einige Fächer", so die Landesrätin. Dieses Manko müsse - auch mit Blick auf die im Autonomiestatut verankerten Garantien für die Südtiroler Schule - behoben werden. Zudem müssten die Zugangsvoraussetzungen zum Lehramtsstudium modernisiert werden. "Es kann nicht angehen, dass nur ein Multiple-Choice-Test über die Eignung einer Kandidatin für den Lehrberuf entscheidet und keine Aufnahmegespräche geführt werden dürfen", so Kasslatter Mur.

Aufgeworfen hat die Landesrätin schließlich auch ein steuerliches Problem, nämlich jenes, dass Stipendien für Grund-, Mittel-, Ober- und Berufsschüler der Einkommenssteuer unterworfen seien. "Diese Regelung ist sinnlos, weil die öffentliche Hand auf der einen Seite nimmt, was sie auf der anderen gegeben hat, und sie ist zudem ungerecht, weil andere Stipendien steuerlich nicht angetastet werden", so Kasslatter Mur, die für eine Steuerbefreiung aller Stipendien plädiert hat.

chr

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