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Menschenhandel: Projekt "Alba" hilft beim Ausstieg

LPA - "Es gibt ihn immer noch: den Menschenhandel". Unter diesem Motto haben heute (6. November) Vormittag Expertinnen und Experten aus dem in- und Ausland darüber berichtet, wie die Ausbeutung von Menschen bekämpft und verhindert werden kann. Organisiert wurde die Tagung vom Landesamt für Familie, Frau und Jugend, den Vereinen Volontarius und La Strada-Der Weg sowie der Sozialgenossenschaft Consis.

Opfern des Menschenhandels den Ausstieg ermöglichen (v.li.): Abteilungsdirektor Critelli, Staatsanwältin Marchesini, La-Strada-Mitarbeiterin Kalb, Volontarius-Mitarbeiter Campana.

Auf der Tagung wurde Bilanz über das Projekt "Alba" gezogen, mit dem das Land Südtirol seit zehn Jahren konkrete Schritte setzt, um "versklavten" Menschen den Ausstieg aus ihrer Zwangssituation zu ermöglichen und ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen. "Die Ergebnisse", unterstrich dazu der Direktor der Landesabteilung Familie und Sozialwesen Luca Critell, "sind sehr ermutigend: Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes ist vor allem die enge Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden, sozialen Diensten, privaten Organisationen, Sozialgenossenschaften, Sanität, Gewerkschaften, Weiterbildungsorganisationen und anderen öffentlichen und privaten Organisationen. Alle tragen ihren Teil dazu bei, dass die Opfer des Menschenhandels aussteigen und künftig ein würdiges Leben führen können".

Staatsanwältin Donatella Marchesini wies darauf hin, dass das Gesetz der Realität hinterherhinke. Die Untersuchungen sind für Ermittler oft schwierig, Ausbeutung wird selten angezeigt, und gerade deshalb ist ds Projekt "Alba" sehr wichtig. Die Prostitution ist "unsichtbarer" geworden: sie hat sich zunehmend in Wohnungen verlegt oder ins Internet.

"In den vergangenen zehn Jahren", berichtete Sonia Santi von der Landesabteilung Familie und Sozialwesen, "wurden in Südtirol 518 Personen auf der Straße kontaktiert; dazu kommen 587 Personen, die telefonisch um Unterstützung angefragt haben oder zu Hause besucht wurden. Insgesamt wurden 67 Personen, vor allem Frauen aus Nigeria und Rumänien, in das Projekt 'Alba' aufgenommen. Der Großteil der Frauen war zwischen 18 und 35 Jahre alt und sie gingen auf der Straße der Prostitution nach. 43 Frauen haben Bildungs- und Arbeitseingliederungsmaßnahmen ergriffen, insgesamt 36 Frauen haben mittlerweile einen Arbeitsvertrag, sechs werden derzeit noch betreut. Ein Teil der Frauen ist vorzeitig aus dem Projekt ausgestiegen".

Außerdem referierten Francesco Campana vom Verein Volontarius, der die Kontaktaufnahme herstellt, und Elisabetta Kalb vom Verein La Strada-Der Weg, der sich um Unterkünfte und Wohnungen kümmert. Maria Susat von der Sozialgenossenschaft Consis  erklärte, dass 40 Prozent der Frauen Analphabeten seien, weshalb ihr Verein Sprach- und Berufsbildungs- sowie Informatikkurse organisiert und Kontakte mit Betrieben vermittelt; die Frauen finden vor allem im Gastgewerbe, als Raumpflegerinnen und im Pflegebereich Arbeit.

Eva Küblbeck, Referentin des Koordinierungskreises gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen mit Sitz in Berlin, gab einen Einblick in den Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung und Unterstützung in Deutschland sowie EU-weit: Im Jahr 2010 sind dem Bericht der EU-Kommission zufolge innerhalb der Mitgliedsstaaten fast 10.000 Opfer von Menschenhandel geworden, davon vier Fünftel Frauen und Mädchen. 62 Prozent der Betroffenen wurden sexuell ausgebeutet, rund ein Viertel der Betroffenen hingegen mussten Zwangsarbeit verrichten. In Deutschland sind vor allem Menschen aus Rumänien vom Menschenhandel betroffen, aber auch deutsche Staatsbürger und Bulgaren. Als Hauptprobleme für die vom Menschenhandel Betroffenen bezeichnete Küblbeck das restriktive Aufenthaltsrecht, die fehlende soziale Absicherung, Arbeitsmöglichkeiten und Unterbringung sowie nicht flächendeckend angebotene Unterstützungsmaßnahmen, deren Finanzierung zudem unsicher sei. "Generell", wies Eva Küblbeck hin, "müssen die Opfer von Menschenhandel rechtlich besser geschützt werden, notwendig ist auch der Zeugenschutz."

Paola Degani, Dozentin an der Universität Padua, und Claudio Donadel, Mitarbeiter in der Abteilung Sozialwesen der Stadt Venedig, beleuchteten das Phänomen der Prostitution und des Menschenhandels auf europäischer Ebene und im restlichen Staatsgebiet und erläuterten Maßnahmenstrategien zum Schutz der Opfer.

mac

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