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"Alles Natur? Pura natura!" Neue Ausstellung im Naturmuseum Südtirol

LPA - Bakelit, Perlglanz, Kobaltoxid, Cortenstahl und Uranglas: Aus welchen Materialien bestehen Gegenstände? Wie viel Natur steckt in ihnen? Die neue Ausstellung "Alles Natur? Pura natura!" im Naturmuseum Südtirol lädt zu einer Reise durch die Vielfalt der Natur, die von Menschen genutzt nachgeahmt wird; heute (12. November) ist sie eröffnet worden.

Ausstellung "Alles Natur? Pura natura!" eröffnet (v.li.): LH Durnwalder, Kurator Baumgarten, Museumsdirektor Zingerle, Abteilungsdirektorin Dalla Torre.

Wann ist Gold durchsichtig und grün? Warum wird zum Druck von Euro-Scheinen das seltene Element Europium eingesetzt? Besteht Kristallglas aus Kristallen? Warum widersteht der Getreidehalm dem Sturm? Kommt Gummi vom Gummibaum? Was bringt ein Edelstein mit, um als edel zu gelten?

Die neue Sonderausstellung "Alles Natur? Pura natura!" im Naturmuseum Südtirol gibt Antworten. Sie zeigt rund 60 kulturhistorisch bedeutsame Objekte aus verschiedenen Museen in Südtirol, Italien, Österreich und Deutschland und betrachtet sie aus naturwissenschaftlicher Perspektive. Im Mittelpunkt stehen die Materialeigenschaften, Form, Farbe und Struktur der Objekte, die letztlich für ihr Erscheinungsbild und ihre Verwendungsweise ausschlaggebend sind. Dabei stellen sich immer wieder dieselben Fragen: Wie viel Natur steckt eigentlich in den vielen Dingen, die wir im Alltag verwenden? Gibt es überhaupt etwas rein Künstliches, das nicht auf die 118 bekannten Elemente zurückzuführen ist?

Spannende Geschichten aus der Naturwissenschaft, der Materialforschung, der Kulturgeschichte, der Ethnologie, der Medizin und vielen weiteren Bereichen erwarten die Besucherinnen und Besucher. Die Ausstellung will bewusst machen, wie sich der Mensch den Mitteln und Materialien, die die Natur bereitstellt, gestalterisch bedient, von ihr abschaut und lernt. Oft hat die Natur auf verblüffend einfache Weise das vorbereitet und ausprobiert, was sich der Mensch im Laufe vieler Jahrhunderte erarbeiten musste. Die Ausstellung zeigt, was geschieht, wenn sich der Einfallsreichtum des Menschen mit der schöpferischen Vielfalt der Natur verbindet, um Neues zu schaffen, und lüftet etliche Geheimnisse der modernen Technik, die Gegenstände und Materialien mit ganz besonderen Eigenschaften hervorgebracht hat.

So informiert die Ausstellung über den Aufbau der Elemente, deren Verwandtschaftsbeziehungen im Periodensystem der Elemente beschrieben sind, und über die Elemente, aus denen der menschliche Körper gebaut ist. Sie führt von einfachen Naturprodukten hin zu komplexen technischen Errungenschaften. Ein gebogener Stuhl aus Bambus etwa verdeutlicht, dass dieses Gras äußerst robust ist und auch zum Bauen mehrstöckiger Gebäude verwendet werden kann. Hanffasern, die zur Herstellung von Seilen oder Arbeitshemden dienten, sind ebenfalls außerordentlich widerstandsfähig. Aus Pfahlrohr, das kunstvoll gebogen und geschnitten wird, bestehen die Mundstücke von Fagott, Oboe und Englischhorn. Das Gummi eines Hochrades stellte man vor rund 100 Jahren aus Natur-Kautschuk her, der mit Schwefel verknetet und erhitzt wurde.

Ein Exempel des Zusammenspiels von Natur und Technik ist der Glimmerlack, eine Hightechlackierung für Autos. Durch Beimischung des Minerals Glimmer - Katzengold genannt - erzeugt dieser Lack aufgrund der Interferenz in den durchsichtigen Kristallen farbige Effekte, die je nach Grundierung und Lichteinfall wechseln. Dass in vielen Dingen mehr steckt, als wir eigentlich vermuten, zeigen gewöhnliche Leitplanken, die z.B. auf der Brennerautobahn verwendet werden. Sie bestehen nicht aus billigem Blech, sondern aus Cortenstahl, ein niedrig legierter Edelstahl (eine Mischung von Eisen, Kupfer, Chrom und Phosphor), der sich braun verfärbt und besser vor Korrosion schützt.

Oft stehen Naturprodukte den modernen technischen Errungenschaften in nichts nach. Der hölzerne Dachbalken aus dem 16. Jahrhundert im Gebäude des Naturmuseum Südtirol, einst Teil des Amtshauses von Kaiser Maximilian I., ist im Falle eines Brandes zwar leichter entflammbar als gewöhnlicher Baustahl, gewährleistet aber eine längere Tragfähigkeit, da Stahl bei hohen Temperaturen schneller schmilzt, als Holz durchbrennt.

Durch Kombination unterschiedlicher Materialien entstehen neue faszinierende Eigenschaften: die oft verwendeten ultramarinblauen Gläser verdanken ihre tiefblaue Färbung dem Kobaltoxid, das bereits bei geringen Mengen intensive Färbungen hervorruft. Die grüne Fluoreszenz der sogenannten „Urangläser", die zu Beginn des 20. Jh. sehr in Mode waren, ergibt sich durch die Beimischung geringer Mengen von radioaktivem Uran in die Glasmasse. In Kontakt mit Tageslicht oder unter Schwarzlicht beginnen die Gläser zu leuchten.

Der erste echte Kunststoff, erfunden von Leo Hendrik Baekeland im Jahr 1905, ist das Bakelit, ein dunkles, schlieriges Duroplast, das sich in der Verkleidung alter Telefone und noch heute etwa in Steckdosen findet. Bakelit besteht aus Phenolharz und Formaldehyd, beides letztendlich Erdölprodukte.

Begleitend zur Ausstellung werden im Jänner und Februar Workshops in Zusammenarbeit mit "Glas&Modern Vetroricerca" und Vorträge organisiert. Der Physiker Herbert Pietschmann spricht am 13. März über seine Vorstellung vom Wesen der Materie, der Physiker Vincenzo Sglavo am 2. April über das Material Glas aus Sicht der Physik. Für Schülerinnen und Schüler wird wie immer ein didaktisches Programm geboten; Anmeldungen und Auskünfte unter der Telefonnummer 0471 412975 von Dienstag bis Freitag von 9.00 bis 15.00 Uhr.

Die Ausstellung "Alles Natur? Pura natura!" im Naturmuseum Südtirol ist heute im Beisein von Landeshauptmann Luis Durnwalder und der Direktorin der Landesabteilung Museen Karin Dalla Torre, des Direktors des Naturmuseums Südtirol Vito Zingerle und des Kurators Benno Baumgarten eröffnet worden. Sie kann bis zum 8. Juni täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr (außer montags) besucht werden. Der Eintritt kostet vier Euro, ermäßigt drei Euro. Die Familienkarte kostet acht Euro, das Kombi-Ticket für eine Person (Ausstellung und Museum) kostet fünf Euro. Für Kinder bis zu sechs Jahren ist der Eintritt frei.

Die Ausstellung ist Teil des laufenden Jahres des Museumsobjektes. Im Sinne des Jahresmottos "1000+1 Dinge erzählen Geschichte" deckt sie auf, erzählt und macht die Geschichten sichtbar, die mit den vielen Objekten in unseren Museen und Sammlungen verbunden sind.

Das Naturmuseum Südtirol hat seinen Sitz in der Bindergasse 1 in Bozen, Telefon 0471 412964, Homepage http://www.naturmuseum.it/

mac

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