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LH Kompatscher und Bischof zu Flüchtlingen: Nicht die Augen verschließen

Menschen auf der Flucht zu helfen, sei ein Gebot von Solidarität und Menschlichkeit und nicht nur eine institutionelle Aufgabe: Mit diesem Appell haben sich Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrätin Martha Stocker und Bischof Ivo Muser heute (3. November) an die Öffentlichkeit gewandt, die Daten zur Flüchtlingssituation vorgelegt und eine Anlaufstelle am Brenner angekündigt.

Verantwortung zeigen: LH Kompatscher hat heute mit Bischof Muser und LRin Stocker einen Appell an die Öffentlichkeit gerichtet (Foto: LPA/ohn)

Landeshauptmann Kompatscher erinnerte heute an die Geschichte: Die Option vor 75 Jahren habe dafür gesorgt, dass die Südtiroler in eine Situation gekommen seien, die heute für die Flüchtlinge gelte: man habe nach einem Ziel gesucht, an dem man gehofft habe, auf die Hilfe anderer zu treffen. "Wir dürfen daher die Augen vor der Flüchtlingssituation nicht verschließen", so Kompatscher. Er betonte, dass sich die Landesregierung mit dem Regierungskommissariat und den Freiwilligenorganisationen um Lösungen bemühe, und appellierte zudem an die Medien, sich an der Sensibilisierung der Gesellschaft zu beteiligen.

In die selbe Kerbe schlug Bischof Muser: "Es geht darum, jenen eine Stimme zu geben, die allzu leicht überhört und übersehen werden: Es geht um Menschen auf der Flucht und es geht um unsere Einstellung diesen Frauen, Männern, Kindern gegenüber; es geht um unser Handeln, unseren Einsatz für diese Flüchtlinge", so Muser. Der Bischof erinnerte zudem an Papst Franziskus, der betont hatte, dass Migranten und Flüchtlinge keine Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit seien. "Bootsunglücke und ertrinkende Menschen sind für viele erschreckend alltäglich geworden", so Muser, der auch darauf hinwies, dass es nicht nur die Angst vor dem Fremden gebe, sondern "oftmals sogar Gleichgültigkeit oder Ablehnung, die von Furcht, Meidung bis zu Geringschätzung reichen". Es gehe nicht um eine Einladung zur Hilfe, sondern um unseren Auftrag: "Solidarität ist unsere Identitätskarte als Christen", so der Bischof.

Landesrätin Stocker betonte heute, dass zwei Situationen zu unterscheiden seien: jene der Flüchtlinge, die direkt in Südtirol um Asyl ansuchten, sowie jene der Bootsflüchtlinge, die in Süditalien an Land gingen und von den Behörden auf der Basis des Bevölkerungsanteils auf die Länder und Regionen verteilt würden (0,8 Prozent für Südtirol). Für sie stünden in Südtirol unterschiedliche Einrichtungen bereit, die mit 186 Plätzen größte in der ehemaligen Gorio-Kaserne am Bozner Boden. Darüber hinaus könnten in der Einrichtung Graf Forni in Bozen 28 Personen aufgenommen werden, im Wohnheim Arnika in Meran 60 sowie im Arbeiterwohnheim in Bozen weitere 24. "Wir kommen so auf eine Aufnahmekapazität von insgesamt 298 Plätzen", so Landesrätin Stocker heute. 166 der Plätze würden derzeit vom Staat finanziert, 132 vom Land (für die in Südtirol um Asyl Ansuchenden).

Stocker betonte heute allerdings auch, dass 50 der zur Verfügung stehenden Plätze derzeit frei seien, vor allem auch deshalb, weil viele Flüchtlinge nicht in Südtirol blieben, sondern ihre Flucht fortsetzten. So seien bis dato rund 750 Flüchtlinge in Südtirol aufgenommen worden (700 davon über die staatliche Zuteilung), rund 80 Prozent davon hätten das Land aber nach wenigen Tagen wieder verlassen. "Diese Dynamik macht uns die Integrationsarbeit natürlich äußerst schwer", so die Landesrätin.

Stocker betonte heute zudem, dass zwischen der "ordentlichen Flüchtlingsaufnahme" und der Rückweisung von Flüchtlingen am Brenner zu unterscheiden sei. Letztere betreffe Menschen, die Italien lediglich als Durchgangsstation betrachteten. "Es sind Menschen, die oft überhaupt keinen Kontakt mit italienischen Behörden gehabt haben, sondern sich selbständig bewegen", so die Landesrätin. Rückweisungen seien eine Angelegenheit der staatlichen Stellen, trotzdem habe das Land in Absprache mit diesen Stellen und angesichts des anbrechenden Winters eine Einrichtung am Bahnhof Brenner ausfindig gemacht, die als niederschwellige Anlaufstation dienen soll. "Hier geht's darum, die wichtigsten Notwendigkeiten abdecken zu können und den Flüchtlingen die Gelegenheit zu bieten, sich zu waschen, zu schlafen, zu essen und sich dank eines Übersetzungsdienstes verständlich zu machen", so Stocker. Geführt werden soll diese Einrichtung von der Bezirksgemeinschaft Wipptal.

chr

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