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Ahr als Refugium der Äsche - Landesrat Schuler: "Lebensräume schützen"

Es steht nicht gut um die Äsche in Südtirol. "Die autochthone Äsche", unterstreicht Landesrat Schuler, "ist ein Kulturgut unseres Landes und unbedingt zu erhalten; die letzten Gewässer, in denen es noch gute Bestände gibt, müssen deshalb geschützt werden".

Unterwegs zum Schutz der Äsche aus der Familie der Lachsfische: Mitarbeiter der Landesfischzucht beim Laichfischfang in der Ahr, im Hintergrund St. Moritzen bei Sand in Taufers.

"Es ist wichtig", betont Landesrat Arnold Schuler, "die letzten Lebensräume dieser Fischart zu schützen. Die Wissenschaft ermöglicht einen detaillierten Einblick in die Probleme unserer Fließgewässer. Nun liegt es in unserem Ermessen, Maßnahmen zu setzen, um die bedrohte Äsche und ihren Lebensraum bestmöglich zu bewahren."

Das dreijährige Forschungsprojekt AlpÄsch - durchgeführt vom Versuchszentrum Laimburg und dem Landesamt für Jagd und Fischerei zusammen mit dem Tiroler Fischereiverband, der Provinz Belluno und der Kärntner Landesregierung - wurde vor wenigen Wochen beendet. Nun geht es darum, erklärt Peter Gasser, Leiter der Landesfischzucht des Versuchszentrums Laimburg und des Projektes AlpÄsch, die Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen: "Dies heißt einerseits, die letzten Laichgewässer wie jenes in der Ahr bei Sand in Taufers zu schützen und den Lebensraum zu verbessern, was auch schon erfolgt ist. Zudem gilt es für das Versuchszentrum Laimburg, die autochthone Äsche zu sichern und deren Erhalt zu gewährleisten."

Die Landesfischzucht des Versuchszentrums Laimburg ist derzeit auf der Suche nach den selten gewordenen Laichtieren der Äsche, um genügend Eier für den Erhalt dieser Art zu bekommen. Denn ohne adäquaten Lebensraum, sind sich die Experten einig, wird es bald keine Äschen mehr geben. Die Flussregulierung sowie die Querverbauung für die Energieerzeugung haben die Lebensräume der Äsche stark reduziert. In Südtirol sind laut einer Studie der Wiener Universität für Bodenkultur nur noch 13 Flusskilometer als Lebensraum für die Äsche geeignet. Zusätzlich hat sich im Rahmen des Projektes herausgestellt, dass nur mehr zwei Prozent der Gewässer in Südtirol morphologisch noch unbeeinträchtigt sind; 47 Prozent der Gewässer sind stark beeinträchtigt. Der Äsche wurde durch den Bau von Talsperren ohne Auf- und Abstiegsmöglichkeiten ihr natürliches Fortpflanzungsverhalten genommen.

In der Landesfischzucht bei Meran sowie in der Fischzucht Thaur in Tirol laufen Aufzuchtprogramme für die Äsche. Ziel ist eine möglichst natürliche Befruchtung und der Aufbau eines naturnahen Fischbestands. Die Aufzucht in der Landesfischzucht funktioniert gut: 90 Prozent der Eier werden befruchtet. Mittlerweile hält man dort auch Elterntiere, die nächstes Jahr die Laichreife erreichen.

In Südtirol gibt es laut Günther Unfer von der Wiener Universität für Bodenkultur nur noch sehr wenige gute Bestände, darunter in der Etsch um Bozen, in der Ahr und im Antholzer Bach. Neben der Verbesserung des Lebensraumes müssen diese Bestände vor weiteren Eingriffen geschützt werden. Die Verbesserung des Lebensraumes ist laut Ergebnissen des Projektes AlpÄsch der zentrale Punkt, um sich selbst vermehrende Äschenbestände langfristig wieder aufzubauen. Dieses Vorhaben ist mit Sicherheit sehr schwierig, da sehr viele Eingriffe nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Dennoch werden auch jetzt schon von der Abteilung Wasserschutzbauten sehr viele Renaturierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Fischlebensräume durchgeführt. Doch die Verbesserung des Lebensraumes in einigen Gewässern reicht nicht aus: Vielmehr gilt es, jene Gewässer, in denen es noch reproduzierende Äschenbestände gibt, auch vor neuen Eingriffen schützen. Denn gerade diese Gewässer sind in Südtirol selten geworden.

Im Rahmen des Projektes AlpÄsch wurde in ganz Südtirol nach guten Äschenbeständen und geeigneten Lebensräumen für die Äsche gesucht. Eines der Gewässer, das in diese seltene Kategorie fällt, ist die Ahr. Die Experten sind sich einig, dass in solch ausnehmend gute Äschenlebensräume auf keinen Fall eingegriffen werden darf. Die Ahr weist einen sehr guten Äschenbestand auf; aufgrund der geringen Verbauung und der geringen Schwallbelastung findet sich hier von Sand in Taufers bis Bruneck auch eine große Laichwanderung der Äsche. Die Landesfischzucht des Versuchszentrums Laimburg nutzt dieses Wissen schon seit Jahren, um dort die Laichfischfänge für den Donaustamm der Äsche durchzuführen. Dabei werden die Tiere direkt vor Ort abgestreift, um so wenig wie möglich in den Bestand einzugreifen, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landesfischzucht Barbara Pichler. Auch in diesem Jahr wurden hier wieder rund 20.000 Äscheneier gewonnen. Diese werden in der Landesfischzucht nun herangezogen, um den Bestand der Ahr aber auch andere Bestände stützen zu können. Auch die Landesabteilung Wasserschutzbauten hat in diesem Bereich einige Arbeiten vorgenommen, um den Lebensraum zu verbessern. 

"Die Ahr", unterstreicht Bewirtschafter und Gewässerabschnittsinhaber Georg Auer, "ist eine schützenswerte Zone und das letzte Refugium der donaustämmigen Äsche in Südtirol." Schon seit Jahren wird diskutiert, ob in diesem Gewässer ein Kraftwerk entstehen soll. Bisher konnten sich die Einwohner und die Fischer gemeinsam gegen dieses Vorhaben wehren. Nun zeigen die Ergebnisse der grenzüberschreitenden Studie AlpÄsch, wie wertvoll dieses Gewässer für den Erhalt der einheimischen Äschen ist. Ein Bau dieses Kraftwerkes würde eine der letzten intakten Äschenbestände für immer zerstören.

mac

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