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Entwicklung von Wald und Wild im Vinschgau nachhaltig verbessern

Die Erhaltung eines Wildbestandes im Einklang mit den Bedürfnissen der Waldentwicklung und der Land- und Forstwirtschaft: Dieses Ziel nannte heute (11. Jänner) Landesrat Schuler bei der Vorstellung einer Analyse der Verbissauswirkung des Rotwildes auf die Verjüngung im Forstinspektorat Schlanders.

Vorgestellt: die Analyse der Verbissauswirkung des Schalenwildes auf die Verjüngung des Waldes im Forstinspektorat Schlanders.im

Rund zwei Drittel des Südtiroler Waldes schützen vor Naturgefahren. "Es besteht enormer Handlungbedarf", unterstrich Forst- und Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, "um die Funktionen des Waldes, vor allem auch als Schutzwald, zu gewährleisten und das Gleichgewicht zwischen Wild, Lebensraum und Kulturlandschaft zu gewährleisten". Die Verbissschäden, wies er hin, seien je nach Zone und Baumart verschieden; durch den Verbiss können bestimmte Baumarten ganz verschwinden, was sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkt.

Der Vinschgau ist ein sehr sensibler Lebensraum, weil dort etwa die klimatischen Voraussetzungen zum Teil extrem sind und die Walderneuerung hemmen. Zugleich ist der Vinschgau ein hervorragender Rotwildlebensraum. Allerdings können zu hohe Schalenwilddichten den Wald nachhaltig schädigen.

In den 1990er-Jahren wurde von der Abteilung Forstwirtschaft eine Untersuchung über den Einfluss des Schalenwildes auf die Entwicklung des Waldes in Südtirol durchgeführt. Aus diesen landesweiten Erhebungen ging hervor, dass im Obervinschgau und im zentralen Teil des Nationalparks südtirolweit die höchsten Verbissbelastungen an den Jungbäumen zu verzeichnen sind. Im Gebiet des Nationalparks Stilfser Joch wurde 2012 erneut eine Erhebung durchgeführt, die zugleich auch als Grundlage für eine weitere selektive Rotwildentnahme im Nationalpark diente. Denn nach Einführung eines Jagdverbotes im Nationalpark im Jahre 1983 wurde erkannt, dass zu starke Vermehrung des Rotwildes den Wald nachhaltig schädigt. Ohne die jährlich durchgeführte Rotwildregulation im Park wären der Wald, seine Schutzfunktion und auch die Biodiversität langfristig gefährdet.

Im Laufe des vergangenen Sommers wurden auch im Gebiet des Forstinspektorates Schlanders außerhalb des Nationalparks Erhebungen durchgeführt, deren Ergebnisse Luca Pedrotti, Experte für Wildbiologie und gleichzeitig wissenschaftlicher Koordinator für Wildfragen im Nationalpark Stilfserjoch, heute vorstellte. Der Verbiss, legte der Wildbiologe dar, ist in diesen 20 Jahren stark angestiegen, die Situation kritisch.

"Unser Auftrag", führte Landesrat Schuler aus, "ist die Erhaltung eines Wildbestandes im Einklang mit den Bedürfnissen der Waldentwicklung und der Land- und Forstwirtschaft". Dabei ist die Jagd der wichtigste Partner, denn nur durch eine geregelte Entnahme kann ein gesundes Gleichgewicht garantiert werden. Um den natürlichen Aufwuchs mit Jungbäumen, also die Verjüngung, zu ermöglichen, ist die Regulierung vor allem des Rotwildes notwendig. Die nun vorliegenden Daten im Vinschgau - innerhalb wie auch außerhalb des Nationalparks - zeigen deutlich, dass die Verbissbelastung durch das Wild für den langfristigen Erhalt der Wälder zu hoch ist.

"Wir rechnen in Zeiträume von 150 bis 200 Jahren",  erklärte Abteilungsdirektor Paul Profanter, "und müssen daher versuchen, dass die Mindestanzahl an Jungbäumen durchkommt und der Bestand gesichert wird; sonst wird die Schutzfunktion des Waldes reduziert und der Wald verliert an Nutzwert".

Beigetragen zu dieser Entwicklung haben in der jüngsten Vergangenheit zunehmend auch die Lebensraumbeeinträchtigungen für das Wild wie etwa Intensivierung der Landwirtschaft, Ausschluss der Talsohlen, Störungen des Wildes durch vermehrte Freizeitnutzung, neue Infrastrukturen etc. Die Jagd ist daher ein wichtiger Partner, wenn sich das Gleichgewicht Wild-Lebensraum-Kulturlandschaft nicht von Natur aus regelt. Auch in Hinblick auf die Tendenzen auf staatlicher Ebene ist ein Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Forst und Jagd notwendig. Die Daten dieser Studie zeigen den Handlungsbedarf auf.

Am 20. Jänner werden die Ergebnisse der Studie den Revierleitern sowie den Mitarbeitern des Forstinspektorates Schlanders vorgestellt. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Jagd, des Bauernbundes, der Landwirtschaft sowie des Forstdienstes wird anschließend die Ergebnisse bewerten und konkrete Maßnahmen für eine angemessene Wald- und Wildbewirtschaftung ausarbeiten. Diese Ergebnisse dienen für die Festlegung der Abschusspläne für das kommende Jahr. "Die nächsten Arbeitsschritte", unterstrich Landesrat Schuler, "sind bereits mit den Interessenvertretern abgestimmt und darauf ausgerichtet, die nachhaltige Entwicklung von Wald und Wild im Vinschgau zu verbessern". 

mac

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