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Gesundheitslandesrat zum Welttag der psychischen Gesundheit am 10. Oktober
LPA - Der morgige 10. Oktober ist wie jedes Jahr der „Welttag der psychischen Gesundheit“ und wie jedes Jahr macht der Landesrat für das Gesundheits- und Sozialwesen auch heuer in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass psychische Gesundheitsprobleme noch immer zunehmen. Dies wird auch von Seiten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt. Die Gesundheits- und Sozialpolitik in Südtirol sich in den vergangenen Jahren intensiv um das Anliegen der psychischen Krankheit gekümmert. Es wurde viel in Versorgungsnetze neue Strukturen und Dienste investiert. Gemeindenahe und bürgernahe Einrichtungen wurden aufgebaut. Auch auf gezielte Information der Bürger als erste Schritt zu einer wirkungsvollen Prävention wurde geachtet.
Psychische Störungen können jeden von uns treffen, unabhängig von Alter, Beruf oder sozialem Stand. Experten fragen sich weltweit, wo etwa die Ursachen hierfür liegen mögen.Laut Gesundheitslandesrat werde dabei immer deutlicher, dass es neben der bekannten Zahl von Menschen, die an definierten psychiatrischen Erkrankungen leiden, auch weiterhin ansteigende Gruppen gibt, die aufgrund extremer schwieriger Lebensbedingungen einem besonderen Risiko ausgesetzt sind, psychisch zu erkranken. „Das mag auch am Rhythmus unseres modernen Lebens, dem allgemeinen gesellschaftlichen Druck, zerbrochene familiäre Beziehungen, vernachlässigte alte Menschen und dem nicht so einfachen sozialen Umfeld liegen. Dies alles bringt für immer mehr Menschen enorme Belastungen mit sich und die Folge sind dann psychische Störungen. Diese psychosozialen Beeinträchtigungen ziehen aber Schwierigkeiten im Alltagsleben, im Beruf und natürlich auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen nach sich. Es sind letztendlich nicht nur die direkt Betroffenen, die daran leiden, sondern auch die Angehörigen und Freunde“, heißt es wörtlich in der Aussendung des Gesundheitslandesrats.
Der Großteil der Bürger komme, laut Gesundheitslandesrat, deshalb früher oder später in Berührung mit psychischem Leid oder kenne Betroffene. Leider würden aber nach wie vor immer noch viele wegsehen und es bevorzugen, sich vorerst nicht mit diesem „Leid“ auseinanderzusetzen. Das führe dazu, dass es immer noch Vorurteile, Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit psychischen Störungen gibt.
Die Krankheit zeigt sich nicht immer augenscheinlich. In vielen Fällen entwickelt sich über Jahre ein psychisches Unbehagen, das durch ein so genanntes Schlüsselereignis wie beispielsweise der plötzlicher Verlust eines nahe liegende Menschen zu einer psychischen Störung führen kann.
Es sei deshalb wichtig, dass jeder seinen Mitmenschen gegenüber, zumindest den nahestehenden, besondere Aufmerksamkeit schenke, insbesondere wenn sie psychisches Unbehagen empfinden, so der Gesundheitslandesrat. Solches Unbehagen kann in Form von zerstörerischen Aktionen, Selbstzerstörung oder Isolierung zum Ausdruck kommen. Der Gesundheitslandesrat betont, wie wichtig es sei, zuhören zu können, aber auch über entsprechende Informationen über Krankheit und entsprechende Anlaufstellen zu verfügen. Von großer Wichtigkeit sind seiner Meinung nach auch die frühzeitige Erkennung der Krankheit und die rechtzeitige Inanspruchnahme von professionellen Helfern.
„Die Gesundheits- und Sozialpolitik in Südtirol sich in den letzten Jahren intensiv um das Anliegen der psychischen Krankheit gekümmert. Es wurde viel in den Aufbau eines breit gefächerten Versorgungsnetzes investiert und mit viel Anstrengung sind neue Strukturen und Dienste eingerichtet und in Betrieb genommen worden. Verstärkt wurden territoriale Einrichtungen aufgebaut, um so der Bürger entgegen zu kommen und die Angebote gemeindenah, bürgernah und gut vernetzt an die Bürger zu bringen.
Sicherlich kann die geeignete Information der Bürger der erste Schritt zu einer wirkungsvollen Prävention sein, die wir verstärkt in den nächsten Jahren vorantreiben werden“, so ist es in der Aussendung zu lesen.
Bereits im vergangenen Jahr hat das Assessorat für Gesundheitswesen eine umfangreiche Informationskampagne durchgeführt. In Zusammenarbeit mit Fachärzten der psychiatrischen und den psychologischen Dienste der Sanitätsbetriebe entstand eine Reihe von Broschüren zur psychischen Gesundheit. Themen dieser Broschüren waren neun verschiedene psychische Krankheitsbilder, zu denen diverse Experten im Lande ihren Beitrag geschrieben haben.
Diese Broschüren liegen im Landesamt für Gesundheitssprengel zur Mitnahme auf und können auch über Internet abgerufen werden.
Auch in diesem Jahr wurden neue wichtige Strukturen in Betrieb genommen: Im Februar wurde bereits im Therapiezentrum Bad Bachgart die Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie aktiviert. Im Frühsommer wurde das Rehabilitationszentrum für psychisch Kranke im Ansitz Gelmini in Salurn in Betrieb genommen. Im Sommer konnten eine psychosomatische Ambulanz in Bozen, ein Wohnheim und das Zentrum psychischer Gesundheit nach Umbauarbeiten in der Rosministraße wieder geöffnet werden. Außerdem öffneten zwei neue Wohngemeinschaften für Menschen mit psychischen Problemen in St. Ulrich und Bozen ihre Tore.
Dabei dürfe laut Gesundheitslandesrat aber keinesfalls vergessen werden, dass die psychischen Krankheiten nicht nur in Strukturen und Diensten behandelt werden können, sondern auch einzelne Initiativen von Seiten der Selbsthilfevereine, der Verbände und Freiwilligen wertvoll seien und zur Sensibilisierung beitragen würden.
In den kommenden Jahren möchte das Sozial- und Gesundheitsassessorat daher verstärkt mit den Freiwilligenorganisationen und den Familienangehörigen zusammenarbeiten und diese in das Versorgungsnetz einbinden, einerseits als mögliche Ressource, andererseits zur Entlastung der Angehörigen. Auch die Selbsthilfegruppen sollen direkt in das Netzwerk der diversen Einrichtungen integriert werden. Sie werden aufgrund ihrer Erfahrungen auch als „professionelle Helfer“ für andere Betroffene gesehen.
Der Landesrat bedankt sich abschließend in seiner Stellungsnahme bei all jenen Personen, die auf professioneller oder freiwilliger Ebene arbeiten, um das Leid der Betroffenen und deren Angehörige zu vermindern. Ihnen sei es zu verdanken, wenn Mitmenschen, die an einer psychischen Störung leiden, einen Ausweg finden. Aber ein Appell des Gesundheitslandesrats geht auch an alle anderen, denn jeder Einzelne in der Gemeinschaft sollte Verständnis und Akzeptanz gegenüber dem psychischen Leiden und dem „Anderssein“ von Menschen mit einer psychischen Störung entwickeln.
Laut WHO sind weltweit 11,5 Prozent aller Krankheiten neuropsychiatrischen Ursprungs. Davon entfällt allein 36,5 Prozent auf den Bereich Depressionen. Internationale Studien und Statistiken belegen, dass diese Probleme entscheidend zur globalen Krankheitslast beitragen und deshalb ein großes Problem der Weltgesundheit darstellen.
SAN