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Equal Pay Day: "Ungerechtfertigte Ungleichheit beseitigen"

Zehn Jahre nach der erstmaligen Abhaltung des Equal Pay Day in Südtirol besteht Einigkeit zwischen Politik und Wissenschaft, dass weiter am Abbau bestehender Hürden gearbeitet werden muss.

Der Landesbeirat für Chancengleichheit organisiert am 23. April den Südtiroler Equal Pay Day (im Bild v.l. Vizepräsidentin Califano, Präsidentin Oberhammer, Tagungsmoderatorin Claudia Messner). (Foto: LPA)

2010 beteiligte sich der Südtiroler Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen erstmals am Aktionstag Equal Pay Day. Erstmals wurde 1966 in den USA darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen mehr als ein Jahr arbeiten müssen, um auf dasselbe Jahresgehalt zu kommen wie männliche Kollegen. Auch in Südtirol besteht diese Lohndifferenz – der Gender Pay Gap – fort, weshalb der Landesbeirat angeführt von Präsidentin Ulrike Oberhammer und Vizepräsidentin Donatella Califano gestern Abend (14. April) zu einer Online-Tagung zum Thema "Equal Pay Day – Quo vadis?" lud. 17 Prozent beträgt der Unterschied aktuell in Südtirol, wobei der Privatsektor und der öffentliche Dienst beinahe gleichauf sind. "Der Gap ist groß und ist inakzeptabel", führte der für Chancengleichheit zuständige Landesrat, Landeshauptmann Arno Kompatscher, bei der Tagung aus. Die Lücke sei "ein Beweis von ungerechtfertigter Ungleichheit. Dies müssen wir in unserer Gesellschaft beseitigen", sagte Kompatscher. Zustimmung dafür erhielt der Landeshauptmann sowohl von den Vertreterinnen des Beirates, als auch von den Tagungsreferentinnen Silvia Vogliotti, Christine Zulehner und Landesrat Philipp Achammer.

"Unser Ziel ist es, in Abstimmung mit den Sozialpartnern, über eine aktive Arbeitsmarktpolitik Schritt für Schritt an einer Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit und an einem Absenken der bestehenden Hürden zu arbeiten", führte Achammer aus. Dafür seien Maßnahmen wie die Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (unter anderem durch dezentrale Co-Working-Plätze oder die Förderung innovativer Arbeitsmodelle), der Zugang von Frauen zu hochqualifizierten Arbeitsplätzen oder die Verringerung der Selbstkündigung aus Familiengründen nötig. Die Vereinbarkeit und damit zusammenhängende geringere Arbeitszeiten seien empirisch nachgewiesene Gründe, weshalb Frauen weniger verdienen als Männer, führte auch die Wiener Wirtschaftsprofessorin Christine Zulehner aus. Sie zeigte jedoch auch gleichzeitig Maßnahmen auf, mit denen man einen Umkehrschub bewirken könne: "Das Veröffentlichen von Einkommensberichten führt dazu, dass Lohnunterschiede sinken können", unterstrich die Genderökonomin.

Südtirols Frauen verdienen 17 Prozent weniger als Südtirols Männer

Im Privatsektor beträgt der Südtiroler Gender Pay Gap 2019 auf den Tageslohn berechnet 17 Prozent, wenn nur die Vollzeitbediensteten berücksichtigt werden. "Die Analyse zeigt, dass auf allen Ebenen ein Gender Pay Gap besteht und bei fast allen untersuchten Merkmalen ergibt sich ein Unterschied zugunsten der Männer", fasste AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti zusammen. Im öffentlichen Dienst beträgt derselbe Wert 17,8 Prozent. Der Gender Pay Gap sei ein mehrdimensionales Phänomen: "Nur in sehr wenigen Fällen, die rechtlich verfolgt werden konnten, ist von Lohndiskriminierung die Rede, die gesetzlich eigentlich verboten ist: Die Kluft entsteht vielmehr durch die kombinierte Wirkung mehrerer Faktoren, die sowohl kulturell als auch mit der Arbeitsorganisation und der Gesellschaft zusammenhängen, mit einer höheren Teilzeitbeschäftigungsquote bei Müttern", erklärte Vogliotti. Frauen würden sich häufig auf bestimmte Wirtschaftssektoren sowie auf Berufsbilder mit geringem Einkommen konzentrieren. Auch die Geschlechterrollen hätten einen starken Einfluss auf die Bildungs- und Berufswahl von Frauen (Frauen sind zum Beispiel kulturell bedingt weniger geneigt, Gehaltserhöhungen und Zulagen zu verlangen und sind aufgrund ihrer doppelten Arbeitsbelastung nicht in der Lage, Überstunden zu leisten). Vor allem die Corona-Krise wirke sich nachteilig auf die Frauen aus, man spreche hier bereits von einer She-cession (also einer weiblichen Rezession), führte auch Wirtschaftswissenschaftlerin Zulehner aus: Frauen hätten im Vorjahr weniger Netzwerkpflege betreiben und auch in geringerem Ausmaß Berufserfahrung sammeln können. Sie befürchte darum, dass es in naher Zukunft erneut zu einem höheren Lohnverlust und einer Erhöhung des Lohnunterschiedes zwischen den Geschlechtern komme.

Aktionstag am 23. April 2021

Südtirols Gegenstrategie zu diesen Entwicklungen sei eine aktive Arbeitsmarktpolitik. Man wolle bis 2024 die Frauenerwerbsquote auf 77 Prozent erhöhen (2020 betrug diese 69,9 Prozent) und zudem die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt abbauen, führte Philipp Achammer aus. Trotz konkreter Ziele und Maßnahmen gab der Landesrat für Arbeit, Wirtschaft und Bildung zu bedenken: "Leider werden für die Überwindung der aktuellen Hürden wahrscheinlich die zehn Jahre der Aktion Equal Pay Day nicht ausreichen. Dennoch gilt es hier weiter Schritte zu setzen und gemeinsam daran zu arbeiten." Beiratsvizepräsidentin Donatella Califano hatte bereits einleitend die Bereitschaft des Landesbeirates zur aktiven Mitarbeit und Zuarbeit bekundet. Auch für Präsidentin Ulrike Oberhammer steht fest: "Wir werden uns im Landesbeirat weiter dafür einsetzen, dass Frauen einen angemessenen Platz in der Gesellschaft haben, dass sie in der Politik gehört und für ihre Leistungen fair behandelt werden." Abschließend richtete sie einen Appell an die Gesellschaft, am heurigen Equal Pay Day, am Freitag, 23. April, durch das Tragen der bereits vielfach im Umlauf befindlichen roten Taschen zum Aktionstag beizutragen. Damit werde die gemeinsame Forderung möglichst in ganz Südtirol sichtbar. Für den Aktionstag kündigte Oberhammer weitere Informationen an, die über eine eigene Aussendung mitgeteilt werden.

Das gesamte Video der Tagung ist online auf dem Youtube-Kanal des Landes Südtirol abrufbar. 

 

ck

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