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Tage der Weiterbildung: Bildung im Dorf im Fokus
Gelacht, genetzwerkt und Ideen für neue Vorhaben entwickelt: Bei den eineinhalb Tagen der Weiterbildung am vergangenen Wochenende in Klausen ging es um die Vielfalt der Bildungsarbeit vor Ort.
"Sind Bildungsausschüsse wichtig? Diese Frage stellt sich gar nicht, denn sie sind meines Erachtens sehr wichtig. Sie sind Impulsgeber und Brückenbauer, vernetzen und schließen Lücken", stellte Landesrat Philipp Achammer am diesjährigen Tag der Weiterbildung gleich einführend klar. "Ich sehe ihre Aufgabe darin, sich die Frage zu stellen: Was brauchen die Vereine und was braucht die Gemeinschaft vor Ort? Wo müssten Impulse gesetzt werden?" Gerade die Erfahrungen der letzten zwei Jahre Pandemie habe mit unserer Gesellschaft viel gemacht, Brüche aufgezeigt, Schieflagen verstärkt und zu Spaltungen geführt. Dazu kämen aktuelle Herausforderungen, wie die Klimakrise, ein Krieg in Europa oder die Auswirkungen der Globalisierung. "Wie geht unsere Gesellschaft mit Krisen und Brüchen um? Solche Fragen können Bildungsausschüsse aufwerfen, aufgreifen und bearbeiten – und sie tun es auch", ist Achammer überzeugt.
Die Bildungsausschüsse sind keine typischen Vereine. Vor rund fünfzig Jahren entstand die Idee, mit den Bildungsausschüssen Bildung in den Dörfern zu stärken. Sie sollten nicht nur selbst Bildungstätigkeit organisieren, sondern die bestehende Bildungsarbeit der Vereine vor Ort unterstützen, koordinieren, Impulse setzen und dort Angebot schaffen, wo es notwendig ist. Dafür werden sie finanziell mit einer an die Einwohnerzahl gebundenen Pro-Kopf-Quote vom Land und den Gemeinden, sowie inhaltlich und organisatorisch durch acht Bezirksservicestellen unterstützt. Darüber hinaus gibt es kein einheitliches Profil der 143 Bildungsausschüsse. Sie sind so vielfältig wie die Ortschaften selbst und die Menschen, die dort leben.
Individuell und vielfältig
Einen Einblick in die Vielfalt gab auch die Ideenmesse, mit der die Bezirksservicestellen beispielhafte Projekte der Bildungsausschüsse vorgestellt haben: Zum Beispiel einen Bildungsüberfall, bei dem mit lustigen Postkarten auf eine besondere Verkehrsproblematik aufmerksam gemacht wurde oder mit einer Brot- und Mehlkarte auf plastische Weise in Erinnerung gerufen wurde, welche Not die Bevölkerung Tirols im Ersten Weltkrieg gelitten hat; ein mehrsprachiges "Dorfblattl", das Historisches sowie aktuelle Themen und Termine für die Bevölkerung zusammenfasst oder gelungene Jahresprogramme, die die Zusammenarbeit der verschiedenen Vereine vor Ort stärken.
Dass es bei der Bildungsarbeit nicht immer darum geht, stets neue oder extravagante Themen zu suchen, darauf ging der Kunsthistoriker und Stadtarchivar der Stadt Klausen, Christoph Gasser, in seinem Impulsreferat ein. Auf unterhaltsame Art zeichnete er unter anderem anhand Albrecht Dürers bekanntem Stadtstich "Das große Glück" nach, dass auch gut bekannte Themen mit einem neuen Blick interessante Erkenntnisse bringen können.
Da will ich mit dabei sein!?
Bildungsarbeit vor Ort ist vorrangig Freiwilligenarbeit. Um die Ehrenamtsarbeit, um die Motivation und Koordinierung der Ehrenamtlichen vor Ort ging es im Vortrag von Thomas Garber, Leiter des Tiroler Bildungsforums. Das Tiroler Bildungsforum betreut rund 500 Ehrenamtliche, die in den Bereichen Erwachsenenbildung, Dorfchroniken und Natur und Umwelt tätig und ähnlich strukturiert sind wie die Südtiroler Bildungsausschüsse. "Ein Pauschalrezept für Ehrenamtskoordinierung gibt es nicht", ist Garber überzeugt, teilte mit den Anwesenden aber verschiedene Überlegungen darüber, was Menschen dazu bewegt, sich ehrenamtlich zu engagieren, wie sich das Ehrenamt mit dem Wandel der Zeit verändert – nicht nur, aber verschärft durch die Corona-Pandemie – und gab Anregungen, wie Ehrenamtliche für bestimmte Aufgaben gewonnen und motiviert werden können.
Motivierend waren schließlich auch die vier Workshops am Samstag, die den rund fünfzig Teilnehmenden konkrete Impulse für Bildungsthemen und Umsetzungsmethoden aufzeigten.
Begegnung und Bewegung
Seit fünfzig Jahren bereits organisiert das Landesamt für Weiterbildung den Tag der Weiterbildung, der ein Anlass für Weiterbildung, neue Impulse, Austausch und Vernetzung der Erwachsenenbildung in Südtirol sein soll. Neben den hauptamtlich organisierten Weiterbildungseinrichtungen und Bildungshäusern stellen die ehrenamtlich organisierten Bildungsausschüsse eine wichtige Säule dieses Bildungsbereichs dar und wurden darum heuer in den Mittelpunkt gestellt. Die Ergebnisse und Inhalte der Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden sollen noch heuer in einer Tagungsdokumentation veröffentlicht werden.
Link zur Originalaussendung mit den eventuellen dazugehörigen Fotos, Videos und Dokumenten
red/jw