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75 Jahre ladinisches paritätisches Schulsystem gefeiert
Mit Erinnerungen an die Geschichte, Anekdoten und einem Ausblick auf die Zukunft ist am heutigen Freitag (17. Mai) in St. Ulrich "75 Jahre ladinisches paritätisches Schulsystem" gefeiert worden.
Landeshauptmann Arno Kompatscher gratulierte der ladinischen Schulgemeinschaft und vor allem jenen Menschen, die das Schulsystem aufgebaut hatten. "Das ladinische paritätische Schulsystem ist eine Erfolgsgeschichte, weil es mit viel Feingefühl und Vernunft, aber auch mit viel Herz umgesetzt worden ist", betonte der Landeshauptmann. Die Initiatoren seien sich der Bedeutung des Schulsystems für eine Minderheit bewusst gewesen. Die Schule sei neben dem Elternhaus zentral, um Sprache zu erhalten, sagte Kompatscher.
Der ladinische Bildungslandesrat Daniel Alfreider unterstrich die Besonderheiten des ladinischen Bildungssystems. "Mehrsprachigkeit, Kreativität und Inklusion sind Kernthemen der ladinischen Bildung. Wir sind stolz, dass dieser Rahmen und das Engagement der pädagogischen Fachkräfte und Lehrpersonen jungen Menschen wichtige Rüstzeuge auf dem Weg zum Erwachsenwerden mitgeben", hob Alfreider hervor. Mit Blick auf die Zukunft würden alle daran arbeiten, dass das ladinische Bildungssystem seine Werte und Tradition beibehält.
Franz Vittur, der erste ladinische Schulamtsleiter, erinnerte an die nicht einfachen Anfänge des Schulsystems und unterstrich den Wert des Zusammenhalts innerhalb des Systems. In einem Vortrag erläuterte Roland Verra, Schulamtsleiter von 1992 bis 2018, dass 1945 lokale Verwaltungsbeamte und Priester aus dem Gadertal ein neues Schulmodell vorgeschlagen hatten: eine gleichberechtigte Schule mit ausgewogenem Unterricht in italienischer und deutscher Sprache und mit ladinischem und religiösem Unterricht in ladinischer Sprache. 1948 sei es gelungen, Ministerialinspektor Giovanni Nencioni davon zu überzeugen. "Nencioni unterstützte den Plan auf ministerieller Ebene. Unterrichtsminister Guido Gonella institutionalisierte ihn 1948 per Dekret", führte Vittur aus. Rechtsgrundlage für den Erlass des Dekrets sei das Erste Autonomiestatut gewesen, wonach Ladinisch in den Orten unterrichtet werde, wo es die Bevölkerung spreche. Die Regelungen des Zweiten Autonomiestatuts sahen laut Verra eine eigene Schulverwaltung vor.
Seit 1975 hat die paritätische Schule ein Schulamt, seit 1987 ein Pädagogisches Institut. Für die Ausbildung der ladinischsprachigen Lehrer wurde 1998 an der Freien Universität Bozen eine ladinische Abteilung eingerichtet.
Edith Ploner, Direktorin der ladinischen Bildungs- und Kulturdirektion, nannte den gesellschaftlichen Wandel, die ökologische und geopolitische Krise neben der zunehmenden Gewaltbereitschaft als heutige Herausforderungen.
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pio