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Gefährdete Arten dank fundierter Daten schützen
Für den EU-Bericht 2025 wurde der aktuelle Erhaltungszustand aller Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse in Südtirol erhoben – Auch 26 Fledermaus-Arten untersucht
BOZEN (LPA). Mit Ende 2024 war es wieder so weit: der Natura2000-Bericht zum Erhaltungszustand der Arten von gemeinschaftlichem Interesse war fällig. „Der Erhalt der besonders gefährdeten Arten und Lebensräume für nachfolgende Generationen ist auch in Südtirol eine wichtige Zielsetzung“, macht Landesrat Peter Brunner deutlich, der für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz zuständig ist. „Das können wir nur erreichen, wenn unsere Ämter genaue und datenbasierte Untersuchungen durchführen. Darauf aufbauend können dann gezielt Schutzmaßnahmen getroffen werden.”
Aufwändige Erhebung
„Südtirol musste für den Berichtszeitraum 2019-2024 über insgesamt 45 Lebensräume, 91 Tier- und Pflanzenarten und alle in Südtirol vorkommenden Vogelarten nach Brüssel berichten“, erklärt Leo Hilpold, Direktor des Landesamtes für Natur, das mit dieser Aufgabe betraut ist. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Wildtiermanagement und in einem Kooperationsprojekt mit Fachleuten von EURAC-Research, Freie Universität Bozen und Naturmuseum Südtirol hat das Amt mit großem Aufwand den aktuellen Wissensstand zu den Arten von gemeinschaftlichem Interesse in Südtirol erhoben und aus naturschutzfachlicher Sicht bewertet.
26 heimische Fledermaus-Arten erhoben
Was das genau bedeutet, wird am Beispiel der Fledermäuse deutlich: Hier musste für den Bericht zu allen 26 in Südtirol bekannten Fledermaus-Arten der Kenntnisstand zusammengetragen werden. Die Datengrundlage dafür stammt aus der Datenbank des Naturmuseums Südtirol sowie vom Biodiversitätsmonitoring Südtirol (BMS) von EURAC Research.
“Erstmals seit dem Jahr 2000 konnte für zwei besonders streng geschützte Arten, die Kleine Hufeisennase und die Wimperfledermaus, ein deutlicher Aufwärtstrend aufgezeigt werden“, freut sich Eva Ladurner, Fledermausexpertin am Naturmuseum Südtirol. Beide Fledermaus-Arten leben im Sommer gerne in der Nähe von Menschen, etwa in kleineren Kirchen, aber auch in Privathäusern. Ein Abwärtstrend habe sich hingegen für die Kleine Bartfledermaus und die Große Hufeisennase ergeben, die direkt von extensiver Landwirtschaft und dem ländlichen Siedlungsraum mit bäuerlichen Gärten und Viehwirtschaft abhängen.
Schutzgebiete zentral für Erhaltung
„Während für einige wenige Tierarten positive Entwicklungen erkennbar sind, bestehen weiterhin große Wissenslücken“, berichtet Amtsdirektor Hilpold. Für den nächsten EU-Berichtszeitraum 2025-2030 bleibe noch vieles zu erforschen. So gibt es etwa von vielen Fledermausarten kaum Kenntnisse zu ihrer Bestandsentwicklung, zu den Kolonien und den Jagdlebensräumen. Zudem lassen die Daten erkennen, welch' wichtige Rolle die oft nur sehr kleinen Schutzgebiete in den Talböden für die Fledermäuse spielen. „Diese Gebiete werden gezielt zur Nahrungssuche aufgesucht, weil sie oft Oasen in der intensiv genutzten Talsohle sind“, weiß Ladurner. „Das Fazit: Schutzgebiete und das Natura-2000-Netzwerk spielen eine zentrale Rolle, wenn es um den nachhaltigen Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume in Südtirol geht“, so Hilpold.
red/mpi