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Baumschulen und Rebschulen: Südtirol europaweit führend

Einblick in die Welt der Baumschulen und der Rebschulen - Jährlich 15 Millionen Apfeljungbäume und 3,5 Millionen Jungreben - Landesrat Walcher: "Nicht nur bei Zahlen, auch bei Qualität hervorragend"

BOZEN (LPA). Baumschulen sind für die Aufzucht von Obstbäumen von traditionellen Sorten bis zu Clubsorten zuständig, in Rebschulen werden junge Weinreben aufgezogen und für die Pflanzung im Weinberg vorbereitet. Zwölf Baumschulbetriebe gibt es in Südtirol und neun Rebschulbetriebe. "Baumschulen und Rebschulen sind zwei sehr wichtige Bereiche in der Landwirtschaft", unterstreicht Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher: "Südtirol ist führend im Baumschulwesen und im Rebschulwesen, wir sind etwa der größte Produzent an Apfelbäumen auf europäischer Ebene. Aber wir sind nicht nur bei den Zahlen hervorragend, sondern auch bei der Qualität unserer Baum- und Rebschulen."

Stefano Endrizzi arbeitet seit 31 Jahren in der Landesabteilung Landwirtschaft und war bis 2006 verantwortlich für die Landeszertifizierung der Obstgehölze, seit 2022 leitet er den Landespflanzenschutzdienst. Zu seinem Kompetenzbereich zählen auch die Baumschulen und die Rebschulen. Beide gehen auf über 50 Jahre Aktivität zurück, beide sind sehr verschieden im Hinblick auf das für sie geltende Recht: So ist das Rebschulwesen seit 1968 auf europäischer Ebene geregelt, das nationale Institut CREA (Consiglio per la ricerca in agricoltura e l'analisi dell'economia agraria, Rat für landwirtschaftliche Forschung und Wirtschaft) ist für Kontrolle und Zertifizierung zuständig, von der Konservierung der Sorte über die Vorvermehrung bis zur Vermehrung der Jungreben, auch Raseln genannt, die fertigen Pflanzen, die den Bauern verkauft werden. In den ersten zwei Stufen ist für die Rebe immer eine nationale Kontrolle vorgesehen. Bei den Baumschulen hingegen sind Konservierung und Vorvermehrung an Institute delegiert, in Südtirol ist dies das Versuchszentrum Laimburg. Der Pflanzenschutzdienst kontrolliert die Aktivität dieser Institute von Beginn an.

Das Baumschulwesen in Südtirol ist das erste in Italien, das 1983 Gesetze für die Zertifizierung ausgearbeitet hat, erst 2006 startete die Zertifizierung auf nationaler Ebene. In operativer Hinsicht sei es immer schwierig gewesen, Flächen zu finden, fasst Endrizzi zusammen. 1973 begann man deshalb damit, Baumschulen für Äpfel und auch Reben in die Po-Ebene und nach Venetien auszusiedeln, da es dort viel größere Flächen gab und das Klima und die Kosten günstiger waren. Bei den Apfelbäumen erfolgte die Aussiedelung auch aus Pflanzenschutzgründen, da in Südtirol wegen Feuerbrand und Besenwuchs keine sichere Produktion möglich war.

Heute erfolgt die gesamte Produktion der Baumschulen außerhalb Südtirols, zu 95 Prozent im Veneto und zu 5 Prozent in der Lombardei, neben Apfelbäumen werden auch einige wenige Marillenbäume und Birnbäume gezüchtet. Im Vorjahr betrug die Fläche der Schnittgärten, wo das Vermehrungsmaterial - Unterlagen beziehungsweise Edelreiser - produziert wird, in Venetien 150 Hektar, mit 15 Millionen Apfel-Jungbäumen. Mittlerweile gibt es in Südtirol zwölf Baumschulbetriebe. In den vergangenen zwei Jahren haben nur große Baumschulen überlebt, ihre Anzahl ist von 22 auf 12 gesunken.

Peter Laimer ist der Obmann des Baumschulbundes, er hat die Baumschule Laimer in Lana vom Vater übernommen und führt den Betrieb in der nunmehr dritten Generation. Es ist eine sehr vielseitige Tätigkeit, unterstreicht er, man steht im Wettbewerb mit Europa und der ganzen Welt. Die Zusammenarbeit mit dem Pflanzenschutzdienst funktioniere wunderbar, hebt er hervor. "Die Bäume ziehe ich noch so auf wie schon mein Großvater, vom Handwerk her hat sich nicht viel verändert." Züchtung erfordert Wissen und Geschick: Wer züchtet, investiert in Land, Ausrüstung, Gewächshäuser, Labore, Rechte und auch in Arbeitskräfte. Züchtung braucht Zeit, unterstreicht der Baumschulbund-Obmann, und ist in Jahrzehnten zu denken, auch ist nicht jede Züchtung erfolgreich.

Auch nahezu fast alle Jungreben werden in der Region Venetien produziert. Neben den Rebschulen in Venetien betreibt Südtirol in neun Rebschulbetrieben auch etwas Produktion in Südtirol, und zwar auf 16 Hektar Schnittgarten in ganz Südtirol mit 270.000 Raseln, vorwiegend Lokalweinklonen. Im Veneto hingegen sind es 80 Hektar Schnittgarten, wo 2024 drei Millionen Raseln produziert wurden.

Peter Gutmann hat seinen Betrieb, die Rebschule Gutmann in Tramin, vor über 50 Jahren vom Vater übernommen, seine Rebschule wird im Hinblick auf die Produktion von Reben wohl die größte in Südtirol sein, erzählt er: "Wir produzieren die Reben, Unterlagsreben und Edelreiser, unser Hauptsitz, Lager und Büro sind in Tramin angesiedelt, die Produktionsstätte in der Provinz Verona." Die Rebschule Gutmann liefert ihre Produkte europaweit, der Hauptmarkt ist neben Trentino-Südtirol das Veneto für die Reben, für die Unterlagsreben liegt der Hauptmarkt in Deutschland, Österreich, Slowenien und Italien. Was ihn an seinem Beruf fasziniert? "Vom kleinen Edelreis machen wir eine Pflanze, und daraus wächst ein Kulturgut. Wir haben sehr viel mit Weingütern und Winzern zu tun, und es ist eine Genugtuung zu sehen, was aus der eigenen Rebe, die man selbst produziert hat, herauskommt."

Ein großer Markt für den Export ist Deutschland; über 70 Prozent exportieren die 12 Südtiroler Baumschulbetriebe aber an Drittländer außerhalb Europas, der größte Markt ist Indien, wohin durchschnittlich 5 Millionen Pflanzen jährlich ausgeführt werden. Aus Nordafrika werden mit jeder Anfrage an die 300.000 Bäumchen angefragt, gibt Endrizzi einen Einblick in die Dimensionen und benennt auch eine Schwierigkeit: jene, Arbeiter für die Baumschulen und Rebschulen zu finden, wo es viel Handarbeit zu verrichten gilt; derzeit kommen die meisten Arbeiter aus Rumänien, Moldawien und Nordafrika. "Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn mit dem Baumschulwesen angefangen", schließt Stefano Endrizzi, "und ich trage es in meinem Herzen".

mac

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