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Zusammenschluss der Regionen für Entscheidungsfreiheit bei Gentechnik
(LPA) 20 Regionen aus Spanien, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Deutschland, Österreich und Italien haben heute in Florenz einen Pakt gegen die Ausbringung gentechnisch veränderten Saatgutes geschlossen. Mit dabei ist auch Südtirol. "Die heute unterzeichnete Charta ist die Grundlage eines Netzwerkes, das vor allem in Brüssel gemeinsame Interessen vertreten und ein Mehr an Kompetenzen für die Regionen im Bereich der gentechnisch veränderten Organismen einfordern soll", erklärt dazu Landesrat Hans Berger.
Die Regionen Emilia-Romagna, Toskana, Latium oder Marken, die Bundesländer Burgenland und Steiermark, Schleswig-Holstein, das Baskenland, Wales oder die Bretagne – All diese Regionen – insgesamt sind es 20, aber es werden wohl noch einige folgen, die heute an der Sitzung in Florenz bereits teilgenommen haben – stemmen sich gegen die zentrale Entscheidungsgewalt Brüssels in Sachen gentechnisch veränderten Saatgutes. "Die Länder sind der Meinung, dass sie selbst über die Zulassung solchen Saatgutes entscheiden sollten", erklärt Berger. "Die Entscheidungsfreiheit sollte so weit gehen, die eigene Region auch zum gentechnikfreien Gebiet zu erklären."Dies sei nicht nur angesichts der derzeit wissenschaftlich noch nicht gesicherten Erkenntnisse über die Folgen der Ausbringung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) notwendig, sondern auch, um die Qualitätsproduktion in der Landwirtschaft zu schützen. "Das ist ja gerade eines der Steckenpferde der Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU", so Berger. "Und auch unsere eigene Politik ist gerade auf diese Schiene ausgerichtet."
Landesrat Berger betont in diesem Zusammenhang, dass es nicht Ziel des Netzwerkes sein könne, eine mit großer Geschwindigkeit fortschreitende Entwicklung aufzuhalten, die durch die Freigabe einiger gentechnisch veränderter Mais- und Sojasorten in Europa bereits Fuß gefasst habe. "Dies wäre wohl illusorisch", so Berger. Vielmehr gehe es den Regionen um die Entscheidungsfreiheit, um auch die Besonderheiten der einzelnen Gebiete in die Regelungen einfließen zu lassen. "Südtirols Landwirtschaft ist beispielsweise derart klein strukturiert, dass der Anbau von GVO nicht abschätzbare Folgen für den biologischen und konventionellen Anbau in unserem Lande hätte", so Berger. "Ganz zu schweigen von der Gefahr für die Artenvielfalt."
Konkret geht es also um ein gemeinsames Lobbying bei den zuständigen Stellen in Brüssel, wo die Durchsetzung des Subsidiaritätsprinzips auch in diesem Bereich gefordert werden soll. Auch sollen die zuständigen Politiker in Brüssel über die Bedenken der Regionen informiert werden. "Ein erster Schritt soll ein Treffen mit den drei zuständigen EU-Kommissaren in den nächsten Wochen sein", erklärt Berger. Auch eine Aussprache mit Europaparlamentariern haben die Unterzeichner der GVO-Charta von Florenz bereits ins Auge gefasst.
"Das Netzwerk soll unseren Forderungen größere Durchschlagskraft verleihen", so Berger, der in der Charta vor allem den Versuch sieht, selbst entscheiden zu dürfen, wohin der Weg der Landwirtschaft in den einzelnen Regionen führen soll. "Wir müssen dafür sorgen, dass unsere landwirtschaftliche Produktion nicht austauschbar wird, wenn wir auch in Zukunft auf dem Agrarmarkt eine Chance haben wollen", so das Fazit des Landwirtschafts-Landesrates.
chr