Kulturgüter in Südtirol

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Freskoentwurf für den Südtiroler Landtag

Entwurf für das Fresko zum Thema Südtirol im Foyer des Südtiroler Landtag mit der zentralen Darstellung einer überdachten Holzbrücke als Verbindung zwischen den Kulturen des Nordens und des Südens, die zu beiden Seiten durch stilisierte Bischöfe, Fürsten und Stadtansichten symbolisch dargestellt sind. Über der Brücke schwebt das Wappen der Stadt Bozen, beidseitig begleitet von jeweils drei kleineren Wappen der anderen Südtiroler Städte [v.l.n.r. und v.o.n.u.: Glurns, Meran, Sterzing, Bruneck, Brixen, Klausen]. Am Brückengeländer stehen in Runenschrift verschiedene Namen historischer Tiroler Persönlichkeiten: [v.l.n.r.] „+AR/BEO/BI/SCHOF/770“, „DIE/GRA/FEN/VON/TY/ROL“, „WAL/THER/v. d./VO/GEL/WEI/DE”, „MI/CHAEL/PA/CHER“, “BE/DA/WE/BER“, „AN/DREAS/HO/FER”.
Die Darstellung zeigt im Einzelnen v.l.n.r.: einen Bischof mit Hirtenstab und Buch (Diözesanpatron Hl. Kassian?) vor einem abgetreppten mittelalterlichen Giebel, einen Ritter mit Schwert und Reichsapfel (Grafen von Tirol?) vor einer Burg (Schloss Tirol?), einen Römer mit Schriftrolle (Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Kaiser Konrad II.?) vor einem italienischen Stadtturm, einen Fürstbischof (Diözesanpatron Hl. Vigilius von Trient?) vor einer Domkuppel und einer Kirche mit Rosette.

Objektbezeichnung:
Gemälde
Inventarnummer:
49501644
Hersteller:
Fellin, Peter
Datierung:
1958
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 77.5 cm, Breite 171 cm
Schlagwort:
Landschaft mit Figur
Historische-kritische Angaben:
1954 wurde ein Wettbewerb zur Ausschmückung des Sitzungssaales im neuen Landhaus ausgeschrieben. Laut Ausschreibung sollte das Fresko zum Thema Südtirol „den wirtschaftlich-kulturellen Fortschritt sowie auch die einzelnen Landschaften Südtirols darstellen“. Karl Plattner hat den Wettbewerb mit seiner abstrakten, geometrisch durchkonzipierten Komposition gewonnen. […] Der zweite Preis wurde ex aequo den Künstlern Hans Prünster, Heiner Gschwendt und Siegfried Pörnbacher zugesprochen, die auch den Preis des Landeshauptmannes in der Höhe von je 100.000 Lire erhielten. Die restlichen fünf Entwürfe stammten von den Künstlern Franz Lenhart und Peter Fellin aus Meran, Rudolf Stolz und Gretl Stolz aus Sexten und Mario Tordello aus Bozen. Neben dem Fresko von Karl Plattner wurden später auch die Entwürfe von Peter Fellin im Atrium des Landtages und jenes von Siegfried Pörnbacher im großen Kommissionssaal realisiert.
Peter Fellin ist mit Karl Plattner einer der bedeutendsten Südtiroler Künstler der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Er hat von Anfang an ein künstlerisches Doppelleben geführt: das eine diente dem Broterwerb, das andere seiner eigentlichen Kunst. Das Fresko im Foyer des Landtages zählte Fellin selbst zu seinen Brotbildern. Am Wettbewerb für das Fresko zum Thema „Südtirol“ hat Fellin nur zufällig teilgenommen und ihn auch nur zufällig gewonnen. „Der Geldmangel hat mich dazu getrieben“, hat der Künstler später erklärt.
Er hat sich für das immer noch aktuelle Thema der Brückenfunktion zwischen zwei Kulturen entschieden, die Südtirol damals schon hatte, und so Südtirol als eine Brücke dargestellt. Als Modell diente ihm die alte Kastelruther Brücke. Symbolhaft sind links und rechts die weltliche und die kirchliche Macht vertreten, die Säulen und auch wichtigsten Machtfaktoren der damaligen Gesellschaft. In das Brückengeländer sind in Runenschrift der Bischof, Meinhard II. von Tirol, Walther von der Vogelweide, Michael Pacher, Beda Weber und Andreas Hofer eingefügt, die Fellin als die geistigen Väter des Landes betrachtet. Die großen Augen sind Ausdruck des Weitblicks, des Geistigen, des Seelischen, an dem dem Künstler besonders viel lag. Oben rechts sind um das Wappen der Stadt Bozen die Wappen der anderen sechs Südtiroler Städte abgebildet.
Die Arbeit ist stark expressionistisch geprägt, die Figuren sind, der expressionistischen Figuration entsprechend, reduziert. Im Gegensatz zum Farbenreichtum des klassischen Expressionismus verwendet Fellin eine auf Grauwerte reduzierte Farbskala, die mit rötlichen Quadern aufgehellt werden. Überhaupt liegt sein gesamtes Werk, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Schwarz-Weiß-Bereich.
(Arnold Tribus, in: „Kunst im Landtag. Das Fresko von Karl Plattner und die Werke von Peter Fellin, Siegfried Pörnbacher, Maria Delago, Eraldo Fozzer“, Hrsg. Südtiroler Landtag, 2002)

 

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