Von Bruneck nach Czernowitz: Stationen eines Gelehrtenlebens im Habsburgerreich
Von Tirol über Wien bis an die Ostgrenze des Habsburgerreiches
erstrecken sich die Wirkungsstätten des gebürtigen Bruneckers
Ferdinand von Zieglauer (1829–1906).
Als Professor für Österreichische Geschichte lehrte er
zunächst an der Rechtsakademie in Hermannstadt (Siebenbürgen)
und schließlich an der Universität Czernowitz (Bukowina).
Diese virtuelle Ausstellung setzt sich auseinander
mit der Herkunftsfamilie, Kindheit und Jugend
des späteren Czernowitzer Ehrenbürgers.
Die Ausstellung entstand im Rahmen des Projektes
„PREPUS. The Presence of the Past in Urban Space“
der Universitäten Černivci und Innsbruck.
Zu Zieglauers akademischer Laufbahn und
zur Einordnung seines Werks in die Historiografie
sei auf den Beitrag von Kurt Scharr verwiesen:
„Vom Standpunkt des Österreichers und Historikers“.
Kuratorin: Brigitte Strauß, Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde
Von Bruneck nach Czernowitz: Stationen eines Gelehrtenlebens im Habsburgerreich
Johann Baptist Zieglauer, der zweitälteste Sohn eines Bozner Handelsmannes und Bürgers, heiratete eine Tochter des Brunecker Stadtapothekers Christoph Adam Leytzow (um 1700–1756), Anna Margaretha (1743–1771). Er übernahm die Apotheke des Schwiegervaters und absolvierte in Brixen die Ausbildung zum Apotheker, die er 1763 abschloss. Nach dem Tod Anna Margarethas heiratete Johann Baptist noch zwei Mal. Aus der dritten Ehe ging Georg Zieglauer, Ferdinands Vater, hervor.
Georg von Zieglauer (1789–1835), Ferdinands Vater, entstammt der dritten Ehe des Brunecker Stadtapothekers Johann Baptist Zieglauer, geschlossen mit Anna Maria Gartner (1753–1821), Sternwirtstocher in Bruneck. Die Mutter Ferdinands, Theresa Hölzl, war die Tochter des Brunecker Weißgerbermeisters Josef August Hölzl (1755–1835) und der Maria Ursula Puell (1771–1809). Ferdinand kam am 28. Februar 1829 als erster Sohn des Ehepaares zur Welt, sechs Jahre nach der Hochzeit. Es folgten noch zwei weitere Söhne: 1831 Georg und 1833 Josef. Letzterer verstarb im Alter von einem Jahr. Ein Jahr darauf, am 11. Oktober 1835, verstarb der Vater und Gatte Georg von Zieglauer. Nach dessen Tod zog die Witwe Theresa nach Innsbruck, wo sie, ohne ein weiteres Mal zu heiraten, am 24. April 1860 verstarb.
Ferdinand von Zieglauer verbrachte seine ersten Lebensjahre in Bruneck. Dort waren Handel und Gastgewerbe begünstigt durch die verkehrstechnisch gute Lage an der Pustertaler Straße, zwischen Süddeutschland und Oberitalien. Bürgerliche Gasthöfe wie der „Goldene Stern“, der Georg Jakob Gartner (1727–1803), dem Vater von Johann Baptist Zieglauers dritter Frau gehörte, zogen den Verkehr in die Stadt. Auch der Aufschwung des Freihafens Triest ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wirkte sich positiv auf die kleine Stadt an der Rienz aus.
Der Umzug nach Innsbruck sollte laut Familienüberlieferung den Söhnen Ferdinand und Georg eine gute Ausbildung ermöglichen. In Innsbruck besuchte Ferdinand zwischen 1840 und 1846 das Akademische Gymnasium. An das sechsklassige Gymnasium schloss Ferdinand den vorbereitenden zweijährigen Kurs auf der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck an. Das Ende des zweiten Jahres des philosophischen Grundkurses an der Universität Innsbruck war von der Märzrevolution 1848 und deren Folgen geprägt.
1850/51: Studium an der juristischen Fakultät der Universität Innsbruck
1851 bis 1855: Studium an der juridischen, später der philosophischen Fakultät der Universität Wien
1855 bis 1857: Mitglied Nr. 6 am neu gegründeten Institut für Österreichische Geschichtsforschung
1856: Ernennung zum außerordentlichen Professor für österreichische Geschichte an der Rechtsakademie in Hermannstadt
1862: Ernennung zum ordentlichen Professor für österreichische Geschichte an der Rechtsakademie in Hermannstadt
1875: Berufung als ordentlicher Professor für Österreichische Geschichte an die Universität Czernowitz
1876/77 und 1899/1900: Rektor der Universität Czernowitz
1876 bis 1906: Mitglied des Gemeinderates der Stadt Czernowitz
28. Juli 1906: Ferdinand von Zieglauer stirbt in Czernowitz.