Das Weihwasserkrüglein der Sandwirtin
Der Weihwasser-Wandkessel aus Zinn trägt die Initialen ALH, Anna Ladurner Hofer.
Ein sehr seltenes Motiv ziert den Kessel: Der Heilige Johannes Nepomuk, der „Brückenheilige“, der für Verschwiegenheit und Beichtgeheimnis steht. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die als die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes tacui („Ich schwieg“) gedeutet werden.
- Objektbezeichnung:
- Weihwassergefäß
- Inventarnummer:
- 2009.10
- Material:
- Zinn
- Institution:
- Museum Passeier - Andreas Hofer
- Historische-kritische Angaben:
-
Die Last des Schweigens wird wohl auch die Sandwirtin gekannt haben. Hat ihr Mann sie ins Vertrauen gezogen und sie musste schweigen über Verschwörung und Aufstandspläne der Tiroler? Oder zog sie ihre eigenen Schlüsse und Schweigen hieß für sie, ihre Ängste und Sorgen verbergen, wenn ihr Mann das Haus verließ oder eine ungewisse Reise antrat? Etliche Male wird sie ihren Mann, ihre Kinder und auch sich selbst mit dem geweihten Wasser bezeichnet haben. Und wahrscheinlich war für sie die Beichte die einzige Möglichkeit, sich das Herz etwas zu erleichtern, allerdings ohne das Stillschweigen ganz zu brechen.
So steht dieses Weihwasserkrügl mit dem „Beichtheiligen“ Nepomuk für die vielen unausgesprochenen Ängste, Sorgen, Hoffnungen und Gewissheiten, welche die Frau des gefeierten und gejagten Oberkommandanten Andreas Hofer mit sich herumtragen musste.
Passend zu vielen anderen Gegenständen, die die Analphabetin stets mit ihren Initialen versehen ließ, war sie anscheinend auch hier darauf bedacht, ihren Besitz zu kennzeichnen.
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