Kulturgüter in Südtirol

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Die verthädigte Unschuld das ist MARIA die seligiste Junckhfrau und Mueter Gottes, in ihrer unbefleckhten Empfengnus durch 46 Sinnbilder vorgestöllt [...]

Der vollständige Titel lautet:
„Die verthädigte Unschuld das ist MARIA die seligiste Junckhfrau und Mueter Gottes, in ihrer unbefleckhten Empfengnus durch 46 Sinnbilder vorgestöllt, und einstens in Lateinischer sprach beschriben von dem weiland Hochwirdigisten Firsten und Herrn Herrn COELESTINO SFONDRATI ird. S. Bened. der H. R.K. Cardinäl, vorhero gefisteten Abbten bey S. Gallen. Nun aber in das Teutsche ybersezt, und mit einigen Sinnbildern vermert von Michael Winepacher, Seelsorger vey U. L. Frauen zu Mooß in Passeyr. Anno 1716“

1716 verfasste und illustrierte der Kurat Michael Winnebacher ein Emblembuch zu den Sinnbildern Marias. Abstrakte Themen wurden verständlich dargestellt. Die Inhalte wurden in Überschrift, Bild und Epigramm verdeutlicht.
Das Buch wurde handgeschrieben und basiert auf der lateinischen Vorlage, die Kardinal Sfondrati konzipiert hatte und an der sich Winnebachers Emblembuch stark anlehnt. Michael Winnebacher ergänzt dabei Sinnbilder und fügt auch eigene hinzu. In den 52 Bildern erläutert er den Aspekt der unbefleckten Empfängnis.

Die Sinnbilder haben die unbefleckte Empfängnis zum Inhalt und verteidigen diese dabei. Naturbilder werden theologisch interpretiert und sollen die unbefleckte Empfängnis nachvollziehbar machen.
Einige Beispiele seien aufgelistet: Die Sterndeuter können an der Sonne, die für Maria steht, keine Fehler und Flecken sehen (I), das Schiff Victoria, mit dem Ferdinand Magellan 1520 von Spanien aus zu den Molukken in Indonesien unterwegs war, wird vom Schiffbruch gerettet (II), Granatapfel (III), die Pyramide, die keinen Schatten wirft (IV)

Das illustrierte Buch war als Betrachtungsbuch gedacht und zum Meditieren.

Zusammenfassung aus Expertise von Dr. Leo Andergassen.

Objektbezeichnung:
Buch
Inventarnummer:
TRE001
Hersteller:
Winnebacher, Michael
Datierung:
1716
Material:
Papier
Technik:
Aquarell
Institution:
MuseumHinterPasseier
Maße:
1 Länge 30.5 cm, 1 Breite 24.5 cm
Schlagwort:
Buch, Winnebacher, Moos in Passeier, Malerschule, Passeiertal, Kurat, Acquarell
Historische-kritische Angaben:
Michael Winnebacher wurde in St. Martin in Passeier geboren und in Innsbruck an der Jesuitenuniversität ausgebildet. Er wirkte von 1687 bis 1742 im gesamten Hinterpasseier als Kurat und war laut Beda Weber ein Liebhaber der Kunst die er als Dienerin der Religion verstand.
Winnebacher gilt als Förderer und Entdecker einiger Künstler die für das Passeiertal sehr wichtig waren. So ließ er von Niklaus Auer die Pfarrkirche in Moos neu ausstatten und galt als einer der ersten Förderer des Hinterpasseirer Elfenbeinschnitzers Johann Pichler.
Auf die Initiative von Winnebacher hin, welcher den Meraner Künstler Nikolaus Auer abseits der Kunstzentren in den Städten sein Geburtshaus in St. Martin als Malerwerkstatt zur Verfügung stellte, entstand die Passeirer Malerschule. Diese wiederum von 1719 – 1845 und über drei Generationen hinweg das Passeiertal und die Umgebung mit Gemälden versorgte.
Der Kunstliebhaber und Dichter Winnebacher bewies ein gutes Gespür, Weitsicht und Mut als er seinen Geburtsort der Malerwerkstatt übergab. Von St. Martin aus zogen die jungen Künstler aus nach Augsburg und bis nach Venedig und so mancher vermochte es zu einem angesehenen Künstler dieser Orte zu werden.
Eine mutige Entscheidung prägte damit ein ganzes Tal und strahlt bis heute weit über das Passeiertal hinaus.

 

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