Musik
Die Musik kann in den ladinischen Tälern auf eine lange Tradition zurückblicken; das gilt sowohl für die Volksmusik als auch für die klassische Musik. Jedes Dorf hat seine eigene Musikkapelle, die erste wurde am Ende des 18. Jahrhunderts in St. Ulrich gegründet; die jüngste Kapelle wurde 2006 in Buchenstein ins Leben gerufen. Neben der Musikkapelle hat jedes Dorf auch einen Kirchenchor, der maßgeblich zur feierlichen Gestaltung von religiösen Festtagen beiträgt.
Die ladinische Musiktradition beginnt mit Jan Batista Runcher, der 1714 in Abtei/St. Leonhard geboren wurde und 1753 in Trient starb. Er bewies sein musikalisches Talent vor allem in Venedig und Trient, wo er als Organist und Musiker tätig war. Er komponierte zahlreiche musikalische Werke, die teilweise erst im 20. Jahrhundert veröffentlicht wurden, darunter auch ein Melodrama mit dem Titel "Achill in Sciro", das 1747 zum ersten Mal in Venedig aufgeführt wurde.
In derselben Zeit lebte auch der Grödner Matie Ploner (1770-1845), der zunächst in Kastelruth und später in Brixen ebenfalls als Organist und Musiker tätig war. Wie Runcher schrieb auch Ploner diverse Kirchenmusikstücke, die lange Zeit als verloren galten und erst 2004 wiedergefunden und veröffentlicht wurden.
Die ersten Zeugnisse volkstümlicher Musik gehen auf das frühe 19. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit entstanden die ersten Melodien. Besonders aufschlussreich sind zwei Studien zum Volksgesang; die erste Studie wurde von Theodor Gartner Anfang des 20. Jahrhunderts durchgeführt, Autor der zweiten in den 40er-Jahren geleisteten Forschungsarbeit war Quellmalz. Während Gartner noch von Haus zu Haus zog und die einzelnen Melodien aufschrieb, nahm Quellmalz als erster die volkstümlichen Melodien auf Band auf.
Mit der Einrichtung der Musikschulen in den 70er-Jahren erlebten die verschiedenen Musikarten eine rege Entwicklung. Es entstanden die ersten modernen Musikbands, die ersten Rockfestivals wurden veranstaltet.
Bedeutende Veranstaltungen sind Ćiantede cun nos, ein Konzert, an dem vor allem Schüler teilnehmen, und der Gesangstag Dé dla Ćiantia ladina, der vom Ladinischen Kulturinstitut "Micurà de Rü" organisiert wird und zu dem alle Chöre der ladinischen Täler eingeladen werden.
Neben den Chören haben sich auch zahlreiche Liedermacher und Rockmusiker einen Namen in der Musikszene gemacht: Iaco Rigo, Alexander d'Al Plan, Jan Daniel Granruaz, Acajo, The Pëufla usw.
Außer den in der Heimat tätigen Musikern müssen an dieser Stelle auch die Namen von Ladinern genannt werden, die mit ihrer Musik den großen Durchbruch geschafft haben: zu den bekanntesten Vertretern gehört der Grödner Giorgio Moroder aus St. Ulrich, aber auch der Komponist und Dirigent Eduard Demetz sowie die Opernsängerinnen Milena Rudiferia, Sabina Willeit und Manuela Demetz.
Die Vereine Badiamusica und Jëuni de Mujiga de Gherdëina (Externer Link) bereichern mit der Organisation von qualitätvollen Konzerten das musikalische Angebot; gemeinsam mit den Konzerten von Valgardenamusika tragen sie dazu bei, musikalisches Interesse zu wecken.