Kulturgüter in Südtirol

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Lorenz Fränzl (1879 – 1951): Fotograf und Verleger

Lorenz Fränzl (1879 – 1951): Fotograf und Verleger

Karin Maringgele

„Es mahnt an ihn schmuck an der Wand
manch‘ schönes Bild, aus seiner Hand.“

Mit diesen Worten wird der Fotograf und Verleger Lorenz Fränzl, geboren am 15.4.1879 in Oberammergau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen), gestorben am 14.9.1951 in Bozen, auf seinem Sterbebild beschrieben. Mit Blick auf die Sammlungen in den Museen, Archiven und anderen Gedächtniseinrichtungen Südtirols müsste dieser Zweizeiler folgendermaßen umgeschrieben werden:

„In Archivkarton verpackt, gestapelt in Depotregalen,
mahnt an ihn das Werk aus langen Fotograf- und Verlegerjahren.“

Allein in der Sammlung des Touriseums sind rund 870 Objekte aus dem Foto- und Ansichtskarten-Verlag Fränzl erfasst, in den Sammlungen der Einrichtungen, die ihre Daten hier im Kulturgüterkatalog veröffentlichen, sind es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser virtuellen Schau sogar knapp 3.000 Objekte. Obgleich sein Werk sehr umfangreich ist, weiß man recht wenig über den beruflichen Werdegang von Lorenz Fränzl.
Mein Fachgebiet ist die Sammlungserschließung und -erfassung im Touriseum – Südtiroler Landesmuseum für Tourismus und im Zuge der Überarbeitung unserer Datensätze bin ich auf diese Lücke in der Dokumentation der Südtiroler Fotografiegeschichte gestoßen. Die spärlichen gedruckten Informationen stehen oft im Widerspruch mit der Firmenbezeichnung und -verortung auf den Druckwerken selbst. Um die erfassten Objekte zeitlich korrekt einordnen zu können, bin ich daher selbst auf Spurensuche gegangen und habe vor allem die beruflichen Stationen des Fotografen und Kaufmanns recherchiert, der „unermüdlich durchwanderte (...) Berg und Tal seiner Heimat Südtirol, (...) die er (...) festhielt in tausend Erinnerungen als sein Vermächtnis“, wie es in seinem Sterbebildchen heißt.

Lorenz Fränzl als Verleger und Fotograf in München und Bozen

Der am 15. April 1879 in Oberammergau geborene Lorenz Fränzl beginnt seine berufliche Laufbahn als Wanderfotograf im Bayrischen Raum. Im August 1899 gründet er mit dem Kaufmann Emil Amon(n) aus Bozen unter dem Namen „L. Fränzl & Co.“ eine Kunstverlags-Anstalt in München, Hans-Sachs-Straße 1. Aus dieser Firma steigt er bereits 1901 wieder aus und gründet die Einzelfirma „Lorenz Fränzl Verlagsanstalt und Waarenagenturgeschäft” in München, Hans-Sachs-Straße 14. Die Firma „L. Fränzl & Co.“ wird im Jahr 1903 gelöscht. Einige der frühen Ansichtskarten aus der Münchner Zeit weisen eine Zusammenarbeit mit anderen Fotografen und Verlegern auf, wie zum Beispiel Rudolf Largajolli und Wilhelm Müller aus Bozen oder Louis Glaser aus Leipzig.

Eine Filiale in Bozen dürfte Lorenz Fränzl erst um das Jahr 1913 eröffnet haben. In diesem Jahr scheint er im Adressbuch der Stadt Bozen als Verleger mit Sitz am Obstplatz 2 auf. Im darauffolgenden Jahr befindet sich die Bozner Verlagsniederlassung in der Wolkensteinstraße 2, gegenüber der Kapuzinerkirche. Diesen Sitz wird er beibehalten und 1925 bei der Eintragung in die Handelskammer Bozen als Firmensitz nennen. Im Oktober 1914 musste die Verlagsfiliale in Bozen aufgrund des Kriegszustandes geschlossen werden. Der 35-jährige Lorenz Fränzl wurde in den Kriegsdienst eingezogen. Wie es in einem Nachruf anlässlich seines Todes in der Tageszeitung „Dolomiten“ heißt, war er als Fotograf an der Dolomitenfront stationiert. Ende März 1915, vermutlich als Folge des Kriegseinsatzes, musste seine Einzelfirma Konkurs anmelden. Laut Konkursedikt war Fränzl 1915 „Inhaber einer graphischen Kunst- und Verlagsanstalt in München, Gundelindenstraße 7, und einer Zweigniederlassung in Bozen, Wolkensteinstraße 2“. Der Konkurs konnte abgewendet werden und wurde im Mai desselben Jahres vom kgl. Amtsgericht München aufgehoben. Vermutlich wurde im Zuge dessen der Münchner Standort aufgegeben, denn nach dem Krieg wird die Tätigkeit in der Bozner Wolkensteinstraße 2 wieder aufgenommen, es fehlen jedoch jegliche Hinweise auf eine Verlagstätigkeit in München.

Fotografische Landschaftsaufnahmen aus ganz Südtirol

Die Verlagsanstalt wirbt in Zeitungsanzeigen mit der guten und sauberen Ausführung ihrer Ansichtskarten, „Photographische Landschaftaufnahmen werden auf Wunsch überall und jederzeit angefertigt“. Fränzls Motive sind vor allem die Südtiroler Landschaft, Schlösser, Kirchen und Kapellen, Stadtansichten und Panoramen oder Detailaufnahmen von Stadt- und Dorfszenen, Außen- und Innenansichten von Hotels, Pensionen und Gasthäusern und ebenso Personen in landesüblicher Tracht. Wie andere arbeitet auch Fränzl mit Montagen, schafft Obst- oder Blumenumrahmungen für seine Panoramen, rückt Berge weiter heran oder montiert trachtentragende Kinderpärchen ins Bild. Charakteristisch für die Ansichtskarten aus dem Verlag Fränzl ab den 1920er-Jahren ist das Monogramm “LFB”, für „Lorenz Fränzl Bozen“, vor der Silhouette des Rosengartens im Briefmarkenfeld.

Im April 1921 beteiligt sich die Verlagsanstalt „mit einer Kollektion von Bildern, Photographien, Ansichtskarten“ an der Bozner Messe in der Franz-Josef-Schule. 1923 ist die Bozner Firma Lorenz Fränzl mit 22 fotografischen Aufnahmen der Stadt Bozen und der Ausflugsziele in ihrer näheren Umgebung am Stand der Bozner Fremdenverkehrsabteilung auf der Mailänder Messe vertreten. 1948 erscheint im Verlag L. Fränzl der Bildband „Dolomitenland. Ein Südtiroler Bilderbuch mit 160 ganzseitigen Bildern im Kupfertiefdruck“.

Der Verlag Fränzl nach dem Tod des Lorenz Fränzl

Als Lorenz Fränzl im September 1951 mit 72 Jahren stirbt, führt sein Sohn Ruprecht den Verlag bis Ende der 1960er-Jahre in Bozen weiter. 1970 übernahm der Enkel Meinhard Fränzl den Verlag und übersiedelte nach Kaltern. Der Verlag bietet Dienstleistungen im Bereich des Karten-, Print- und Souvenir-Designs an und kann auf das umfangreiche Bildarchiv des Großvaters zurückgreifen.

In der Reihe „Fränzl Collections“ können Hotels personalisierte Geschenkbücher für ihre Gäste drucken lassen. Gleichzeitig stieg Meinhard Fränzl in den Geschenkartikelgroßhandel ein und spezialisierte sich auf den Verkauf von Souvenirs, Geschenk- und Merchandising-Artikel.

Zu dieser Ausstellung

Diese digitale Ausstellung, kuratiert von Karin Maringgele vom Südtiroler Landesmuseum für Tourismus – Touriseum, zeigt eine Auswahl der Ansichtskarten, Druckwerke und Souvenirs des Verlags Fränzl aus rund 120 Jahren Firmengeschichte, die sich in den Beständen der Museen, Sammlungen und Archive im Katalog der Kulturgüter in Südtirol befinden. Das Webportal und die Datenbank werden inhaltlich von Notburga Siller vom Amt für Museen und museale Forschung betreut: Ziel ist es dabei auch, die Bestände unterschiedlicher Einrichtungen zusammenzuführen und dabei beispielsweise die Benennung der Urheberinnen und Urheber zu vereinheitlichen: Diese digitale Ausstellung rückt Lorenz Fränzl in den Mittelpunkt, beschreibt erstmals zusammenfassend seine unternehmerische Tätigkeit und zeigt eine Auswahl seines Schaffens.

Titelbild: Fränzl, Loranz: Ansichtskarte „Saluti da Merano“, Inventarnummer 4081428, Touriseum - Landesmuseum für Tourismus - Schloss Trauttmansdorff

Verwendete Quellen

Adress-Buch der Stadt Bozen und der Marktgemeinde Gries, 1913, S. 34.
Adress-Buch der Stadt Bozen und der Marktgemeinde Gries, 1914, S. 34.
Bozner Nachrichten vom 04.10.1914, S. 23.
Bozner Nachrichten vom 10.04.1915, S. 8, Konkursedikt.
Bozner Nachrichten vom 21.04.1921, S. 2.
Bozner Nachrichten vom 11.04.1923, S. 4.
Deutscher Reichsanzeiger, 13. Januar 1900, Nr. 12
Deutscher Reichsanzeiger, 7. Dezember 1901, Nr. 290
Deutscher Reichsanzeiger, 14. Mai 1915, Nr. 111.
Industrie- und Handels-Zeitung vom 22.02.1925, Nr. 8, VI. Jahrgang, S. 69.
Telefonat mit Meinhard Fränzl am 16.11.2023, Schulpräsentation von Laura Fränzl (Juni 2023) und Facharbeit von Lorenz Fränzl.
Waibl, Gunther, Photographie und Geschichte. Sozialgeschichte der Photographie in Südtirol 1919-1945, Teil III: Datenblätter der Gewerbephotographen Werbungen der Gewerbephotographen, Diss. Univ. Wien 1985, o. S.
Internetseite https://www.fraenzl.it/ und https://verlag.fraenzl.it/ (am 30.11.2023).
Sterbebildchen von Lorenz Fränzl, https://www.sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/39880/search/psk-20240125-zns25STwza (18.01.2024)

Dolomiti: Bagni Minerali di San Candido (Wildbad Innichen)

Ansichtskarte, Farbdruck.
Motiv: Außenansicht des Wildbades Innichen mit Dolomitengipfeln im Hintergrund.
Hersteller/Verlag: Foto Fränzl Bozen. Postkartennummer: No. 502/10 a.
Das Bild zeigt die Ansicht des 1856 durch den ungarischen Arzt Dr. Johann Graf Scheiber erbauten und später durch seine Tochter und ihren Mann Graf Bercker erweiterten Kurhotels des Wildbades Innichen, gelegen zwischen Innichen und Sexten, in Richtung Süden gegen die Dolomiten fotografiert. Man erkennt die ausgedehnte Anlage des Kurhotels mit seiner Architektur aus der Zeit des Übergangs vom Historismus zum Jugendstil, mit Erker, Erkertürmchen mit Kuppelhaube, Loggia, dekorativen Malereien, hölzernen Fensterrahmen und geschwungenen Giebeln. Im Ersten Weltkrieg wurde es teilweise zerstört und ist seither dem Verfall preisgegeben; heute besteht nur noch eine Ruine.
Im Hintergrund links der Haunold, rechts die Dreischusterspitze. [Informationen: Denkmalpflegeamt Südtirol.]
Der Aufdruck auf der Vorderseite ist nur in italienischer Sprache und lautet: "Dolomiti: Bagni Minerali di San Candido m. 1336 – Val Pusteria alta".
Rückseite nicht beschrieben, Postkarte nicht gelaufen.
Auch der Aufdruck auf der Rückseite ist nur in italienischer Sprache und lautet: "No. 502/19 a Ed. Stab. fot. Lor. Fränzl, Bolzano. Ogni riproduzione vietata".

Objektbezeichnung:
Postkarte
Inventarnummer:
U/1750
Institution:
Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde
Maße:
Höhe 89 mm, Breite 137 mm
Schlagwort:
Wildbad, Kurhotel, Turm, Erker, Zinne, Kuppel, Loggia, Giebel, Dolomiten, Innichen, Pustertal

 

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