Kulturgüter in Südtirol

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Schrankkoffer

Beschreibung: Großer Schrankkoffer mit sechs Schubladen auf der linken Innenseite und fünf Holzkleiderbügel auf zwei ausziehbaren Schienen auf der rechten Innenseite. Außen ist der Koffer entlang der Kanten mit angenieteten Lederstreifen verstärkt, die Eckpunkte zusätzlich metallverstärkt. An verschiedenen Stellen kleben die Überreste von teils übereinander angebrachten Kofferaufkleber und handschriftlichen Adressbillets. Auf einem der letzteren ist die Ortsangabe „Montagna – Egna – Alto Adige – Süd Tirol“ zu entziffern.

Laut mündlicher Auskunft der Museumsgründerin Frau Müller erhielt das Museum für Alltagskultur den Schrankkoffer von einer Leihgeberin aus Montan. Ursprünglich dürfte der Koffer allerdings aus einem Wiener Haushalt stammen, in dem eine Frau aus Montan einst Dienst tat.

Objektbezeichnung:
Schrankkoffer
Inventarnummer:
0432
Material:
Vulkanfiber, Eisen
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Länge 104 cm, Breite 54 cm, Tiefe 53 cm
Historische-kritische Angaben:
Die Zeit von 1900 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gilt als die erste Sternstunde des Tourismus in Südtirol. Bald etablierten sich Zentren wie Meran, Gries bei Bozen oder die Dolomiten als Tourismushochburgen von internationalem Rang. „Fremde“ kamen ins Land und mit den Gästen neues Gedankengut, neue Moden und fremde Sitten, die zur Öffnung der hiesigen Gesellschaft beitrugen und das Land mit in die Moderne führten.

Wer sich damals auf Reisen begab, tat dies mit übergroßen Gepäckstücken und war auf eine entsprechende Zahl an Kofferträger angewiesen. Die mittlerweile bewährte Form des Schrankkoffers entstand in Folge der Ablöse der Kutsche als Transportmittel durch die Eisenbahn. Die schweren und für den Außentransport konzipierten Kutschenkoffer verschwanden und wurden durch die stapelbaren und für den Gepäckwagen konzipierten Koffertruhen ersetzt. Dennoch – handlich reisen sieht anders aus. Aber darum ging es nicht. Wer reiste, wollte sich auch zur Schau stellen. Das Reisen mit großem Gepäck wurde regelrecht zelebriert und Gepäckstücke so lange wie möglich genutzt und über Generationen weiter vererbt. Nur so blieben die Kofferaufkleber auch sichtbar, die anders als die heutigen Einreisestempel in den Pässen die Weltgewandtheit der Weitgereisten weit publikumswirksamer zur Schau stellen konnten.

Das Reisen gehörte in gehobenen Kreisen zum guten Ton, die großen Schrankkoffer repräsentierten Besitz, Eigenheiten und Persönlichkeit ihrer Besitzer. Und so reiste beispielsweise die in den 1920er-Jahren zur Filmdiva avancierte Marlene Dietrich mit bis zu 80 Hutschachteln und „Elefanten“, wie sie ihre Schrankkoffer zu nennen pflegte.
Von den heute üblichen Handkoffern als Ausdruck schnelllebigen und flexiblen Reisens sind solche Gepäckstücke noch meilenweit entfernt.

 

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