Kulturgüter in Südtirol

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Speisekarte

Menükarte in braunem Holzrahmen mit Stehklappe. Das handschriftlich verfasste Menü umfasst 10 Gänge: 1.) Milz-Roulade – Suppe; 2.) Kalte Platte; 3.) Forellen blau mit Butter und Kartoffel; 4.) Pöckelzunge mit Specklinsen; 5.) Filee a la metta, garniert mit Erbsen und Butterbögen; 6.) Hofrat-Torte, Englisch-Chokolade & Wiener-Torte; 7.) Enten-braten mit gem. Salat; 8.) Russischer & Kastanien-Kren mit Bäckerei; 9.) Dessert; 10.) Kaffee mit Waffeln und Faschingskrapfen.
Auf der Rückseite findet sich die in Kurrentschrift verfasste Notiz: „Zur goldenen Hochzeit am 14. Oktober 1913. Vater und ich waren dabei. Mutter“.

Objektbezeichnung:
Speisekarte
Inventarnummer:
0058.p
Datierung:
1913
Material:
Papier, Holz
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Länge 18.7 cm, Breite 13 cm
Historische-kritische Angaben:
Noch kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges scheint die Versorgungslage im Land noch keine Engpässe zu kennen. Zumindest bei der Zusammenstellung von Festtagsmenüs. Leider ist nicht bekannt, wer das Festmenü in Auftrag gegeben hat und in welchem Neumarkter Gastlokal es stattfand. Jedenfalls wird es sich um einen begüterten Haushalt gehandelt haben, der sein Hochzeitsjubiläum solcherart zelebrierte.

Die Menükarte ist ein selten erhalten gebliebenes Zeitdokument einer Epoche, deren Versorgungslage kriegsbedingt ansonsten als mitunter existenzbedrohlich aber jedenfalls schlecht und ärmlich gilt. Während der Kriegsjahre gehörte stundenlanges Anstehen für kleinste Rationen an Milch, Brot, Zucker und Fleisch zum Alltag. Vor allem für die Familien in den Städten, die über keine Möglichkeiten der Eigenversorgung verfügten.

Ein anschauliches Beispiel für die Alltagsküche im Krieg liefert eine Meldung aus den Innsbrucker Nachrichten vom 21. Jänner 1917: „Ein Speiseplan für die Kriegsküchen (…), der für vierzehn Tage folgende Speisenzusammenstellung aufweist: (Tag) 1. Gemüsesuppe, Gulasch mit Kartoffeln; 2. Erbsensuppe, gelbe Rüben mit Kartoffeln; 3. Kartoffelsuppe, Leberkuchen mit roten Rüben; 4. Knochengraupensuppe, Kartoffelknödel mit Powidl; 5. Kohlsuppe, Beuschel mit Kartoffeln; 6. Reissuppe, Kuchen mit Kaffee; 7. Gemüsesuppe mit Graupen, Kartoffelknödel mit Powidl; 8. Knochensuppe mit Nudeln, Faschiertes mit Kraut; 9. Paradeissuppe, Kartoffelgulasch; 10. Kartoffelsuppe, Wurstfülle mit Kartoffeln; 11. Brotsuppe, Kartoffelgulasch; 12. Knorrsuppe, Schaffleisch mit Kohl; 13. Lebersuppe, Kriegskuchen mit Pflaumen; 14. Krautsuppe, Serviettenknödel mit Powidl. Die Speisepläne werden aber infolge der Kartoffelknappheit auch mit Wrukengerichten zu rechnen haben. Für ein einfaches Mittagessen berechnet das Ernährungsamt den Preis durchschnittlich auf 53,7 Heller.“

Quelle:
Lukas Morscher, Tiroler Alltagsleben im Ersten Weltkrieg (Innsbruck-Wien 2014), S. 90.

 

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