Kulturgüter in Südtirol

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Spielzeug

Beschreibung: Kriegsschiff aus lithographiertem Weißblech, das als Bodenläufer mit Uhrwerksantrieb ausgeführt ist, der über einen seitlich fest montierten Aufzugsschlüssel in Gang gesetzt wird. Das Schiff verfügt über drehbare doppelläufige Hauptgeschütze an Bug und Heck und beidseits zwei halbrunde, durchbrochen gearbeitete Brücken, die von jeweils sechs Bullaugen flankiert werden. Auf dem Aussichtsdeck sind zwei Schornsteine, zwei Signalhörner und mittig ein Aussichts-/Fahnenmast(?) angebracht. Am Bug prangt die Aufschrift „dreadnought“.

Objektbezeichnung:
Spielzeug
Inventarnummer:
2129
Hersteller:
HESS Blechspielzeuge
Datierung:
1910 - 1920
Material:
Blech, Metall
Technik:
gelötet
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Länge 21 cm, Breite 8 cm, Höhe 10.5 cm
Historische-kritische Angaben:
Das Kriegsschiff ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie die Spielzeugindustrie auf technische Neuerungen reagierte. Mit „dreadnought“ (zu Deutsch in freier Übersetzung „Fürchtenichts“) bezeichnete Großbritannien zu Beginn des 20. Jahrhunderts die neueste Klasse seiner Kriegsschiffe. Der erste dieser Schlachtkreuzer lief 1906 in Porthsmouth unter dem Namen HMS Dreadnought vom Stapel und wurde so zum Namensgeber aller modernen Schlachtschiffe kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges. Der für die damalige Zeit revolutionäre Schiffstyp verfügte über einen Dampfturbinenantrieb und eine einheitliche großkalibrige Bewaffnung. Da gerade die Marine als „Augapfel“ des deutschen Kaisers galt, verwundert es nicht, dass insbesondere die deutsche Blechspielzeugindustrie den neuen Schiffstyp umgehend in ihr Sortiment aufnahm.
Das vorliegende Modell wurde sowohl als Einzelschiff als auch als Hauptschiff einer ganzen Schiffsflotte zusammen mit mehreren kleineren Beischiffen verkauft. Obwohl das Exemplar ungemarkt ist, kann es anhand von Vergleichsstücken (http://www.historytoy.com/hess-blech-spielzeug-schiff-kaiserliche-flotte-bodenlaeufer) der Firma HESS zugeschrieben werden. Zudem gelangte das Blechschiff zusammen mit einem weiteren Produkt (Rennwagen) der Firma HESS als Dauerleihgabe in den Besitz des Museums.

Zur Geschichte der Blechspielzeugindustrie:
Die Herstellung von Blechspielzeug aus Weißblech begann in Deutschland noch im 2. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ab ca. 1813. Bald entwickelte sich der Großraum Nürnberg/Fürth zum Zentrum dieses neuen Gewerbes. Auch die Herstellerfirma Hess wurde 1826 in Nürnberg gegründet und zählt mit zu den Pionieren der Blechspielzeugindustrie. Bis 1890 bestimmten vor allem Puppenküchen, Eisenbahnen, Schiffe und Dampfanlagen die Produktpaletten der Firmen. Dazu gesellten sich nach der Erfindung des Automobils ab den 1890er Jahren Autos und Motorräder. Waren die frühen Blechspielzeuge noch handlackiert, setzte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts der farbige Lithographiedruck durch. Der 1. Weltkrieg führte zu einem Einbruch der Spielzeugindustrie, deren Produkte in der Folge vielfach nicht mehr die Qualität früherer Erzeugnisse erreichten. Eine damit zusammenhängende, einschneidende Neuerung war die Abwendung vom Lötverfahren zur Herstellung de Spielzeuge, deren Einzelteile fortan mit Blechzungen verzapft wurden. Nach einem neuerlichen Aufschwung der Blechspielzeugindustrie in den 1920er Jahren führte die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zu einem erneuten und für viele Firmen endgültigen Einbruch. Auch die Firma Hess schloss 1941 ihre Tore. Als einstige Firmenzeichen der Firma HESS sind die Initialen HM für Hess Matthias und HJL für Hess Johann Leonhard belegt.

 

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