Kulturgüter in Südtirol

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Vierkantflasche (Oleumflasche)

Große Vierkantflasche, hohe Quaderform; Oleumflasche; „Pietsche“ (dial. Burggrafenamt).
Steinzeug.
Vmtl. Böhmen.
Vor 1910.

Form:
Runder, flacher Boden; hoher quaderförmiger Bauch; runde, ansteigende Schulter; zylindrischer, einziehender Hals; kantig abgesetzter, steil ausladender Leistenrand mit konkaver Oberseite und Außenkante.
Hals- und Randinnenseite mit modelliertem Schraubgewinde (Innengewinde).
Dekor:
Transparente Glasur (Salzglasur) auf allen Außenflächen (Elfenbein RAL 1014 bis Orangebraun-Kupferbraun RAL 8023-8004).
Scharf abgegrenzter, beigegrauer Bereich an Schulter, Hals, beige Flecken auf der orangebraunen Wandung, die Längskanten im unteren Wandungsbereich sind dunkelbraun gefärbt.
Hell-graubeige Scherben.

Raue, grobkörnige Scherbenoberfläche.
Konzentrische Drehrillen an der Außenwandung.
Der untere Wandungsbereich ist unregelmäßig eingedellt.
Auf der Schulter und am Boden dunkler Belag.
Aus dem Gefäßinneren riecht es deutlich nach Petroleum/Erdpech oder Ähnlichem.

Bemerkungen:
Steinzeug-Vierkantflaschen dieser Größe wurden bis Anfang des 20. Jh. (z. B. Flasche Privatsammlung Brinkmann, dat. „1906“) in unveränderter Form für Aufbewahrung und Versand chemischer Produkte verwendet, insbesondere von Vitriolöl („Oleum“). Sie haben ein Volumen von ca. 20 Litern. Ein Herstellungszentrum dürfte im Raum Waldenburg (DE-SN) bzw. Nordböhmen liegen (Auskunft Bernd Brinkmann, 28.09.2014).
„Pitsche“ ist nach Schöpf die Bezeichnung für ein „Weingefäß im Form eines abgestutzten Kegels“. Fischnaler publiziert 1930 eine Sechskantflasche des 17. Jh. aus Zinn als „Pietsche oder Weinkanne“.
Ankauf 1985 aus Privatbesitz, Bruneck.

Lit.:
Fischnaler Konrad, Wissenschafts- und Literatur-Chronik. Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kultur-Chronik (Innsbrucker Chronik Bd. 3/4), Innsbruck 1930, S. 209.
Heege Andreas, Steinzeug in der Schweiz (14.–20. Jh.). Ein Überblick über die Funde im Kanton Bern und den Stand der Forschung zu deutschem, französischem und englischem Steinzeug in der Schweiz, hg. vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern. Bern 2009, S. 79 f.
Schöpf Johann Baptist, Tirolisches Idiotikon, Innsbruck 1866, S. 506.

Farbangaben (Näherungswerte): RAL-Tabelle RAL K7 classic, Ausgabe 2010.

Objektbezeichnung:
Flasche
Inventarnummer:
C/68
Sammlung:
Keramik
Datierung:
1910
Material:
Steinzeug
Technik:
glasiert (Salzglasur)
Institution:
Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde
Maße:
Höhe 444 mm, Rand Durchmesser 62 mm, Bauch Durchmesser 201 mm, Boden Durchmesser 176 mm, Volumen 20000 ml

 

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