Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

EX libris

Gedruckter Flyer mit zwei Darstellungen, nachträglich bearbeitet mit Bleistift und Rubbelbuchstaben: Im oberen Teil auf brauner Fläche Darstellung einer Stuhl-Buch-Figur, die ihren Kopf in der Hand hält. Dem Mund entweichen 3 "SSS". An der Stelle des Kopfes befindet sich ein aufgeschlagenes Buch, umrahmt von den Worten "EX" und "libris". Im unteren Teil spuckt ein rosa Schwein mehrmals die Buchstaben "msch" aus, deren gewellte Schriftform zum Wiesenmotiv werden. Am oberen Bildrand der unteren Zeichnung die Aufschrift "SSSSSAMEN". Am unteren Bildrand links handschriftlich mit Bleistift signiert: "msch msch". Undatiert, gerahmt in altem Fotorahmen. Auf der Rückseite viergeteilter Farbdruck mit vier Farbabbildungen mit Motiven der Meraner Pfarrkirche (Weihwasserbecken, Grabstein, Eisengitter, Ausschnitt Eingang) mit gedruckter Aufschrift oben links „D’UOMO DI MERANO“ und unten rechts „AUF GUTE NACHBARSCHAFT“. Auf der Rückseite des Rahmens handschriftlich mit weißem Stift geschrieben: "92 S no?", ??g. 13" (wahrscheinlich nicht vom Künstler beschriftet).

Objektbezeichnung:
Zeichnung (Kunst)
Inventarnummer:
234818
Hersteller:
Schönweger, Matthias
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
1980
Material:
Bleistift, Papier
Technik:
gedruckt, gezeichnet
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 22.5 cm, Breite 16 cm, gerahmt Höhe 26 cm, Breite 18.7 cm, Tiefe 1 cm
Schlagwort:
Figürlich
Historische-kritische Angaben:
Matthias Schönweger ist als Autor, bildender Künstler und Performer ein Grenzgänger zwischen den Disziplinen, wobei sich das sprachliche Element durch alle Facetten seines künstlerischen Schaffens zieht. Wortspiele, Lautmalereien, Mehrfachbedeutungen inspirieren seine Zeichnungen und Collagen. Zu den Kunstgriffen seiner verschmitzten Bildfindungen zählen neben den Sprachspielen insbesondere auch Aneignung, Zitat und Kitsch in einem lustvollen Umgang mit den Sujets und Formensprachen. Es ist ein freies Spiel im Spannungsfeld von Populärkulturellem und Symbolistischem, raffiniert und kitschig, konzeptuell und instinktiv, zwischen Subversion und Selbstdarstellung – persönlich, antiakademisch und fernab aller polierten Oberflächen. (Marion Piffer Damiani, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 210)

Was für ein Künstler ist Matthias Schönweger? Einer, der alles nimmt – und mehr daraus macht. Was für die meisten totes Zeug ist, sammelt er. Nicht um des Sammelns willen – […] sondern weil in den Fundstücken aus allem was die Alltagskultur an low culture, Kitsch und trash zu bieten hat, noch was ans Licht drängt: Da läuft noch was. […]
Denn im Herzen ist Schönweger ein Konzeptkünstler. Einer, der die grundlegende Einsicht der conceptual art in die sprachliche Natur aller Kunstaussagen strikt durchzieht und disparate Materialien nach poetischer Manier verknüpft. Aus Wortverdrehungen, Assonanzen und Reimen werden Sprachbilder und Bildsprachen. Wo man auch hinhört: Immer ist Sprache der Algorithmus. Schönweger kennt keinen Unterschied zwischen Realität und Fiktion, Humor und Tragik, Heute und Gestern, Kunst und Leben. Alles hängt mit allem zusammen und geht ineinander über. […] (Heinrich Schwazer, Die Neue Südtiroler Tageszeitung, Juni 2014)

[…] Die aktuelle Remix- und Samplekultur der Google- und Facebook-Generation – bei Schönweger war das immer schon Teil seines Erweckungstriebs. Sein Umgang mit dem Sampeln ist seelenvoller, humorvoller und letztlich auch ernsthafter als die bloß abgeklärten Montagen der DJ-Kultur. Immer wieder streut er Collagen, Schriftzeichnungen und bleistiftdünne Zeichnung meist erotischer Natur dazwischen, womit er dem eigentlichen Antrieb, aus dem sein ganzes Werk entsteht, ein Denkmal setzt. Schönweger ist und bleibt das Oberhaupt der Genießer und Genügsamen, der ewige Ministrant, der sein Leben ministriert, der Wortspiel-Triebtäter, der Alphabet-Artist, der Sammel-Tagedieb, der Spin-Doctor der Lebenskunst, der den avantgardistischen Traum von der Aufhebung der Kunst ins Leben fortspinnt. (Heinrich Schwazer, Die Neue Südtiroler Tageszeitung, 1. April 2012)

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...