Kulturgüter in Südtirol

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Körperlandschaft

Darstellung nicht identifizierbarer Körperteile in gelb-braun Tönen vor dunklem Hintergrund. Auf der Vorderseite links unten mit Feder in Blockschrift signiert und datiert "G. BONELL 2012". Gerahmt.

Objektbezeichnung:
Gemälde
Inventarnummer:
244191
Hersteller:
Bonell, Gotthard
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
2012
Material:
Papier, Holz
Technik:
gemalt
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 58 cm, Breite 70 cm, Tiefe 1 cm, gerahmt Höhe 70.5, Breite 82.5, Tiefe 4.5, Gewicht 10 kg
Schlagwort:
Figürlich
Historische-kritische Angaben:
Immer wieder verschwimmen in Gotthard Bonells Bildwelten (Natur-)Landschaften und (verwesende) Körperformen. Leder und Leib sind Fetisch und erotische Obsession, darunterliegende Schichten erscheinen als innere Landschaften. Komponiert in gedämpften Farben, getaucht ins Sfumato einer weichen, nebligen Atmosphäre, bleiben die Körper fragmentarisch und bruchstückhaft. Zeichnung und Malerei begegnen sich dialogisch, aber auch konfrontativ, als Bildgrund dient oft Seidenpapier, das in feinen Schichten auf die Holzplatte geklebt und bearbeitet wird. (Günther Oberhollenzer, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 40)

Warum wiederum das Bedürfnis sich durch Porträt oder Akt mitzuteilen? Inwiefern ergibt das einen Sinn, wo man doch längst geglaubt hatte, das Thema völlig überwunden zu haben. Und gerade jetzt? Vielleicht eine Reaktion, ein Verlangen nach mehr als nur Kopflastigkeit. Der „Bauch“ fordert sein Recht, Intellekt allein genügt nicht (mehr). Das Zusammenspiel der Empfindungen und deren sichtbare Formerscheinungen sind komplexer und umfassender. Sinnlichkeit in allen ihren Erscheinungen rückt wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
So wie in der Oper der Text eine wesentliche Ausdruckskomponente, Bereicherung und auch Auslöser zur Musik sein kann, so ist für mich Figuration eine wesentliche und notwendige Ausdrucksmöglichkeit in der Malerei.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit hat sich mir insofern nie gestellt, als dass ich das, was ich zu sagen habe, über die Figur sagen muss. Seit Anbeginn waren das Menschenbild – der Akt mein Thema, so zeitlos, weil der Mensch immer derselbe war und ist, so zeitgebunden, da (er) immer wieder aus einer bestimmten Zeit heraus entstanden ist.
Meine „Figur“, früher eingebunden in ein sozial-politisches Umfeld im Sinne der „Neuen Sachlichkeit“, später immer mehr für sich redend, identitätslos – indem immer torsohafter. Dazu inszeniertes schwarzes Leder, Haut, künstliche Formen – ambivalente Empfindungen hervorrufend – auch hier zeitlos und zugleich unserer Zeit verbunden. Verwundbar – geschmeidig – aggressiv – erotisch – sinnlich – missbraucht von Macht und Politik – Jugendsymbol.
In der Verbindung dieser beiden Aspekte der Figuration glaube ich meine zeitgemäße Form, meinen zeitentsprechenden Inhalt gefunden zu haben.
Körper, Haut – Inhalt und Hülle, Mensch – zeitlos berührend und doch so stark unserer Zeit verhaftet.
(Gotthard Bonell, aus: Katalog Figuration, Edition Oehrli, 1999/2000 by Ursula Blickle Zürich)

 

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