Kulturgüter in Südtirol

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Studie zu Jenn

Skizze zum Marmorgebirge Jenn in den Ortler-Alpen. Das Gebirge befindet sich im Stilfser Nationalpark und bildet das nördliche Ende eines Grats, der sich von der Laaser Spitze nach Norden zieht. Es ist 2.962 m hoch, besteht zum Großteil aus Laaser Marmor und ist von Göflan aus erreichbar. Unten rechts handschriftlich mit Kohle datiert: „11. 7. 93“.

Objektbezeichnung:
Zeichnung (Kunst)
Inventarnummer:
252526
Hersteller:
Höllrigl, Michael
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
1993
Material:
Kohlestift, Seidenpapier
Technik:
gezeichnet
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 75 cm, Breite 108 cm, gerahmt Höhe 76.5 cm, Breite 108.5 cm, Tiefe 3 cm, Gewicht 3 kg
Schlagwort:
Landschaft
Historische-kritische Angaben:
„Anfang der 1990er-Jahre wendete sich Michael Höllrigl mit dem Thema des Marmorbergs Jenn oberhalb seines Geburtsorts Laas den Landschaftsdarstellungen zu, die unübersehbar im Biographischen wurzeln.“ (Heinrich Schwazer). Mit den gebündelten, wellenartigen Strichen, welche mit schnellen Linien Umrisse von Landschaft erzeugen, versucht der Künstler sich der Natur und ihren Ausprägungen zu nähern, sie durch diese kalligrafischen Zeichen zu erfassen. Die Linie wird hier zu einem visuellen Manifest. Sie zeigt sich als ausufernde, vom weißen Blatt besitzergreifende Form und schafft dadurch eine tiefe, persönliche Landschaftsannäherung. (Eva Gratl, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 88)

Anfang der 1990er-Jahre wendete sich Michael Höllrigl mit dem Thema des Marmorbergs Jenn oberhalb seines Geburtsorts Laas den Landschaftsdarstellungen zu, die unübersehbar im Biographischen wurzeln. Gefühlsmäßig und auch bildlich schließen sie an die Tradition der Vinschger Künstler an, vor allem an Hans Ebensperger und Karl Plattner, die sich ebenfalls intensiv mit der sprechenden Landschaft des Vinschgaus auseinandergesetzt haben. In dieser späteren Werkphase wendet er sich einer Bildsprache zu, die wieder stärker vom Sehakt geprägt ist. Der eruptive Gestus weicht in diesem Zusammenhang einer weniger durch das Auge gesehenen als empfundenen Wahrnehmung, deren Botschaft zu sein scheint: Die Landschaft spricht! […] Ein genauerer Blick auf die Jenn-Bilder offenbart jedoch, dass von einer rein rezeptiven Sehwahrnehmung keine Rede sein kann. Das quälerische Bemühen um Details liegt ihm fern. Bündelungen, Krümmungen, V-förmig ausgabelnde und sich verästelnde Linienstrukturen bringen dunkle Zonen der Verdichtung hervor. Eine beinahe greifbare Konzentration auf Versunkenes, Vergessenes, Unbewusstes ist ihnen eingeschrieben. Michael Höllrigl schaut nicht mit den Augen, sondern mit dem ganzen Leib. Er bezieht die ganze Leiblichkeit des Menschen in den Vollzug der Anschauung ein. […]
Höllrigls Kunst ist vorrangig eine Kunst der Linie. Sie fußt, vergleichbar der vormodernen chinesischen Malerei, auf Erfahrungen der Schreibkunst. Entscheidend in der Gestaltgebung ist die Bewegung der Hand, nicht die imaginierende Bewusstseinstätigkeit. […] „Die Hand weiß mehr als der Kopf“ lautet Höllrigls Credo. Das heißt nichts anderes, als dass jedes Bild aus einem Geschehen heraus ganz von selbst entstehen muss, unter Ausschaltung des Gestaltungswillens und jedes geistigen Vorentwurfes. Die Spur des Zeichners ist die Leiblichkeit des Zeichners. Ohne diese Spur der Leiblichkeit spricht ein Bild nicht. (Heinrich Schwazer, 2017)

 

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