Kulturgüter in Südtirol

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Mohnkapseln

Vier vom oberen Bildrand herabhängende Mohnkapseln vor einer wüstenartigen Landschaft und Hügelkette in Blau. Auf der Rückseite oben handschriftlich mit Bleistift bezeichnet, datiert und signiert: „MOHNKAPSELN / 1984 MOHNKAPSELN / K Welponer“.

Objektbezeichnung:
Gemälde
Inventarnummer:
252527
Hersteller:
Welponer, Karin
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
1984
Material:
Ölfarbe, Holz
Technik:
gemalt
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 70 cm, Breite 80 cm, gerahmt Höhe 72 cm, Breite 82 cm, Tiefe 3 cm
Schlagwort:
Landschaft, Stillleben
Historische-kritische Angaben:
„Mohnkapseln schütten überschwänglich ihren Reichtum an Körnern aus. Jedes einzelne glatt und rund im gespeicherten Wissen seiner Vollkommenheit. Saftweiß quillt die Milch zum Glück aus der angeritzten Fruchtkapsel und bringt Schlaf, Träume, Vergessen und Tod“ (Karin Welponer, 2018). In der Wüstenlandschaft, über der die Mohnkapseln fast wie bedrohliche Arme hängen, verwebt Karin Welponer symbolische und surreale Ebenen, um mit fragmentarischen Bedeutungszusammenhängen eine neue Bildwelt zu vermitteln. Dabei macht die Künstlerin ihr tiefes Verständnis für Alltägliches und ihre malerisch surreale Verfremdung deutlich. (Eva Gratl, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 252)

[…] Karin Welponer hält sich an die tastbare Welt der vertrauten Dinge, die sie erst in einer Umordnung der Bildlogik ins Magische deutet. Sie hat sich ein eigenes Repertoire an Bildvokabeln geschaffen, mit denen sie im Bild jongliert, die sie mit den einfachen Tricks des surrealen Kombinationsspiels ins Symbolische umdeutet. Mit Vorliebe sind es exotische Pflanzen und Blüten, die über sinnliche Farben und ihre Formen nicht selten Erotisches assoziieren; sie kommen aus dem wuchernden Phantasiegarten einer Malerin, die eine angeborene Neugier für Exotisches hat, die ihre Beobachtungen auf abenteuerlichen Reisen sammelt, auf den Seychellen, in der Wüste Sahara, im Sinaihochland. Dort findet sie Stimmungen und Naturformationen, die in ihrer Eigenart „surreal“ wirken. Sie geben dem symbolträchtigen Verwandlungsspiel den Hintergrund der Wirklichkeit. Karin Welponer bleibt dabei in ihrer sinnesfreudigen Ursprünglichkeit mehr an der Oberfläche der Doppeldeutigkeit, weiß dem Sog in die Tiefe einer brüchigen Realitätserfahrung immer auszuweichen. Am Schnittpunkt des bayerisch-tirolischen Kulturraumes zieht die Malerin in ihrer Bildwelt die Fäden zu den Gedanken des europäischen Surrealismus. (Eva Kreuzer Eccel in: Aufbruch. Malerei und Grafik in Nord-Ost-Südtirol nach 1945, Bozen 1982, S. 167-170)

Achmed versenkt seinen Arm in der Düne. Bis zum Oberarm muss der Arm befeuchtet sein, um einem Samen seinen vollendeten Zyklus zu garantieren. Er zeigt auf den Regenvorhang, der schon über dem Boden verdampft.
Über lange Zeiten lagert keimfähiges Pflanzengut im Grus, in tonigen Sanden, in Spalten, in Rissen und Klüften, wo es eingerieselt, eingeschwemmt – geschützt vor den glühenden Strahlen der Sonne – seine Zeit abwartet.
Durch Erosion und Erdverschiebung zerbirst und verwittert das Gestein. Die ständigen Winde legen alte Schichtungen frei, Körner, Samen und Kerne gelangen an die Oberfläche. Ausgiebiger Regen verhilft dem geheimen Bewusstsein der Pflanzen nach Abschwemmen der keimhemmenden Chemikalien zur Fortpflanzung. Und, jedesmal hält sich ein Teil abwartend zurück, um auf weitere ideale Bedingungen zu reagieren.
Mohnkapseln schütten überschwänglich ihren Reichtum an Körnern aus. Jedes einzelne glatt und rund im gespeicherten Wissen seiner Vollkommenheit. Saftweiß quillt die Milch zum Glück aus der angeritzten Fruchtkapsel und bringt Schlaf, Träume, Vergessen und Tod. (Karin Welponer, August 2018)

 

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