Kulturgüter in Südtirol

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Waldstück 5

Nr. 5 aus der Werkserie „Waldstück“. Unscharfer, grobkörniger Blick in die von der Sonne beschienenen Baumkronen eines Blätterwalds. Auf der Rückseite unten rechts handschriftlich mit schwarzem Faserstift signiert und datiert: Christian Reisigl 2015.

Objektbezeichnung:
Gemälde
Inventarnummer:
256306
Hersteller:
Reisigl, Christian
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
2015
Material:
Leimfarbe, Ölfarbe, Leinwand
Technik:
gemalt
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Höhe 160 cm, Breite 110 cm, Tiefe 4.5 cm
Schlagwort:
Landschaft
Historische-kritische Angaben:
Malerei, die wie ein reliefartiger Körperraum erscheint, im Titel aber doch Landschaft suggeriert: Christian Reisigls unscharfes „Waldstück“ ist keine impressionistische Momentaufnahme. Modellierter Ton und Fotografie sind die Zwischenstufen für seine Malerei, die Sichtbares und Vorstellung thematisiert. Der unscharfe Bildraum, der Weichheit und fast Romantik in sich trägt, steht dabei im Gegensatz zur präzise ausgeführten Malerei und fordert ein bewusstes Betrachten und Ansehen, aber auch das Hinterfragen dieses fließenden, unscharfen Bildraums. (Eva Gratl, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 192)

Christian Reisigl offenbart eine akribische und reflektierte Recherche der Bildgebung in einer Zeit der Bilderflut. Der Ausstellungstitel „Malerei“ ist reduktiv und benennt auf lapidare Weise das künstlerische Medium als den vermeintlichen Gegenstand. In Wirklichkeit handelt es sich um einen harmlosen Titel für eine komplexe Angelegenheit.
Die Werkauswahl zeigt Arbeiten auf Leinwand und auf Papier, mehrheitlich aus dem Jahr 2016. Bemerkenswert ist dabei eine konsequente Weiterführung und Zuspitzung der bisherigen Entwicklung: eine höchst artifizielle Motivwahl ohne einen konventionellen Wirklichkeitsbezug und eine Selektion und Konzentration auf wenige (zwei) zentrale Themen. Hier sind es „Waldstücke“ und „Tonstücke“, die sich nicht als Abbilder von etwas Gegenständlichem verstehen, sondern als Katalysatoren der sinnlichen und analytischen Wahrnehmung und als Schnittstellen dessen, was wir sehen und wissen. Die Vorlage für die malerische Ausführung sind Fotografien von Waldszenerien mit einem Mangel an Tiefenschärfe oder von handwerklich hergestellten Tonreliefs, die beide nur als Vorwand für eine visuell ambivalente Bildlösung dienen.
Wesentlich bei diesen Werken sind die Besonderheiten und Unterschiede des Bildhaften: die malerische und damit präzise gesteuerte Herstellung, eine absichtsvolle Unschärfe der Konturen zwischen Vordergrund und Hintergrund, die Unvergleichbarkeit des Sichtbaren mit anderen bekannten oder ähnlichen „Bildern“, die Schlussfolgerungen daraus für den Maler und den Betrachter.
Die reflexive Arbeitsweise und der langsame Reife- und Produktionsprozess bei Christian Reisigl resultieren aus einem hohen Problembewusstsein und dem Wissen um die Krisen der Malerei seit der Moderne. Einen wesentlichen Antrieb bezieht dieses Werk aus der Vernetzung der ästhetischen Erfahrung bei malerisch hergestellten Bildern im Kontrast zu solchen bei anderen visuellen Medien und des Alltags. […]
Seit seinen Anfängen in den 1990er-Jahren hat sich Christian Reisigl mit einer erstaunlichen Eigenständigkeit positioniert. Inhaltlich war sein Werk zuerst an traditionelle Motive wie Stillleben, Körperlandschaften oder Interieurs angelehnt. Mit Bezug auf den grundlegenden Antagonismus zwischen Figuration und Abstraktion verzichtet es darauf, sich für eine Richtung zu entscheiden. Es verfolgt ein Weder-Noch oder ein Sowohl-als-Auch und lässt sich als hartnäckige Arbeit an einer Synthese, als ein Ringen um eine Verschmelzung der angeblichen Gegensätze deuten.
(Markus Klammer zur Ausstellung „Christian Reisigl, Malerei“, Stadtgalerie Brixen, 2017)

 

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