Kulturgüter in Südtirol

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Jenn, das Gebirge aus Marmor

Mappe mit 6 Kaltnadelradierungen. Verschiedene Darstellungen des Marmorgebirges Jenn bei Laas. Edition 3 von 15. Jedes Blatt ist unten rechts handschriftlich mit Bleistift signiert: "3/15 M Höllrigl".

Objektbezeichnung:
Druckgrafik (Kunst)
Inventarnummer:
258009
Hersteller:
Höllrigl, Michael
Sammlung:
Kunstankauf, Abteilung Deutsche Kultur
Datierung:
1993
Material:
Papier
Technik:
gedruckt (Kaltnadelradierung)
Institution:
Landesvermögensamt
Maße:
Mappe Höhe 55.2 cm, Breite 67 cm, 5 Blätter Höhe 54 cm, Breite 65.5 cm, 1 Blatt Höhe 54 cm, Breite 38.5 cm, 3 gerahmt je Höhe 63 cm, Breite 72.5 cm, Tiefe 3 cm, Gewicht 2 kg
Schlagwort:
Landschaft
Historische-kritische Angaben:
„Jenn, das Gebirge aus Marmor“ ist bei Michael Höllrigl schwarz, schiebt sich quer über das weiße Blatt, bewegt, schwingt, krümmt und verästelt sich, bündelt sich zu schwarzen Linien, verdichtet sich und ufert aus. Der Künstler „beschreibt“ den Berg seiner Kindheit, dem er unzählige Studien gewidmet hat, indem er die dreidimensionale Landschaft in eine persönliche, zweidimensionale Wirklichkeit verwandelt. Das sichtbare Gebirge erscheint durch die rhythmischen und gebündelten Linien als ein abstrahiertes, inneres Bild. (Eva Gratl, in „Arbeiten. Lavori in corso II”, Bozen 2020, S. 90)

Anfang der 1990er-Jahre wendete sich Michael Höllrigl mit dem Thema des Marmorbergs Jenn oberhalb seines Geburtsorts Laas den Landschaftsdarstellungen zu, die unübersehbar im Biographischen wurzeln. Gefühlsmäßig und auch bildlich schließen sie an die Tradition der Vinschger Künstler an, vor allem an Hans Ebensperger und Karl Plattner, die sich ebenfalls intensiv mit der sprechenden Landschaft des Vinschgaus auseinandergesetzt haben. In dieser späteren Werkphase wendet er sich einer Bildsprache zu, die wieder stärker vom Sehakt geprägt ist. Der eruptive Gestus weicht in diesem Zusammenhang einer weniger durch das Auge gesehenen als empfundenen Wahrnehmung, deren Botschaft zu sein scheint: Die Landschaft spricht! […] Ein genauerer Blick auf die Jenn-Bilder offenbart jedoch, dass von einer rein rezeptiven Sehwahrnehmung keine Rede sein kann. Das quälerische Bemühen um Details liegt ihm fern. Bündelungen, Krümmungen, V-förmig ausgabelnde und sich verästelnde Linienstrukturen bringen dunkle Zonen der Verdichtung hervor. Eine beinahe greifbare Konzentration auf Versunkenes, Vergessenes, Unbewusstes ist ihnen eingeschrieben. Michael Höllrigl schaut nicht mit den Augen, sondern mit dem ganzen Leib. Er bezieht die ganze Leiblichkeit des Menschen in den Vollzug der Anschauung ein. […]
Höllrigls Kunst ist vorrangig eine Kunst der Linie. Sie fußt, vergleichbar der vormodernen chinesischen Malerei, auf Erfahrungen der Schreibkunst. Entscheidend in der Gestaltgebung ist die Bewegung der Hand, nicht die imaginierende Bewusstseinstätigkeit. […] „Die Hand weiß mehr als der Kopf“ lautet Höllrigls Credo. Das heißt nichts anderes, als dass jedes Bild aus einem Geschehen heraus ganz von selbst entstehen muss, unter Ausschaltung des Gestaltungswillens und jedes geistigen Vorentwurfes. Die Spur des Zeichners ist die Leiblichkeit des Zeichners. Ohne diese Spur der Leiblichkeit spricht ein Bild nicht. (Heinrich Schwazer, 2017)

 

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