Kulturgüter in Südtirol

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Entwurf für das Relief am Finanzamt in Bozen: Libyen / Abessinien-Äthiopien-Großbritannien / Malta / Rhodos / Spanischer Bürgerkrieg / Allegorie des Krieges

Kohle/Rötel-Entwurf (auf insgesamt drei zusammengeklebten Blättern) für Teile des Reliefs "Der Triumph des Faschismus" am ehemaligen Sitz der Faschistischen Partei in Bozen (heutiges Finanzamt). Es handelt sich um das Endstück des oberen Reliefbands.

- Libyen / Abessinien/Äthiopien-Großbritannien / Malta / Rhodos
Der erste Teil zeigt die Personifikation Libyens, eine stolze Gestalt in beihnahe hieratisch-statuarischer Haltung. Sie trägt eine ausladende Tunika und ein zweischneidiges Richtschwert in der erhobenen Rechten, flankiert von einer Palme und dem pyramidenartigen Triumphbogen der neu angelegten libyschen Küstenstraße. Dieser Teil des Entwurfs ist datiert und signiert: "1940 Piffrader".
Es folgen zwei grimmige Soldaten, die ihre spitzen Speere in den Rücken des "Löwen von Juda" (traditionelles Prädikat des äthiopischen Kaiser Hailé Selassié aus dem Stamme Juda) und des "Britannischen Löwen" (Allegorie Großbritanniens, Protektor Äthiopiens) rammen.
Es folgt die Zeichnung der neunstöckigen Stele von Aksum (ehemalige kaiserliche Krönungsstadt von Abessinien) und dreier Wimpel an einem Fahnenmast. Im obersten Wimpel ist das Malteserkreuz eingeschrieben (die Insel Malta war zwischen 1912 und 1943 von Italien besetzt). Der zweite Wimpel trägt die Inschrift "FERT" (Fortitudo eius Rhodum tenuit) und erinnert an Amadeus VI. von Savoyen, welcher im Jahre 1362 an der Verteidigung der Insel Rhodos gegen die Türken maßgeblich beteiligt war.
Anstelle dieser letzten Darstellung wurde im Relief letztendlich ein geknechteter Afrikaner ausgeführt, der unter dem Joch der britannischen Kolonialherrschaft schmachtet.

- Spanischer Bürgerkrieg / Allegorie des Krieges
Der zweite Teil des Entwurfs zeigt den Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939): Ein bärtiger Krieger mit geschultertem Patronengurt ("il volto guerriero dell'Italia fascista") vor der lang umkämpften und schließlich eroberten Festung von Alcazar, über welche drei Wimpel mit heraldischen Emblemen Spaniens im Wind flattern.
Es folgt die Allegorie des Krieges: Der Krieg wird als Tötungsmaschine gezeichnet, an den Füßen trägt er Schuhe aus Panzerfahrzeugen, aus dem Körper brennen Flammenwerfer, auf der Schulter trägt er ein Kanonenrohr.
Signiert und datiert: "Piffrader Giovanni 1940".
Dieser Entwurf wurde nie realisiert. Das letztendlich realisierte Relief zur Allegorie des Krieges zeigt indes eine andere, von den Auftraggebern gewährte Version: einen faschistischen Krieger, eine weibliche, verschleierte Personifikation Spaniens und einen Soldaten.

(vgl. Mathias Frei, "Das ikonographische Programm" in: Hans Piffrader 1888 - 1950 - Entwürfe zum Relief am Gebäude der Finanzämter in Bozen, S. 23ff)

Objektbezeichnung:
Grafik
Inventarnummer:
1868
Hersteller:
Piffrader, Hans
Sammlung:
Sammlung Museion
Datierung:
1940
Material:
Kohlestift, Rötel, Papier
Technik:
gezeichnet
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Entwurf Höhe 137 cm, Entwurf Breite 638 cm
Historische-kritische Angaben:
"Einer der bedeutendsten Südtiroler Bildhauer der Zwischenkriegszeit. 1907-1911 besucht er die Kunstschule in Innsbruck, 1919-1921 die Kunstakademie in Wien. Anschließend als Bildhauer in Bozen tätig. Das tragische Erlebnis des Ersten Weltkrieges beeindruckt ihn tief und teilt sich seinem Werk mit. Seine zahlreichen Zeichnungen […] verbinden die dramatischen Visionen eines Eggers-Lienz und des Expressionismus mit dem Erlebnis des Krieges und einer tragischen Sicht des Lebens. Von seiner Hand stammen einige der bedeutendsten Auftragsarbeiten, welche die italienische Regierung um 1940 in Südtirol hat ausführen lassen (u.a. das Relief auf der Casa del Fascio, dem heutigen Finanzgebäude)."
(MUSEIONDOCUMENTA, Museion, Bozen, 1994, S. 99)

 

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