Kulturgüter in Südtirol

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secoli e millenni

Sechs Bleistiftzeichnungen auf Digitaldurck.
Auf den einzelnen Blättern ist der zentrale Teil (das Bozner Siegesdenkmal) jeweils ein Digitaldruck (ein Scan von originalen Werkskizzen des Künstlers für das Werk "Architettura 'corretta'" (2014), welches in der Museion-Ausstellung "Soleil politique. Das Museum zwischen Licht und Schatten" präsentiert wurde. Die Hintergrundzeichnungen wurden hingegen mit Bleistift hinzugefügt.

Die sechs aufeinander folgenden Zeichnungen dokumentieren einen hypothetisch Wandel des Siegesdenkmals im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende, bis hin zu seinem völligen Verschwinden. Auf der sechsten und letzten Zeichnung nimmt de facto die Natur den Raum wieder für sich ein.

Objektbezeichnung:
Grafik
Inventarnummer:
FCR15
Hersteller:
Pettena, Gianni
Sammlung:
Sammlung Stiftung Südtiroler Sparkasse
Datierung:
2014
Dargestellter Ort:
Bozen
Material:
Bleistift, Buntstift, Papier
Technik:
gezeichnet, gedruckt (Digitaldruck)
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Werk (je) Höhe 21 cm, Werk (je) Breite 29.7 cm, Rahmen (je) Höhe 24 cm, Rahmen (je) Breite 32.5 cm, Rahmen (je) Tiefe 3 cm
Historische-kritische Angaben:
"Als mich Pierre Bal Blanc [Guest Curator der Museion-Ausstellung 'Soleil politique. Das Museum zwischen Licht und Schatten'] in sein Ausstellungsprojekt im Museion einbezogen hat, hat er mich zu meinen Ursprüngen zurückgeführt: nach Bozen mit seiner speziellen Geschichte bzw. mit seinen verschiedenen Geschichten, die zu meiner Jugend gehören, zu meinen frühesten bewussten Erinnerungen.
Ich bin in Bozen geboren, während des Kriegs aber waren wir bei unseren Großeltern in Moena, in ihrem Hotel, dort setzen meine ersten Erinnerungen ein. 1945 kehren wir alle mit meinem auf einem Lastwagen aus dem Krieg zurückgekehrten Vater nach Bozen zurück. Es folgen der Kindergarten, die Volkschule und der Besuch des Convitto nazionale. In der zweiten oder dritten Volkschule beginne ich, mit meinem ersten Rad Bozen zu erforschen. Damals gab es nur wenig Verkehr und auch ein Kind konnte die Stadt gefahrlos durchqueren.
Und die Rekonstruktion: die historische Stadt auf der einen Seite der Talfer, auf der anderen Seite der Teil, der sich an der Moderne ausrichtet. Wir haben auch in der Talfer gebadet, haben dort unsere ersten Kopfsprünge gemacht. Ich habe bei meinen Freunden keine Unterschiede gemacht, ich habe sie mir einfach unter den Italienisch oder Deutsch Sprechenden ausgesucht. Die Schule half uns, wie ich mich erinnere, mit beiden Sprachen umzugehen.

Dann die Architektur und die Natur. Von Anfang an galt mein Interesse beiden. Die Natur im Fassa-Tal, die Berge, die ich sah und auf die ich stieg oder durch die ich wanderte; diese Berge sah ich in Bozen im Hintergrund von der anderen Seite, denn im Vordergrund lag die Stadt.
Erst spät habe ich verstanden, dass die Stadt eine Interpretation liefert von Geschichte, Ideologie und noch immer wachen Traumata; ich verstand nicht, wie die Gegensätze Jahrzehnte nach Kriegsende und dem Schiffbruch der beiden Ideologien, die sich mit den beiden Sprachen verbunden hatten, immer noch – und so tief greifend – weiterexistieren konnten. Ich fuhr mit meinem Rad durch die Stadt, ich spürte den oft sehr starken Geschmack von Jahrhunderten und Überlagerungen; der Stadtteil auf der anderen Seite der Talfer, bevor man nach Gries kommt, sprach eine andere architektonische Sprache, die mich ratlos machte. Als Kind spürte ich die Monumentalität, wenn ich allein mit meinem Rad durch diese breiten und geraden Straßen fuhr; diese Straßen hatten nicht als Hintergrund meine beruhigenden Berge, an die ich gewohnt war. Nur der Siegesplatz auf der Rückseite des Monuments gefiel mir, sein Grün und seine drei Durchgänge: Durchlässe zwischen dem, was ich dann als Menschenwerk bezeichnet habe, und dem Himmel, den diese Tore ausschnitten und konnotierten. Die irgendwie metaphysische Atmosphäre nahm mich gefangen. Später habe ich verstanden, was sie mir vermittelte: dass die Architektur, vor allem wenn sie mit Botschaften und Ideologie versetzt ist und in einen Wettkampf eintreten und ihr Umfeld beherrschen will, doch immer den Kürzeren zieht in der Auseinandersetzung mit der riesigen Gegenwart und Kraft der Natur....

Im Lauf der Jahrtausende kann alles verschwinden, es können – zum Teil überlagerte - Spuren vergangener Kulturen zurückbleiben, aber am Ende definiert die Natur die Verhältnisse neu, sie nimmt wieder ihre Rolle ein und setzt sich über die kleinlichen Streitereien der Jahrhunderte hinweg: die Natur erzählt ihre Geschichte in Jahrtausenden und Jahrmillionen." (Gianni Pettena, Oktober 2014)

 

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