Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

Nudo coricato

Gemälde mit der Silhouette einer liegenden Frau in Rückenansicht (Tempera auf Papier, aufgezogen auf Leinwand).

Objektbezeichnung:
Gemälde
Inventarnummer:
350
Hersteller:
Mattioli, Carlo
Sammlung:
Sammlung Museion
Datierung:
1962
Material:
Tempera, Papier, Leinwand
Technik:
gemalt
Institution:
Stiftung MUSEION. Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Bozen
Maße:
Werk Höhe 71.5 cm, Werk Breite 98 cm, Rahmen Höhe 7.5 cm, Rahmen Breite 103 cm, Rahmen Tiefe 5.5 cm
Historische-kritische Angaben:
"[...] Seine Individualität drückt sich durch Zeichen und dick aufgetragene Farbe aus, wobei es die geheimnisvollen und rätselhaften menschlichen Gestalten zum Gefühl eines unüberwindlichen Unbehagens führen. Er nützt alle Möglichkeiten der Malerei und das Pulsieren der Materie, um die existentielle Unruhe und Besorgnis ohne viel Aufsehen, aber glaubwürdig, bestimmt und entschieden zum Ausdruck zu bringen. Frauenakte: nicht nur zum Anschauen, sondern vielmehr zum Betrachten und Bewundern: sie vermitteln Unruhe und Rührung, erwecken Verlangen, Erinnerungen, Qualen, Enttäuschungen, aber auch Liebe, Sinnlichkeit und Hoffnung. Aus dem Braun der spätherbstlichen Poebene steigen auf den Schwingen der Phantasie spielende Figuren empor: konkrete, im Nebel versunkene oder im Schein des Lichtes aufleuchtende Wirklichkeit. Aus einem fast unvernehmbaren Geflüster und Gekribble der Erde, aus einer verborgenen Spannung steigen Scheinbilder auf, die sich in ihr aufzehren. Beim Betrachten dieser an emotionalem Gehalt und metaphysischem Anliegen so reichen Werke wird all das, was an Impressionismus, Kubismus, Abstraktismus, Expressionismus, figuraler oder informeller Kunst erinnern kann, zur leeren Redensart, denn unter Berücksichtigung struktureller und formeller Gesetze, ohne je dabei naturalistisch zu wirken, ist ihr Leitfaden einzig und allein in einem tiefliegenden Gefühl der Teilnahme, des Verständnisses und im Drang nach 'Wirklichkeit' zu suchen. Um dieser inneren 'Wirklichkeit' näher zu kommen, haben sich viele Bildhauer der Malerei und viele Maler der Bildhauerei zugewendet, und vielleicht haben sich gerade diese letzteren um die moderne Plastik besonders verdient gemacht. Auch Mattioli verspürt das Bedürfnis nach neuen Versuchen und überträgt seine künstlerischen Vorstellungen durch dialektische Beziehung zu verschiedenen Materialien auf plastische Formen, um das auszudrücken, was mit flacher Darstellung nicht zur Gänze gesagt werden kann, sondern nur durch die kristallisierte Vergegenständlichung eines Körpers vermittelt wird. So geschieht es, dass im doch so aktuellen Werk Carlo Mattiolis alle Erfahrungen miteinbezogen sind, aber nur als Mittel zur Entwicklung und Lösung formaler Probleme, wobei er nationalen und internationalen kulturellen Moden absolut fern bleibt. Die Beziehung zwischen Vorstellung und Verwirklichung, von der wir stark angezogen und gleichzeitig auch befriedigt werden, entspricht der Ethik Mattiolis: er ist hochgebildet, eher abweisend und sarkastisch und – es könnte als ein Paradox erscheinen — ständig durch seine feinfühlende und raffinierte Künstlernatur in Krise versetzt. Ausgebreitete Farben, von Erhebungen und Vertiefungen gezeichnete Strukturen, Schatten und plötzliches Aufflammen in der zauberhaften und verblüfften Stille der abendlichen Stunden, ohne Angst, aber voll Nostalgie und sehnsüchtigem Verlangen: auf diese Weise erheben sich die Frauenakte Carlo Mattiolis zu Sinnbildern unseres Daseins."
(Pier Luigi Siena: "Carlo Mattioli: Frauenakte" in: Carlo Mattioli - Frauenakte/Nudi femminili 1944 - 1974, Museion, Mazzotta, Mailand 1989, S. 9-10)

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...