Sensenscheide
Kunstvoll geschnitzte und mehrfarbig gefasste Sensenscheide in Form eines Drachen. Am Endstück sind die Initialen des Besitzers "C + P" eingeschnitzt.
- Inventarnummer:
- 000573a
- Hersteller:
- Unbekannt
- Datierung:
- 1800 - 1850
- Material:
- Holz, Farbe, Schnur
- Technik:
- geschnitzt, gefasst
- Institution:
- Museum Gherdëina
- Maße:
- Länge 80 cm, Breite 17 cm
- Historische-kritische Angaben:
-
"Barbaras Fundstücke: Sensenscheide und Wetzkumpf - Mehr als nur Arbeitsgeräte
Unsere Vorfahren versahen ihre Arbeitsgeräte mit Sprüchen, Zeichen und mit Darstellungen von Heiligen. Der Grund dafür mag in der tiefen Gläubigkeit zu suchen sein und in der Sorge um ihre Familien. [...]
Eine Sense wurde früher weit herumgetragen. Wenn sich Bauern, Knechte und Mägde zu Fuß auf den Weg zu den höher gelegenen Wiesen und Almen machten, trugen sie ihre Arbeitsgeräte mit. Hätte die Sense nicht einen Schutz gehabt, hätte man sich leicht verletzen können. Denn nur eine kurze Unachtsamkeit, ein Stolpern oder ein Sturz hätten gereicht, um sich oder jemanden neben sich mit der Sense zu verletzen.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, wurde die Sensenscheide erfunden. Sie diente zur eigenen Sicherheit, aber auch zum Schutz der Sensenklinge, die schnell hätte verbogen werden können. Wie es früher üblich war, erfand man nicht nur einen simplen Schutz für derlei Arbeitsgeräte, sondern verzierte diesen mit allerlei Ornamenten und Abwehrzeichen. Häufig sind auf den Sensenscheiden, die übrigens aus Holz hergestellt wurden, Tierköpfe zu sehen. Besonders beliebt waren Drachen, Hunde und Schlangen.
Was machen diese Tiere auf der Sensenscheide? Sie entsprangen den alten Vorstellungen des Volksglaubens. Vor Schlangen fürchtete man sich besonders, wie auch einige Tiroler Sagen zum Ausdruck bringen. Bei den Arbeiten auf den Wiesen und Feldern kamen die Menschen mit Schlangen in Berührung und erschraken natürlich. Nicht selten hörte man auch, dass Menschen beim Einsammeln von Beeren, so zum Beispiel beim Schwarzbeerenpflücken, von einer Schlange gebissen wurden.
Während Blindschleichen harmlos waren, konnte man in höher gelegenen Orten oder in der Nähe eines Holzstapels auch auf eine giftige Viper oder gar auf eine Kreuzotter stoßen. Besondere Sorg hatten die Eltern um ihre Kinder, die beim Arbeiten mit waren, mithalfen und zwischendurch natürlich auch mit dem, was die Natur hergab, spielten. Sie liefen barfuß herum und hatten auch keine allzu große Scheu vor fremden Tieren.
Es mag daher verständlich sein, dass auf die Sensenscheiden ausgerechnet sie Schlangen als Zeichen des Schutzes und der Abwehr kamen. Auch der Drache und der Hund sollten abschrecken und böse Dämonen fernhalten. Daher wurde den Sensenscheiden oft ein weit geöffnetes Maul mit großen Zähnen verpasst. [...]
Heute sind derlei Arbeitsgerät und Objekte der Volkskunst hauptsächlich in Museen zu finden. [...] In unserer schnelllebigen Zeit, wo niemand mehr daran denkt, ein Arbeitsgerät zu verzieren und mit Dekorationen auszuschmücken, sind die Gegenstände aus Holz, die sich aus der Zeit, in der es in der Landwirtschaft noch keine Technik und keine Maschinen gab, besonders rar und erhaltenswert."
(Stocker, Barbara: "Barbaras Fundstücke: Sensenscheide und Wetzkumpf - Mehr als nur Arbeitsgeräte" in St. Antoniusblatt, 79. Jahrgang, Nr. 5, Mai 2012, S. 19f)
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