Kulturgüter in Südtirol

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Vierkantflasche (Oleumflasche)

Große Vierkantflasche, hohe Quaderform; Oleumflasche; „Pietsche“ (dial. Burggrafenamt).
Steinzeug.
Vmtl. Böhmen.
Vor 1910.

Form:
Runder, flacher Boden; hoher quaderförmiger Bauch; runde, ansteigende Schulter; enger, senkrechter Hals; unterschnittener, steil ausladender Leistenrand mit konkaver Oberseite und Außenkante.
Hals- und Randinnenseite mit modelliertem Schraubgewinde (Innengewinde).
Dekor:
An der Schulter teilweise umlaufende Rille.
Transparente Glasur (Salzglasur) auf allen Außenflächen (Farbeindruck Kastanienbraun RAL 8015 bis Beigebraun RAL 1011 bis Grünbraun RAL 8000).
Die gewölbten Wandungsteile, besonders die Schulter, sind Dunkelbraun bis Grünbraun gefärbt.
Hellgrauer Scherben.

An der Schulter eingeritzte geschwungene Linien, möglicherweise Buchstaben „B“ oder „Pz“ (Töpferzeichen?).
Grobkörnige Scherbenoberfläche.
An der Schulter umlaufender, unregelmäßiger Grat (Brennhilfeabriss?).
Weiße und dunkelbraune Flecken am Boden.
Aus dem Gefäßinneren riecht es deutlich nach Petroleum/Erdpech oder Ähnlichem; eine entsprechende schwarze Masse bildet Rinnspuren auf der Außenwandung

Bemerkungen:
Steinzeug-Vierkantflaschen dieser Größe wurden bis Anfang des 20. Jh. (z. B. Flasche Privatsammlung Brinkmann, dat. „1906“) in unveränderter Form für Aufbewahrung und Versand chemischer Produkte verwendet, insbesondere von Vitriolöl („Oleum“). Sie haben ein Volumen von ca. 20 Litern. Ein Herstellungszentrum dürfte im Raum Waldenburg (DE-SN) bzw. Nordböhmen liegen (Auskunft Bernd Brinkmann, 28.09.2014).
„Pitsche“ ist nach Schöpf die Bezeichnung für ein „Weingefäß im Form eines abgestutzten Kegels“. Fischnaler publiziert 1930 eine Sechskantflasche des 17. Jh. aus Zinn als „Pietsche oder Weinkanne“.
Altbestand des SVM.

Lit.:
Fischnaler Konrad, Wissenschafts- und Literatur-Chronik. Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kultur-Chronik (Innsbrucker Chronik Bd. 3/4), Innsbruck 1930, S. 209.
Heege Andreas, Steinzeug in der Schweiz (14.–20. Jh.). Ein Überblick über die Funde im Kanton Bern und den Stand der Forschung zu deutschem, französischem und englischem Steinzeug in der Schweiz, hg. vom Archäologischen Dienst des Kantons Bern. Bern 2009, S. 79 f.
Schöpf Johann Baptist, Tirolisches Idiotikon, Innsbruck 1866, S. 506.

Farbangaben (Näherungswerte): RAL-Tabelle RAL K7 classic, Ausgabe 2010.

Objektbezeichnung:
Flasche
Inventarnummer:
C/2459
Sammlung:
Keramik
Datierung:
1910
Material:
Steinzeug
Technik:
glasiert (Salzglasur)
Institution:
Südtiroler Landesmuseum für Volkskunde
Maße:
Höhe 492 mm, Rand Durchmesser 68 mm, Bauch Durchmesser 255 mm, Boden Durchmesser 195 mm, Volumen 20000 ml

 

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