Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

Stoewer Record

Typenhebelmaschine Modell Stoewer Record, das zwischen 1905 und 1930 produziert wurde. Rotes und schwarzes Farbband, Umschalt- und Sperrtaste. Rückseite: Glocke für Zeilenumbruch. Schwarz lackiert, mit Akzenten in Goldlack.

Beiderseits die Typenbezeichnung "STOEWER RECORD" je 4 einander überschneidende Medaillons mit figuralen Darstellungen und Umschriften - Auszeichnungen von Wirtschaftsmessen und Ausstellungen: "MANCHESTER INDUSTRIAL EXHIBITION 1910"; Pferdefuhrwerkdarstellung mit russischer Schrift; OCIETA ART LETTATORIE NELLA SCUOLA GRANDE DI S. GIOVANNI VENEZIA / BERLIN STOEWER / STETTINO"; "AMSTETTEN 26. -29. Sept. 1908"; "MANCHESTER 1910 Industrial Exhibition / GOLDMEDAL / BER(HARD) STOEWER / STETTIN GERMANY" (in Goldlack, gemalt); figurale Darstellung ohne Schrift.

Objektbezeichnung:
Schreibmaschine
Inventarnummer:
0078
Hersteller:
Nähmaschinen- und Fahrräder-Fabrik Bernh. Stoewer A.G.
Datierung:
1909
Material:
Stahl
Technik:
lackiert
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Länge 28 cm, Breite 35 cm, Höhe 27 cm, Höhe 39 cm
Historische-kritische Angaben:
Ursprünglich war Schreiben im wahrsten Sinne des Wortes ein Handwerk mit individueller Note. Zwar hatte es seit jeher mit Wiederholen und Normieren zu tun, weil die zu Papier gebrachten Zeichen als Zeichen wiedererkannt werden mussten, aber die Handschrift des Schreibers gestattete zugleich individuelle Abwandlungen in der Ausformung der Zeichen. Dies änderte sich zunächst mit der Verbreitung des Buchdrucks um 1500 durch die einzelne und gleichmäßige Herstellung von Buchstaben in Letternguss. Die Druckschrift begann die Handschrift abzulösen – zumindest für die Reproduktion von Büchern.

Die Schreibmaschine ist der nächste Evolutionsschritt in dieser Entwicklungsgeschichte. Während Gutenbergs Buchdruck einzig reproduzierte, beginnt mit der Schreibmaschine der Einsatz der Druckschrift für die Textproduktion durch den Schreiber selbst. Die Hand ist dabei nicht mehr für die Ausformung von Buchstabenzeichen im Einsatz, sondern gibt durch einzelnen, aneinandergereihten Fingerdruck Buchstabenproduktionsbefehle an die Maschine weiter. Schreiben wird mit der Einführung der Schreibmaschine vom handwerklichen zum mechanischen Vorgang.

Zwar begann die Nutzung der Schreibmaschine noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, doch setzte sich ihr Einsatz als alltagstaugliches Schreibwerkzeug endgültig erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch. Zumindest in den Schreib- und Amtsstuben der öffentlichen Verwaltung und des Militärs und in Firmenbüros. Im Lehrplan der Öffentlichen Handelsschule und kaufmännischen Fortbildungsschule in Bozen aus dem Jahr 1911 findet sich in der Liste der „nicht obligaten Lehrgegenstände“ auch das Fach „Maschinschreiben“. Das Lehrziel wird folgendermaßen definiert: „Einige Vertrautheit mit dem Gebrauche von Schreibmaschinen verschiedener häufig vorkommender Systeme. Allgemeine Erklärung der Arbeitsweise der vorhandenen Schreibmaschinen mit Universaltastatur. Einlegen des Papiers, Bewegen des Wagens, Zeilenschaltung, Normalfingersatz; Belehrungen über die Instandhaltung von Schreibmaschinen. Uebungen von häufig vorkommenden Buchstabenverbindungen, Worten und Sätzen. Interpunktionszeichen und Ziffern. Uebungen im Schreiben von Briefumschlägen, Geschäftsbriefen, Rechnungen und Scheinen. Die Schüler werden partienweise unterwiesen.“

Das in Stettin (damals preußische Provinz Pommern, heute Polen: Szczecin), ansässige Erfolgsunternehmen Stoewer produzierte ursprünglich Nähmaschinen und ab 1893 auch Fahrräder. 1901 nahm die Firma die Schreibmaschinenproduktion in Angriff, das erste Modell erschien 1903. Das Modell Nr. 5, die Stoewer Record kam 1909 auf den Markt und wurde bis 1930 in einer Stückzahl von über 95.000 Exemplaren produziert. Die Stoewer Record aus dem Museum für Alltagskultur in Neumarkt gehörte zuletzt dem 1909 in Neumarkt geborenen Geistlichen Ignaz Grandi. Während seiner Zeit als Kooperator in Kurtatsch und Laas und als Pfarrer in Partschins verfasste er bis in die 1960er-Jahre (unveröffentlichte) Theaterstücke, die er auf dieser Schreibmaschine zu Papier brachte.

Quelle:
Lehrplan der Öffentlichen Handelsschule (und kaufm. Fortbildungs-Schule) in Bozen (Bozen 1911), S. 35f.

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...