Kulturgüter in Südtirol

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Tennisrock

Langer, beiger, gerade geschnittener Tennisrock. Unten Zierlappen abwechselnd eckig und rund, mit je 3 überzogenen Zierknöpfen besetzt und angesetzter Plissee. Rückwärtige Mitte im oberen Teil offen, mit im Bund eingezogenen Bändern zu schließen.

Objektbezeichnung:
Rock
Inventarnummer:
0242
Datierung:
1900
Material:
Viskose
Technik:
genäht
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Länge 96 cm
Historische-kritische Angaben:
Sport als Freizeitbeschäftigung war im Tirol der Jahrhundertwende noch nahezu unbekannt. Die deutsch-nationale Turnerbewegung der 1890er-Jahre war politisch motiviert und stellte militärischen Drill und Disziplin in den Vordergrund. Und sie sperrte sich gegen neuartige Sportarten, deren Geburtsstunde in Großbritannien geschlagen hatte und hierzulande dank des Fremdenverkehrs trotzdem allmählich Einzug hielten. Und so sind Sportarten wie Radfahren und Tennis auch und vor allem Ausdruck einer neuen Zeit.

Dies gilt insbesondere für die Anliegen der Frauenbewegung. Noch standen sich zwei Frauenideale gegenüber: Das vom 19. Jahrhundert geprägte Ideal einer zarten, blassen, schutzbedürftigen und inaktiven Frau und das neue Ideal einer von sich aus agierenden, sportlichen Frau, die studiert, arbeitet und die alte Frauenrolle abschüttelt. Sportliche Betätigung im Freien war demnach Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses der modernen, emanzipierten Frau. Am 12. April 1898 traten sieben mutige Radfahrerinnen in Innsbruck zu einem Radrennen an – der erste Frauenwettkampf Tirols. Mutig deshalb, weil Frauensport anfangs noch belächelt und verspottet wurde.

Sechs Jahre später fand vom 27. Juni bis 3. Juli 1904 das erste Tennisturnier des Landes ebenfalls in Innsbruck statt, wobei es sowohl eine eigene Damenklasse als auch einen Mixed-Bewerb gab. Ein 1910 ausgetragenes internationales Tennisturnier verteilte sich auf mehrere Etappenorte und wurde in Gossensaß, Roncegno, Molveno und als krönenden Abschluss am Karerpass ausgetragen.

Zugang zum Frauensport hatten damals und auch noch im folgenden Jahrzehnt ausschließlich Damen des gehobenen Bürgertums und des Adels. Der Tennisrock im Museum für Alltagskultur in Neumarkt stammt aus dem Nachlass der Baronesse Widmann aus Kurtatsch. Mündlichen Überlieferungen zufolge soll sich die gehobene Gesellschaft des Unterlandes am Fennberg oberhalb von Kurtatsch zum Tennisspielen getroffen haben.

 

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