Kulturgüter in Südtirol

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Bügeleisen

Elektrisches Bügeleisen mit zweipoligem Anschluss; gusseiserner Korpus mit gedrechseltem Handgriff. Untergestell mit Haltegriff aus durchbrochen gearbeiteter Eisenplatte auf bogig gestalteten Füßchen.

Objektbezeichnung:
Bügeleisen
Inventarnummer:
0289
Datierung:
1900 - 1930
Material:
Eisen, Holz
Technik:
gegossen, gedrechselt
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Länge 20.5 cm, Breite 9.5 cm, Höhe 14 cm
Historische-kritische Angaben:
Die Elektrifizierung gehört zu den bahnbrechenden Neuerungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In Südtirol trat der elektrische Strom kurz vor der Jahrhundertwende seinen Siegeszug an und sorgte für hell erleuchtete Haushalte und leistungsfähigere Betriebsstätten. Zumindest theoretisch. Denn die potentiellen Abnehmer machten abgesehen von den wenigen Industrieunternehmen von der neuen Energiequelle nur zögerlich Gebrauch.

Am 4. März 1897 unterzeichneten die Gemeinden Bozen und Meran den Gründungsvertrag der Etschwerke, um auf der Töll ein Elektrizitätswerk zu bauen und zu betreiben. Das Wasserlaufkraftwerk Töll ging am 5. April 1898 ans Netz. Es folgten weitere kleinere Werke, unter anderem das Elektricitätswerk in Auer, das offensichtlich bereits 1901 auch Strom nach Neumarkt lieferte. Das belegt eine frühe Rechnung vom 20.12.1901 an Nicolaus Ankreuz, ein unter den Neumarkter Lauben ansässiger Schmiedemeister. Um die Nachfrage nach der neuen Energie zu forcieren, bot dasselbe Werk ab 1903 kostenlose Anschlüsse für Privathaushalte an. Noch hielt sich die Nachfrage in Grenzen.

Das erste Elektrobügeleisen meldete der Amerikaner Henry Seely 1882 zum Patent an. Zu den Pionieren in Europa zählte der Vorarlberger Wilhelm Schindler. Der Gründer der Firma Elektra in Bregenz brachte sein erstes funktionsfähiges Elektrobügeleisen 1888 auf den Markt. Wohl deshalb war hierzulande noch in den 1930er-Jahren der Begriff „Bregenzer“ für Elektrobügeleisen geläufig. Der Umgang mit den neuartigen Geräten war nicht unproblematisch. Frühe Modelle verfügten noch über keine Regulierung um eine Überhitzung zu vermeiden. So vermelden beispielsweise die Innsbrucker Nachrichten vom 21. Juli 1914 auf Seite 5: „Im Sticklokale des Paramentenmachers Michael Hofer in Brixen entstand am vergangenen Sonntag durch ein elektrisches Bügeleisen Feuer. Da von der Familie Hofer niemand zu Hause war, musste man die Wohnung aufbrechen, um das Feuer löschen zu können. Man hatte jedenfalls vormittags das elektrische Bügeleisen benützen wollen, doch war am Sonntag von 7 Uhr früh bis 4 Uhr nachtmittags seitens des Elektrizitätswerkers zwecks Montage der neuen Freileitung der Betrieb eingestellt worden. Leichtsinnigerweise ließ man nun das Bügeleisen eingeschaltet, so daß, als um 4 Uhr der Betrieb seitens des Elektrizitätswerkes wieder aufgenommen wurde, auch dem Bügeleisen ungehindert Strom zugeführt wurde. Die hiedurch entwickelte Hitze war so groß, daß das Drahtgestell, auf dem das Bügeleisen ruhte, glühend wurde und der Fußboden in Brand geriet.“ (Quelle: Lukas Morscher, Tiroler Alltagsleben im Ersten Weltkrieg (Innsbruck-Wien 2014), S. 23.).

Das Problem der Überhitzung wurde erst durch die Erfindung des Thermostaten im Jahr 1925 gelöst. Breite Verwendung in Privathaushalten fanden Bügeleisen allerdings erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts. Für das Elektrobügeleisen aus dem Museum für Alltagskultur Neumarkt fand sich in der Datenbank des Technik-Museum Schweiz ein typologisch identisches Vergleichsexemplar aus dem Jahr 1903 (http://www.technik-museum.ch/geraete/paging.asp?p=49).

Die neu erschlossene Elektrizität führte neben der Einführung neuer Haushaltsgeräte schon bald zur Erfindung und Patentierung verschiedenartiger und mitunter kurioser Produktneuheiten, wie exemplarisch ein Werbeinserat für einen „Elektrischen Haarzerstörer“ aus der Zeitschrift „Die Dame“, Ausgabe 1. Juni 1916 zeigt.

 

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