Kulturgüter in Südtirol

Rete Civica dell’Alto Adige - Il portale della Pubblica Amministrazione

Herbst

Das Schulwandbild „Herbst“ gehört zu einer vierteiligen Serie zu den vier Jahreszeiten. Das Bild wird an den Längsseiten von halbrunden Holzstäben gerahmt. Am oberen Stab sind zwei Hängeösen angebracht. Die naturalistische, genrehaft idyllische Darstellung zeigt Szenen der herbstlichen Erntezeit. Linkerhand wird die Traubenernte eingebracht, in der Bildmitte kommt ein Jäger samt seinem Gehilfen und Jagdhunden mit einem Hasen als Jagdbeute des Weges, eine im Gras sitzende Dame schaut gemeinsam mit ihrem Kind interessiert zu. Im rechten Bildfeld sind im Vordergrund drei spielende Kinder abgebildet, dahinter werden Äpfel geerntet und das eingebrachte Getreide in einer offenen Scheune gedroschen, während im Bildhintergrund vor einem See die Felder bearbeitet werden.

Das Bild ist in der linken unteren Ecke mit „M. & S. Görlich“ signiert. Die Signatur stammt von den beiden tschechischen Künstlerinnen Marie und Sophie Görlich (Brno/Brünn 1851-1896 bzw. 1856-1893). In der rechten unteren Bildecke ist der Hersteller angegeben: „Lith. u. Druck v. Ed. Hölzels Kunst-Anstalt in Wien“. An der Rückseite ist im oberen Randbereich ein Klebeetikett mit der Aufschrift „A. Pichlers Witwe und Sohn Wien“ und dem handschriftlichen Zusatz „Hölzel Herbst“ angebracht.

Objektbezeichnung:
Lithographie, Schautafel
Inventarnummer:
0080 c
Hersteller:
Ed. Hölzel
Datierung:
1890 - 1910
Material:
Papier, Leinwand
Technik:
gedruckt (Lithografie)
Institution:
Museum für Alltagskultur
Maße:
Höhe 84, Breite 136
Historische-kritische Angaben:
Schulwandbilder sind die Vorläufer der heute für Bildpräsentationen gebräuchlichen Beamer. Sie dienten seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders in den Volksschulen zur anschaulichen Darstellung von Lerninhalten. Entworfen wurden sie meist von weniger bekannten Künstlern unter Anleitung von Pädagogen. Ihre flächendeckende Verbreitung verdankten sie der Erfindung der Lithographie als älteste Drucktechnik für Farbdrucke.

Der in Prag geborene Buchhändler und Verleger Eduard Hölzel eröffnete bereits 1844 eine Buch- und Musikalienhandlung im mährischen Olmütz. 1861 erwarb er eine lithografische Anstalt in Wien und baute dort den Verlag Ed. Hölzel auf, der besonders für seine Geographie-Atlanten bekannt war, aber auch ganze Serien von Schulwandbildern in großen Mengen für die Schulen aller Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie herstellte.

Als Blütezeit der Schulwandbilder gelten die Jahrzehnte von 1880 bis 1920. Als didaktische Lehr- und Anschauungsmaterialien bildeten sie einen bedeutenden Bestandteil des Unterrichtes. Aus heutiger Sicht lassen sich anhand der dargestellten Bildinhalte interessante Rückschlüsse auf damalige Unterrichtsmethoden und Lehrziele ziehen. Zudem spiegeln sie den damals herrschenden Zeitgeist wider und werfen nicht selten ein bezeichnendes Licht auf die zeitgenössischen Wertvorstellungen und politischen Einstellungen.

Die Schulwandbilder aus dem Museum für Alltagskultur in Neumarkt kamen 1970 bei den Umbauarbeiten an der ehemaligen Volksschule „Kaiser-Franz-Josef-Schule“ in der Fleimstalstraße zum Vorschein.

Quelle: Walter Müller, Reinhard Stach, Schulwandbilder als Spiegel des Zeitgeistes zwischen 1880 und 1980 (Opladen 1988).

 

Ausgewählte Objekte

Kein Objekt vorhanden...