Kulturgüter in Südtirol

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Mariedl, die Riesin von Tirol

Die Holzplastik zeugt drei Figuren, zwei Frauen und ein Mann mit Hut, wobei die mittlere Figur, eine der Frauen, deutlich größer als die anderen beiden ist. Die Figuren stehen auf einem hölzernen Sockel und sind überdacht, weil sie immer an dieser Stelle stehen.
Die Tafel, die rechts vom Mann an der Wand angebracht ist, erklärt: "Die Tiroler Riesin MARIA FASSNAUER aus Ridnaun mit ihren Eltern. Sie war damals die größte Dame der Welt (1879-1917)
La gigantessa MARIA FASSNAUER di Ridanna con i genitori. Era la donna piú grande del mondo in quell'epoca"

Objektbezeichnung:
Skulptur
Inventarnummer:
Bm_0001777
Sammlung:
Standort Ridnaun
Datierung:
1990
Material:
Holz
Technik:
geschnitzt
Institution:
Landesmuseum Bergbau
Maße:
Riesin Höhe 240 cm, Sockel Höhe 20 cm, Länge 248 cm, Breite 66 cm
Historische-kritische Angaben:
Maria Faßnauer wurde am 28. Februar 1879 im hintersten Ridnauntal als älteste Tochter von Theresia und Josef Faßnauer geboren. Im Alter von drei Jahren begann sie ungewöhnlich schnell zu wachsen, in der Schule überragte sie die Schüler so sehr, dass sie für eine erwachsene Frau gehalten wurde.
In jener Zeit wurden Menschen mit ungewohnlichen Körpermerkmalen in Schaubuden (Panoptiken) ausgestellt, man betrachtete sie als sensationelle "Wunder der Natur". Was heute Befremden auslöst, war damals oft eine Möglichkeit Geld zu verdienen, da es Menschen mit Beeinträchtigungen schwer hatten.
Die Touristen verbreiteten die Nachricht über ein "Riesenmädchen" in den Bergen, sie spendeten für ein angemessen großes Bett, da Maria eine sehr gekrümmte Haltung hatte. Erste Anfragen für Schaustellereien kamen, doch die Eltern weigerten sich. Sie waren arm und Schulden lasteten auf ihrem Hof, erst 1906 sagten sie zu. Und Maria zog - stets in Begleitung mit einer Schwester - aus.
Zuerst durch Deutschland und Österreich: Passage-Panoptikum, Berlin, Oktoberfest, München, Wien... 1907 reiste sie durch England; in den nächsten Jahren erschien sie in deutschen und österreichischen Städten als "Mariedl, die Riesin von Tirol", "Das Tagesgespräch in Berlin-London-Wien".
Die Riesin war eine warhaft riesenhafte Erscheinung: 2 Meter 40 groß, mit hohen Hut in einem Dirndl-artigen Kleid mit Mieder und silbernen Knöpfen; mit Bassstimme erzählte sie vom Leben in einer Welt, in der alles zu klein schien. Sie trug Stiefel mit Plateausohlen um noch größer zu wirken, die Zeitungen berichteten ihrem Riesenappetit und von ihrem Riesenbräutigam.
Dieser warb in London um ihre Hand, man munkelte schon von einer "Riesenhochzeit". Clive Darril, der Glückliche, wurde als ein reicher Farmer aus Australien beschrieben. Doch er ist bis heute nur als ihr Bräutigam bekannt. Keine Lebensgeschichte.
Der Mythos hatte seinen Preis. Mariedl reiste im Verborgenen, ging heimlich zur Messe und sah all die prächtigen Städte nur von der verschlossenen Kutsche aus. Wo sie sich zeigte, liefen die Menschen zusammen. Sie durfte keine Gratisvorstellung geben, man sah sie nur gegen Bezahlung. Ihre Schwester und ihr Manager begleiteten sie, doch sie war einsam, Heimweh quälte sie, in den letzten Jahren kamen gesundheitliche Propleme hinzu.
Sie verdiente gut, ihre Schwester einen Bruchteil davon. Mit den Einnahmen gelang es ihr, die Schulden ihrer Eltern zu tilgen. Sie wollte sich ein Häuschen kaufen.
Ab 1914 blieb sie zu Hause, die gesundheitlichen Probleme verschlechterten sich, die Religion tröstete sie. Am 4. Dezember 1917 starb sie. Die Beerdigung wurde in den Zeitungen nochmals zur Sensation gemacht.
Zum Weiterlesen:
Freizeitring Ridnauntal. Die Tiroler Riesin Maria Faßnauer aus Ridnaun. 1879-1917. Ridnaun 1982.
Standort Ridnaun.

 

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